Stasa Gejo -Klettern - Kletterszene

»Pain makes you feel alive.« Auf eine Tasse Kaffee mit Stasa Gejo

Die Serbin Stasa Gejo (Jahrgang 1997) stand 2015 dank Rage against the machine auf dem Siegertreppchen bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco (Bouldern und Combined) und ließ auch nach der Jugend-Karriere nicht viel anbrennen. 2017 wurde sie Europameisterin im Bouldern und gewann die World Games. Ihr Style ist sehr nach vorne und kompromisslos, was ziemlich geil zum zuschauen ist. Das große Jahr der Olympia-Quali, 2019, war für sie ein völliger Rohrprepierer, denn gleich beim ersten Wettkampf verletzte sie sich schwer. Aber Stasa wäre nicht Stasa, wenn so etwas sie dazu bringen würde die Flinte ins Korn zu werfen.

Hannes: Wie geht’s, Stasa?

Stasa: Ziemlich gut eigentlich. Ich hab grad den ersten Teil meiner Session im E4 hinter mich gebracht und die war echt gut. Ich fühl mich heute recht erholt und konnte ein paar ganz schön harte sowie technische Boulder ticken. Ich bin zufrieden mit meinem Fortschritt!

Die Serbin Stasa Gejo stand 2015 dank Rage against the machine auf dem Siegertreppchen bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco (Bouldern und Combined) und ließ auch nach der Jugend-Karriere nicht viel anbrennen.

Hannes: Nice. Die klassische Einstiegsfrage ist nichtsdestotrotz: Wie magst Du Deinen Kaffee? Ist er immer der gleiche?

Stasa: Nee, isser nicht. Abhängig von der Tageszeit wähle ich zwischen drei Kaffeearten. Mein absoluter Favorit ist türkischer Kaffee, zumindest nennen wir ihn so zuhause in Serbien. Du wirfst das Kaffeepulver einfach direkt in kochendes Wasser und kippst nur ein bißchen Milch rein. Dann trink ich gern noch entweder einen Americano oder einen Cappucino. 

Hannes: Ich hörte, dass Du scharf drauf bist, Dir eins der letzten Tickets für Olympia zu sichern?

Stasa: Yes! Das ist momentan mein Hauptziel, seitdem ich realisierte, dass ich immer noch eine Chance habe mir einen Platz zu sichern. In einem Monat ist es soweit und ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich hab noch diesen einen Monat fürs Training und ich hoffe, dasss ich die Form erreiche, die ich gern bei diesem Wettkampf hätte. Es ist nur echt hart, weil ich so wenig Zeit hatte. Eigentlich war es zu spät als ich wieder normal mit meinem lädierten Knie klettern konnte und all die Moves wieder machen konnte, die man insbesondere beim Bouldern so machen muß. Gerade in punkto Beweglichkeit war es zunächst der blanke Horror und just im Moment ist es einfach nur a bit too much of everything. Bouldern, Lead, Speed – ich habe noch nie soviel in meinem Leben trainiert! Aber so ist es halt und ich habe ein Ziel und einen Plan. Ich habe eine theoretische Chance und wenn es klappt, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Und wenn nicht, dann habe ich es wenigstens versucht. 

Was genau mußt Du schaffen, um einen dieser letzten Plätze zu bekommen?

Bei den Europa-Meisterschaften ist noch genau ein Platz zu ergattern, den brauche ich für Tokio. Also muß ich jeden schlagen, der noch nicht qualifiziert ist. 

Wow, das ist ja wie in Hollywood!

Yeah, das klingt echt nach nem Gladiatoren-Kampf. Wenn ich nur daran denke, bin ich eigentlich schon zu aufgeregt. Ich kann’s nicht erwarten dort zu sein!

Die Serbin Stasa Gejo stand 2015 dank Rage against the machine auf dem Siegertreppchen bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco (Bouldern und Combined) und ließ auch nach der Jugend-Karriere nicht viel anbrennen. 2017 wurde sie Europameisterin im Bouldern und gewann die World Games.

