Anna Maria Apel und Yannick Flohé holen Doppeltitel
Mit einem spektakulären und bis zuletzt packenden Wettkampf in der Bergstation in Hilden, mit rund 750 begeisterten Zuschauer*innen wurden am Samstag die letzten diesjährigen Titel der Deutschen Meisterin und des Deutschen Meisters im Klettern vergeben.
Yannick Flohé räumt auf nationaler Ebene auf der ganzen Linie ab und beendet die Saison nach seiner Titelverteidigung im Bouldern nun auch nicht mit einer Titelverteidigung am Seil.
Zwar hatte Anna Maria Apel noch keinen Titel zu verteidigen, umso beeindruckender ist es aber, dass auch die 19-Jährige sich den Doppeltitel in Bouldern und Lead sicherte.
Qualifikation
30 Damen und 31 Herren gingen am Freitag, 11. Oktober, an den Start und kletterten um die jeweils 26 Plätze im Halbfinale. Ein echtes Novum brachte bereits die Qualifikationsrunde: Eine der beiden Qualifikationsrouten war für Frauen und Männer identisch. Diese Unisex-Route zeigte sich technisch anspruchsvoll und verlangte insbesondere präzise Beinarbeit.
Nicht nur für die Athlet*innen eine Herausforderung, auch die Routenbauer gaben alles, um eine für Damen und Herren gleichermaßen kletterbare Linie zu schrauben.
Anna Maria Apel zeigte sich in Bestform und blieb am Ende die einzige der Frauen, die beide Quali-Routen bis zum Top klettern konnte.
Sieben der männlichen Teilnehmer gelang das ebenfalls, und auch Titelfavorit Yannick Flohé, den technisches Plattentänzeln nicht ganz so sehr begeistert wie andere Spielarten des Kletterns, kletterte souverän und beinahe mühelos zum Umlenker.
Halbfinale
Am Samstag den 12.Oktober um 14:00 starteten die 52 Halbfinalist*innen in die nächste Runde. Kraft, Ausdauer, Technik und Athletik mit viel Dynamik und koordinativen Bewegungen – hier ging es in deutlich steilerem Gelände richtig zur Sache. An Publikumsbeeindruckenden Moves hatte das Routenbauteam nicht gespart, die in der Route der Männer einige frühzeitig (Griffhöhe 26+) abwarf.
Der erste, der sich hier seinen Einzug ins Finale erklettern konnte war Finn Altemöller. Der 18-Jährige kletterte die ersten Passagen ohne Schwierigkeiten, erst nach 43+ ging’s nicht mehr weiter. In der zweiten Startergruppe gelang es Michael Ullrich bis 49+ zu klettern, allerdings mit Zeitüberschreitung, was am Ende mit 45 errechneten Punkten dennoch fürs Finale reichte. Luca Nündel schaffte es ohne Zeitabzug zu 47 Punkten und damit in die Endrunde zu klettern. Titelverteidiger und Top-Favorit Yannick Flohé schaffte es zwar ganz knapp nicht bis zum Top aber lässig ins Finale und auch Yannick Nagel sicherte sich sein Finalticket. Enttäuschend lief es für Philipp Göthert, der als letzter Kletterer im Halbfinale startete und völlig überraschend kurz nach dem Start abrutschte. Glück für Otto Reiter und Christoph Hanke, die nun ebenfalls beide im Finale standen.
In der Route der Frauen wurde den Athletinnen alles abverlangt: Gedeckelte Griffe und reichlich athletische Moves in kräftezehrenden, steilen Passagen. Linda Wuhrer brachte hier als erste eine bemerkenswerte Leistung von 31+ in die Wand, verpasste das Finale aber dennoch leider knapp auf Platz 9. Im zweiten Starterinnenfeld wurde dann zügig Strecke gemacht: Emma Bernhardkletterte sich mit Griff 35, Sandra Hopfensitz mit 35+ ins Finale. Auch Mia Guttenberger zog ihr Finalticket, ebenso wie Clara-Marie Nagel. Annika Müller gelang es als erster beinahe, die Route zu toppen, Anna Maria Apel setzte im Halbfinale den Schlusspunkt als letzte Starterin und kletterte als einzige Athletin bis zum Top-Griff, allerdings mit Zeitüberschreitung und ging deshalb als Zweite aus dem Halbfinale, hinter Annika Müller.
