Babsi Zangerl flasht Freerider am El Capitan

Babsi Zangerl geht mal wieder in die Geschichte ein – dieses Mal als erste Person, die eine Route am El Capitan im Yosemite-Nationalpark geflasht hat. Die Österreicherin kletterte über einen Zeitraum von vier Tagen die Route Freerider (VI 5.13a / 7c+), die sich in 34 Seillängen und 1.000 Meter über eine der berühmtesten Granitwände der Welt erstreckt. Zangerl hatte gemeinsam mit ihrem Partner Jacopo Larcher einen Flash-Versuch unternommen, jedoch stürzte letzterer in der Crux und fiel somit aus dem Rennen um die erste Flashbegehung.

Freerider wurde von den Huber-Brüdern Alexander und Thomas erstmals begangen und ist eine Variante der berühmten Salathé-Wall. Diese Route erlangte spätestens bei der Oscar-Verleihung 2017 besondere Bekanntheit, da sie im Film Free Solo neben Alex Honnold eine zentrale Rolle spielte.

Neue Benchmark im Bigwall-Klettern

Babsi Zangerl gelingt mit ihrem Freerider-Flash das, was andere bisher immer nur fast erreicht haben: Auch Pete Whittaker versuchte sich 2014 gemeinsam mit Seilpartner Tom Randall an der Challenge. Doch da sie bei ihrem Versuch starkem Verkehr in der Route ausgesetzt waren, schafften sie es nicht wie geplant an einem Tag und mussten wieder abseilen. Zudem fiel Pete an einem 7A-Boulder und wählte als Alternative die leichtere Teflon Corner (5.12d). Auch Cédric Lachat setzte 2009 einen Flash-Go in Freerider, musste jedoch nach einem Sturz im Boulder ähnlich wie Pete auf eine Alternativroute ausweichen.

Von sich selbst aus hätte Babsi Zangerl vermutlich nicht den Versuch gewagt: Die gebürtige Vorarlbergerin wurde jahrelang von ihrer Freundin Kolin Powick bearbeitet, die sie und Jacopo Larcher motivierte, einen Flash-Versuch an Freerider zu starten. Zangerl war jedoch skeptisch und zweifelte daran, dass es möglich wäre.

Ich hatte wirklich niedrige Erwartungen.

Babsi gegenüber unseren Kollegen von Climbing.com

Obwohl das österreichisch-italienische Duo keine der 30 Seillängen zuvor geklettert war und viele von ihnen onsight kletterte, hatten sich beide zuvor intensiv über die Route informiert – in vielen Gesprächen mit Kletter*innen, die die Linie bereits geklettert waren, aber auch im Kino bei Free Solo.

Babsi Zangerl und Jacopo Larcher sprechen daher auch bewusst von keiner Onsight-Begehung, weil sie vor ihrem Go bereits sehr viel über die Route in Erfahrung gebracht hatten.

Auch wenn es für Jacopo durch seinen Sturz im Boulder-Pitch nicht für den historischen Flash gereicht hat, blicken beide auf einen beeindruckenden Team-Ascent zurück, der sie als Seilschaft langfristig stärken wird:

Als wir auf dem Gipfel ankamen, fühlte es sich unwirklich an. Ich war glücklich für mich und gleichzeitig traurig für Jacopo. Man hat nur eine Chance, und bei einer 1.000m hohen Wand kann sich das noch brutaler anfühlen. Jacopo nahm es mit Fassung und seine unerschütterliche, 100-prozentige Unterstützung auf dem Weg zum Gipfel war so wichtig für mich. Das ist ein echter Beweis für seinen Charakter und ich kann ihm nicht genug danken.

Babsi Zangerl über den Flash von Freerider

Babsi Zangerl: historische Sends im Überblick

Barbara „Babsi“ Zangerl zählt seit Jahren zu den herausragendsten Kletterinnen in der Szene. Sie war die erste Frau, die einen 8B-Boulder geklettert hat, und gehört zu den wenigen, die Trad-Routen bis zum Grad 8c+ wiederholt haben. Ihr beeindruckendes Portfolio umfasst neben 9a Sportkletterrouten auch alpine Routen wie Endless Flamme am Nameless Towers (5.13a) sowie ikonische Yosemite-Linien wie The Nose (5.14a), El Niño (5.13c), Zodiac (5.13d) und Magic Mushroom (5.14a). Auch die „Alpine-Trilogie“, bestehend aus Des Kaisers neue Kleider, Silbergeier und End of Silence steht in ihrer Tickliste.

Auch wenn historische Meilensteine wie Babsis Flash nie ganz mit anderen verglichen werden können, ist eines an dieser Stelle doch bemerkenswert: dass sowohl die erste Befreiung des El Capitan als auch der erste Flash an dieser geschichtsträchtigen Wand auf zwei Frauen zurückzuführen sind, die mit ihrer jeweiligen Leistung die Kletterwelt um mehr als nur ein paar Felsmeter nach vorne katapultiert haben.

  • Credits Text kletterszene.com/ Babsi Zangerl
  • Credits Fotos Miya Tsudome for Highpoint Productions
  • Beitragsdatum 26. November 2024