
Annie Sanders und Sorato Anraku gewinnen Gold
Punktesammeln statt Ostereiersuche: Am langen Osterwochenende fiel der Startschuss für die Weltcupsaison 2025, Auftakt war in Keqiao (China). Mit Bouldern als Disziplin und einigen neuen Regeln (siehe unten). Einige der ganz großen Namen fehlten – bei den Damen beispielsweise JanjaGarnbret, die vor Kurzem bekannt gab, dass sie in dieser Saison nur bei den Weltcups in Innsbruck und Koper und bei der Weltmeisterschaft in Seoul am Start sein wird, und Brooke Raboutou oder Jakob Schubert bei den Herren. Trotzdem war die Konkurrenz stark, das Starterfeld dicht. Insgesamt 58 Damen und 57 Herren waren es in der Quali, darunter die Topfavoriten Anraku Sorato (Japan), Toby Roberts (Großbritannien), Dohyun Lee (Korea) sowie Miho Nonaka (Japan), Oriane Bertone (Frankreich) und Annie Sanders (USA). Beim Auftaktwettbewerb standen schließlich die Youngsters Annie Sanders und Sorato Anraku ganz oben auf dem Treppchen.
Damen

Eigentlich sah es ganz danach aus, dass sich die 20-jährige Oriane Bertone Gold holen würde. Sie belegte nach der Quali und nach dem Halbfinale Platz 1. Nach dem Halbfinale mit deutlichem Vorsprung: sie war die einzige mit drei Tops und einer Zone. Oceania MacKenzie (Australien), die Japanerin Melody Sekikawaund Annie Sanders konnten sich dort „nur“ zwei Tops und zwei Zonen holen. Aber wie heißt es so schön: es ist erst vorbei, wenns vorbei ist… und die Entscheidung fällt erst im Finale. Im Finale waren dann in Keqiao erstmals acht Starterinnen zu sehen. Der erste Boulder war gleich knüppelhart, nur MihoNonaka (Platz 5 nach dem Halbfinale) holte sich hier als einzige ein Top. Annie Sanders, die 17-jährige Senkrechtstarterin aus den USA, erreichte die Zone, für die anderen Athletinnen war es eine Nullrunde.
Auch Boulder Nummer 2 war kein Spaziergang, hier gab es gar kein Top. Boulder drei wurde als einziger im Finale getoppt: nämlich von Annie, Oriane, Erin McNeice (Großbritanien) und von Mao Nakamura (Japan). Im vierten, entscheidenden Boulder gab es dann wieder kein Top. Annie setzte sich dank ihrer Zone im ersten Boulder an die Spitze, sie holte sich mit einem Top und drei Zonen 54,7 Punkte und Gold – ihr zweites bei einem Weltcup, vergangenes Jahr stand sie schon in Seoul ganz oben auf dem Treppchen. Silber gewann Oriane (44,9 Punkte) ganz knapp vor Erin (44,8 Punkte). Auch zwei deutsche Athletinnen waren im Halbfinale zu sehen: die 18-jährige Anna Maria Apel belegte den elften Platz, Roxana Wienand Platz 25. Beste Österreicherin war Lea Kempf (Platz 17).
Herren

Der 18-jährige Anraku Sorato, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Paris, ließ nichts anbrennen. Nach dem Halbfinale lag er nach dem Koraner Dohyun Lee, der dort als einziger alle vier Boulder toppen konnte, noch auf Platz 2. Im Finale dann zeigte er, wie sehr er es wollte. Anraku holte sich alle vier Tops. Das gelang zwar auch Dohyun, allerdings brauchte der Koreaner dafür mehr Versuche als Anraku, was ihn letztendlich ganz knapp den Sieg kostete: Anraku holte sich in sieben Versuchen 99,7 Punkte von 100 möglichen, Dohyun mit elf Versuchen 99,3 Punkte.
Dohyun hatte in Keqiao einen unglaublich guten Lauf, er war der einzige Starter im Wettbewerb, der in allen drei Runden alle Boulder toppen konnte. Bronze gewann Anrakus Teamkollege Meichi Narasaki (83,9 Punkte) und auch auf Platz 4 findet sich mit seinem älteren Bruder Tomoa (69,6 Punkte) ein Japaner. Danach folgen gleich drei Franzosen: Mejdi Schalck (69,5 Punkte), Sam Avezou (auch 69,5 Punkte, aber schlechteres Halbfinalergebnis) und Paul Jenft (44,6 Punkte). Auf Platz 8 dann der Israeli Oren Prihed mit 29,7 Punkte. Der 20-Jährige konnte sich im Finale zwar kein Top holen, zeigte beim ersten Weltcup seiner Karriere aber eine richtige starke Leistung. Bester Starter vom Climbing Team Germany war Thorben Perry Bloem auf Platz 12, bester Österreicher Jan-Luca Posch (Platz 12).








Neue Regeln bei den IFSC-Weltcups
Ab dieser Saison gelten neue Regeln bei den IFSC-Weltcups. Beim Bouldern gibt es nicht nur ein neues – dem olympischen Format angepasstes – Wertungssystem, sondern auch die Zahl der Teilnehmer im Semifinal und im Finale hat sich erhöht. Beim Lead dagegen starten im Halbfinale weniger Athletinnen und Athleten als bislang.
Beim Bouldern sind im Halbfinale nun 24 Starter dabei, bislang waren es 20. Im Finale sind es dann statt wie bisher sechs nun acht Teilnehmer. Die erweiterte Anzahl an Finalplätzen soll laut einer Mitteilung der IFSC dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit, dass sich mehr Nationen für die Endrunde qualifizieren, zu erhöhen. Beim Lead dagegen reduziert sich die Zahl der Starterinnen und Starter im Halbfinale: statt wie bislang 26 werden dort wie beim Bouldern 24 teilnehmen. Diese Regeländerung, die zu Beginn des Jahres 2025 eingeführt wurde, soll laut IFSC die Kontinuität zwischen den beiden Disziplinen gewährleisten.
Neue Wertung beim Bouldern
Die andere, gravierende Veränderung beim Bouldern betrifft die Wertung: Statt Zone und Top gibt es nun ein Punktesystem – wie beim Olympischen Format. Für jeden Boulder gibt es für ein Top 25 Punkte, für die Zone zehn Punkte. Pro Versuch werden 0,1 Punkte abgezogen. Ein Kletterer bekommt beispielsweise zwar 25 Punkte für einen Flash, aber letztendlich dann nur 24,9 Punkte, wenn er dafür zwei Versuche brauchte. Bisher zählte ein Top unabhängig davon, wie viele Versuche man brauchte, immer mehr als die maximal erreichbaren Zonen. Das ist kann nun durch die Punktevergabe anders sein. Mit dieser sollen laut IFSC die Fortschritte der Starter und die Rangliste leichter nachzuvollziehen sein.
Alle Änderungen sind laut IFSC das Ergebnis einer jahrelangen Analyse, diebereits im Jahr 2022 begann. Danach wurde ein Vorschlag von Vertretern der fünf technischen Kommissionen, der Medien- und Marketingkommission und der Athleten vorgelegt und vom IFSC-Exekutivrat genehmigt.
Video-Link: https://youtu.be/uLs2RHUu-Hw?si=_CFTF1Ex3z31U11i