Hast Du schon rumgerechnet und mögliche Konkurrenten ausgemacht?

Jap, ich hab schon ein paar Kalkulationen gemacht, aber versucht nicht zu tief einzusteigen, weil das dann in einer Endlosschleife ausartet. Aber sicherlich gibt es klare Favoriten wie Jenya oder Fanny, Molly oder Chloé oder Alma … Speed ist so unvorhersehbar, das macht die ganze Rechnerei noch wirrer. Das Beste ist sicherlich, wenn ich mich auf mich selber fokussiere und abwarte, was passiert. Die anderen kann ich schließlich nicht beeinflussen.

Warum lohnt es sich für Dich Unmengen an blood, sweat and tears für stressige Wettkämpfe zu investieren? What’s the …

What’s the point? Ich frage mich das verdammt oft. Besonders wenn es wirklich hart wird: Why am I doing this? Aber ich bin durch eine Phase gegangen, wo ich all das nicht hatte. Und diese Zeit war schrecklich. Wenn Du ein Athlet bist und Dich messen willst, dann sehnst Du Dich nach nichts anderem als dem competition stress. Du willst den Kampf, Du willst Dich beweisen und es geht um Deinen Stolz. Egal ob beim Klettern oder an der Uni – ich will einfach immer die Beste sein. That’s who I am. Ich kann das nicht ändern, auch wenn ich’s schon versucht habe. Ich hab’s mit normal sein ausprobiert aber it sucks. (lacht) Während ich jung bin, will ich einfach alles geben um etwas zu erreichen. Why not? Pain makes you feel alive. Das Leiden im Training zeigt Dir wie Dein Körper funktioniert und Du verstehst, wie Dich die Natur erschaffen hat. Das sind einfach sehr wertvolle Einsichten. 

Beim Studio Bloc Masters vor einem Jahr bin ich in der Quali ein paar Mal vom Top eines Boulders geplumpst. Und beim vierten Mal bin ich irgendwie richtig scheiße gelandet, ich weiß immer noch nicht, warum das passierte. Und da hab ich eben mein Kreuzband im Knie gerissen. Ich wurde operiert und kletterte für einige Monate gar nicht. Erst Ende September fing ich wieder an normal zu klettern, als ich nach München zog.

Was ist eigentlich genau mit Deinem Bein passiert?

Beim Studio Bloc Masters vor einem Jahr bin ich in der Quali ein paar Mal vom Top eines Boulders geplumpst. Und beim vierten Mal bin ich irgendwie richtig scheiße gelandet, ich weiß immer noch nicht, warum das passierte. Und da hab ich eben mein Kreuzband im Knie gerissen. Ich wurde operiert und kletterte für einige Monate gar nicht. Erst Ende September fing ich wieder an normal zu klettern, als ich nach München zog.

Wie hast Du’s geschafft in dieser Zeit nicht komplett den Kopf hängen zu lassen? 

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Es war bestimmt die härteste Zeit in meinem Leben, absolutely. Im Hinterkopf war immer die Hoffnung mich doch noch für Tokio in Moskau qualifizieren zu können. Ganz am Anfang war ich geradezu erleichtert, dass der Qualidruck für Olympia weg war. Aber dann realisierte ich wenige Tage später how much it sucks. Und wie gesagt wurde dann klar, dass ich doch noch ganz okaye Chancen habe in Moskau, dem nun anstehenden Wettkampf, wieder fit zu sein. Ich habe unglaublich hart in der Rehabilitationszeit gearbeitet, weil ich wieder gut werden und wieder normal klettern wollte.  Es war so ätzend, als ich wieder zu klettern anfing und spürte, dass ich komplett meinen Style verloren hatte. Ich konnte nicht springen, nicht runterfallen und ich zögerte ständig, weil ich eben meinem Knie nicht vertrauen konnte. Ich verlor sogar die Motivation mich ans Hangboard zu begeben. I was heartbroken!

ie Serbin Stasa Gejo (Jahrgang 1997) stand 2015 dank Rage against the machine auf dem Siegertreppchen bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco (Bouldern und Combined) und ließ auch nach der Jugend-Karriere nicht viel anbrennen. 2017 wurde sie Europameisterin im Bouldern und gewann die World Games. Ihr Style ist sehr nach vorne und kompromisslos, was ziemlich geil zum zuschauen ist. Das große Jahr der Olympia-Quali, 2019, war für sie

Hast Du auch mal dran gedacht, dass das auch das Ende Deiner Karriere sein könnte?

