Alex Megos flasht Agincourt (8c) in Buoux

Lange hat sich der fränkische Ausnahmekletterer Zeit gelassen, bis er die Reise an einen Ort antrat, der die ultimative Pilgerstätte all jener, die in der Szene der 80er international Rang und Namen hatten, war: Buoux.
Der sagenumwobene, idyllisch gelegene Felsriegel liegt mittlerweile etwas verwaist nahe der südfranzösischen Gemeinde Bonnieux. Man passiert zerfallene, mit Graffiti und Efeu bedeckte Gebäuderuinen im gefühlten Nirgendwo, bis linkerhand ein imposantes Kalkparadies die Kletterherzen höher schlagen lässt.

Was für eine großartige Woche mit großartiger Gesellschaft in einer der klassischsten und traditionellsten Gegenden, die ich kenne. Eine Reise nach Buoux war schon lange überfällig. Ich bin froh, dass ich es letzte Woche geschafft habe.

Alex auf Instagram

Die Liste der Begehungen, die Alex nach seinem allerersten Besuch in Buoux vorlegt, ist nicht minder beeindruckend. Der 31-Jährige flasht mit Agincourt (8c) einen Meilenstein der Klettergeschichte. Im Jahre 1989 bescherte der junge Engländer Ben Moon mit seiner Erstbegehung Frankreich seine erste 8c-Sportkletterei. Zwei Jahre nachdem Wolfgang Güllich mit Wallstreet im Frankenjura die erste Route in diesem Grad eröffnet hatte.

Buoux bietet einen Kletterstil, der nach seiner Blütezeit in den 1980er Jahren für die Spitzenkletterer der Gegenwart aus der Mode gekommen zu sein scheint. Wohl deshalb, aber auch, weil die als zweite Seillänge schwer zugänglich ist und in ihrer durchgehenden Intensität wenig Spielraum für Fehler lässt, wurde sie erstaunlich selten wiederholt. Eine Flash-Begehung schien gar völlig undenkbar.

Doch allein bei dieser Meisterleistung sollte es nicht bleiben. Innerhalb eines nur einwöchigen Aufenthalts kletterte Alex den für seinen fotogenen Signature-Kreuz-Move bekannten Megaklassiker La Rose et le Vampire (8b), außerdem Miss Catastrophe (8c), Le Spectre du Sur-Mutant (8b+), End of Weakness (8b/+), La Mission (8b), CTN (8b) und Tabou (8a+). Mit La Chiquette du Graal  (8b+) gelang ihm darüber hinaus eine weitere Flashbegehung.

Ob dieser erste Aufenthalt auch Alex einziger in Buoux gewesen sein wird, bleibt abzuwarten. Denn einen Mythos konnte Alex dieses Mal nicht zu einer Tatsache umwandeln: Bombé Bleu.
Ein Projekt, das 1991 von Marc Le Menestrel eingebaut und bis dato nicht wiederholt wurde. Diese markante Pocketlinie schlängelt sich über den riesigen Bauch oberhalb des Sektors La Plage und wurde von vielen der besten Kletterer der Welt versucht. Auch Alex konnte nicht widerstehen und schloss sich der Reihe der Aspiranten an. Unter ihnen Ben Moon, Stefan Glowacz, Chris Sharma und Iker Pou, um nur einige zu nennen.

Möglicherweise wird es für Alex ein Wiedersehen mit dem legendären 80er-Jahregebiet geben, denn FANATIC Climbing gegenüber äußerte er:

Ich würde gerne wiederkommen und sehen, ob „Bombe Bleu“ für mich eher machbar erscheint. Ich müsste mich viel besser vorbereiten. Ich weiß nicht, ob ich jemals in der Lage sein werde, diese Route zu schaffen. Er erschien mir sehr schwierig und lag mir nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte.

Sein Kommentar gegenüber Planetmountain.com viel da wesentlich knapper aus: „Hart.“ Was einen Alex Megos bisher allerdings selten davon abgehalten hat, es dennoch zu versuchen.

  • Credits Text Hanna Rexer f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Alexander Megos
  • Beitragsdatum 5. März 2025