Finale
Das Publikum, dem die Finalrouten reichlich spektakuläre Moves versprachen, sorgte von der ersten Sekunde an für ordentlich Stimmung. Die Athletinnen machten den Anfang und Lena Groß hielt auch gleich den ersten Dyno absolut kontrolliert, fiel jedoch leider kurze Zeit später beim zweiten Bouldermove. Emma Bernhard, die Drittplatzierte der DM Lead 2023, passierte diesen koordinativen ersten Move ebenfalls mit Leichtigkeit und kletterte vom Publikumsjubel getragen in den sehr steilen Wandteil mit kleinen Crimps und einer Kraft-Ausdauer-Passage und verteidigte mit 34+ am Ende ihren dritten Platz aus dem Vorjahr.
Sandra Hopfensitz sorgte für zusätzliche Spannung, als ihr ein Fuß vom Tritt rutschte. Mit gnadenloser Fingerkraft rettete sich die 21-Jährige vor dem vorzeitigen Aus und zog schließlich bis zur 40+ Marke durch, was ihr Platz zwei sicherte.
Sämtliche Starterinnen demonstrierten im unteren Teil der Route publikumswirksame Sprünge, aber wirklich laut wurde es vor allem, als Anna Maria Apel aus der Isolationszone kam. Fokussiert, mit höchster Präzision und verdammt stark kletterte sie über die Griffmarke von Hopfensitz hinaus. Wie schon im Halbfinale machte sie es im Kampf gegen die tickende Zeit besonders spannend und kletterte mit gerade mal 11 Sekunden Restzeit als erste Athletin zum Top.
Nach einem überraschenden Sturz der letzten Starterin Annika Müller war klar: Anna Maria Apel beendet ein grandioses Wettkampfjahr mit einem Doppeltitel als Deutsche Meisterin Lead und im Bouldern.
Bei den Männern startete Christoph Hanke als Erster in die Finalroute. Den ersten Sprung hielt Hanke entspannt. In der zweiten Schlüsselstelle hatte sich das Routenbauteam zwar eine „Face-to-Audience“-Lösung erhofft, Hanke konzentrierte sich aber lieber mit dem Blick auf die Wand und konnte unter Krafteinsatz und lautstarker Publikumseuphorie bis Griff 42+ klettern. Damit legte der 30-Jährige die Latte ziemlich hoch und blieb lange Zeit auf Platz eins. Für Otto Reiter war es erst die zweite Deutsche Meisterschaft. Bei 40+, knapp unter der Marke von Christoph Hanke, fiel er zwar, konnte sich aber dennoch Platz drei auf dem Podium sichern. Der Zweitjüngste im Starterfeld, Janne Lucas Eisenkolb, war gut unterwegs, bis er völlig überraschend bei 32+ auf einem Dual-Texture-Tritt ausrutschte. Auch Finn Altemöller kletterte solide durch die ersten kritischen Passagen, wurde vom Publikum durch die nächsten schweren Züge getragen und präsentierte sich bis Griff 40 sehr gut in dieser harten Finalroute. Michael Ullrich zeigte als erster die „Face-to-Audience“-Lösung, die sich als hervorragende Pausenposition entpuppte. Als Letzter ging Yannick Flohé unter tosendem Beifall ins Rennen. Flohé zeigte seine Weltklasse und kletterte samt „Face-to-Audience“-Move formvollendet und stark, genauso weit wie Christoph Hanke. Seine bessere Platzierung im Halbfinale brachte ihm schließlich das triumphale Ergebnis: Doppel-Titelverteidiger Deutscher Meister sowohl im Bouldern als auch im Lead.
Ergebnisse der Deutschen Lead Meisterschaft 2025
Herren:
1 FLOHÉ Yannick
2 HANKE Christoph
3 REITER Otto
4 ALTEMÖLLER Finn
5 ULLRICH Michael
6 NAGEL Yannick
7 NÜNDEL Luca
8 EISENKOLB Janne Lucas
9 NIBLER Jakob
10 POLLAK Erik
10 TRANDAFIR Lucas Christian
Damen:
1 APEL Anna Maria
2 HOPFENSITZ Sandra
3 BERNHARD Emma
4 NAGEL Clara-Marie
5 MÜLLER Annika
6 GUTTENBERGER Mia
7 LECHNER Lara-Maike
8 GROSS Lena
9 WUHRER Linda
10 GORZELLIK Catrin