Klar hab ich dran gedacht, aber Gott sei Dank entwickelte sich alles in der Rehab ziemlich gut. Außerdem studiere ich ja noch und deswegen stürzte mich in mein Studium und war the first to graduate. Außerdem jobbte ich noch ein bißchen bei einem Projekt im Energiesektor. Und in dieser Zeit wurde mir klar, dass ich durchdrehe, wenn ich nur das bis ans Ende meiner Tage mache. Ich will draußen sein, reisen und klettern. Nur zu arbeiten ist nicht der Modus, in dem ich gut funktioniere.

Was ist Dein Nummer-1-Ratschlag an jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist? Verletzen tun wir Kletterer uns schließlich alle gleichermaßen.

Leider ist es so simpel, sei einfach geduldig und reite Dich nicht gleich in die nächste Verletzung rein. Follow the protocool! Es passiert einfach zu oft, dass die Leute zu ungeduldig sind und eben nicht die richtige Heilung abwarten, sondern fuck up the finger again. Und jede Verletzung an der gleichen Stelle macht eine dauerhafte Heilung unwahrscheinlicher. Lies Bücher, geh raus, finde andere Aktivitäten – aber halte Dich an den Rehab-Plan. Ich bin zunächst schwimmen gegangen, weil das das einzige war, was ging. By the way: Ich hasse schwimmen, ich ertrage es geradezu nicht. Im normalen Leben hüpf ich höchstens Mal ins Meer. Als ich dann Radfahren konnte, hab ich mich gleich darauf gestürzt, fuck swimming! Ich konnte es jedoch nicht erwarten endlich wieder joggen zu gehen. Das ist meine number one non climbing activity, ich liebe es. Insbesondere eine neue Stadt in Laufschuhen zu erkunden ist perfekt.

Die Serbin Stasa Gejo (Jahrgang 1997) stand 2015 dank Rage against the machine auf dem Siegertreppchen bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Arco und ließ auch nach der Jugend-Karriere nicht viel anbrennen.

Ich find laufen zum kotzen.

I love it. I feel free.

Besitzt Du einen Glücksbringer?

Nicht wirklich.

Priorisiere Money, Love, Fame, Knowledge, Friends, Career.

This love thing … das ist anders als alle anderen und echt tricky. Lass uns das mal rauslassen. Also: Friends and family first, dann Knowledge, dann Career, dann Money, dann Fame. 

Was ist der Soundtrack Deines Lebens?

Soundtrack of my life? Wow! Ich höre so viele verschiedene Arten von Musik, puuh, echt schwierig. 

Aber gibt es irgendwas, was immer gut ist? Sowohl in den Highs als auch in den Lows? 

Hm, ich hab da diverse Playlists. Die für schlechte Laune, die für gute Laune und die fürs Training: Das ist die »I’m-crazy-from-training-and-want-to-die-but-I-need-something-to-push-me through-music«. Rage against the machine hat mich 2015 zum Sieg in Arco gepusht, das war echt cool. David Guetta passt aber auch bei vielen Wettkämpfen.

Was mußt jemand kochen, der Dich bei einem Candle-Light-Dinner beeindrucken möchte?

Stasa (lacht sich schlapp): Ich sterbe für gute Kürbissuppe. Sushi ist auch super, aber die wenigsten können gescheites Sushi machen.

Als welches Tier würdest Du gerne wiedergeboren?

Ein Drache zählt nicht, oder? Hm … ich glaube als Löwin fänd ich cool.

Witzig, Margo (Hayes) stellte ich mal die gleiche Frage. Die wollte eine Tigerin sein. Wie auch immer. Home is where …

… I feel happy, relaxed and loved.

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