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Adam Ondra wiederholt Soudain Seul (8C+/9A)
Diesen Winter wolle er sich etwas ernsthafter dem Bouldern widmen, schreibt Adam Ondra auf seiner Website. „Etwas ernsthafter“ ist schon eine Ansage, für jemanden, der bereits siebzehn Boulder im Grad 8C und vier im Grad 8C+ auf dem Konto hat. In Anbetracht der Tatsache, dass er derzeit nach wie vor zusammen mit Seb Bouin und Jakob Schubert an der Weltspitze der Outdoorsportkletterei steht (alle drei 9c-Erstbegehungen wurden bisher nicht wiederholt und bleiben damit noch unbestätigt), könnte man also sagen, er arbeite an seinen „Schwächen“.
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Natürlich habe ich überlegt, welche 9A am besten zu meinem Stil passen könnte. Fontainebleau ist ein Bouldergebiet, in dem ich in der Vergangenheit sehr wenig geklettert bin, und ich schäme mich fast dafür, wenn man bedenkt, welche Bedeutung es für unseren Sport hat. Außerdem ist es das Bouldergebiet, in dem ich am meisten Spaß am Klettern hatte. Soudain Seul (9A) war also ein naheliegendes Ziel für diesen Winter.
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Neben der absoluten Begeisterung für die Linie war der 32-jährige Tscheche während seiner ersten Session in Soudain Seul auch überwältigt von all den möglichen Betas und fühlte sich laut eigener Aussage ziemlich verloren. In der zweiten Session fand er dann allerdings seine Beta und konnte die Stehstartvariante von Big Island abhaken. Bereits bei seinem vierten Besuch an dem Block gelangen Adam gute Versuche und er ahnte, dass er nah dran war am Durchstieg.
Die fünfte Session fühlte sich dann perfekt für ihn an. Es war ein bewölkter und windiger Tag und der Fels hatte einen sehr guten Grip. Bei seinen ersten beiden Versuchen war Ondra nah dran am Durchstieg. Im dritten Go an diesem Tag kämpfte sich der Ausnahmekletterer schließlich zum Top.
Ich bin sehr glücklich und stolz auf diesen Durchstieg. Er bedeutet mir besonders viel, vor allem nach den letzten paar Saisons, in denen ich immer das Gefühl hatte, dass ich kurz davor war, einige relevante Begehungen zu machen, aber es nie wirklich passierte. Diesen Boulder in der 5. Session zu toppen, ist das Sahnehäubchen auf der Torte!
Als Profi ist Adam bewusst, dass es nicht ausschließlich die eigene Leistung ist, die einen solchen Durchstieg möglich macht. Über die während seines Besuchs täglich perfekten Bedingungen freute er sich sehr und für die Beta-Videos, die von vielen verschiedenen Kletterern zur Verfügung standen, ist er dankbar.
Vor allem, dass Lucien Martinez, der mit ihm für Big Island trainierte, darauf bestand, dass er es weiter mit einer Beta, die beide „Squeezing with the feet“ nannten, versuchen sollte. Als Adam Lucien dabei beobachtete, wie er die Bewegungen mit dieser Beta machte (da sie die gleiche Größe und Armspannweite haben), glaubte er, dass es auch für ihn eine gute Beta sein könnte. Es habe ihm, so Ondra, auch sehr geholfen, dass die Sessions auf verschiedene Reisen verteilt waren, mit sehr guten Trainingseinheiten dazwischen.
Was den Schwierigkeitsgrad angeht, so hält sich Adam nicht für einen Experten, wenn es um hohe Bouldergrade geht. Die meisten schweren Boulder (8C oder härter) hatte er an den Blöcken seiner Heimat geklettert, und die meisten davon sind Erstbegehungen.
Es fühlt sich an wie das härteste Problem, das ich je gemacht habe. Ich fühle mich im Moment wirklich stark, das Problem passt perfekt zu meinem Stil. Und es fühlt sich immer noch härter an als meine 8C+-Erstbegehungen an meiner Heimatkletterwand (Terranova, Brutal Rider, Ledoborec).
Soudain Seul ist definitiv ein Kraftausdauer-Boulderproblem, und deshalb passt es zu einem Sportkletterer und Boulderer wie dem Multitalent Adam Ondra, der auch im Wettkampfgeschehen mehrfach an der Weltspitze stand.
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Es ist schwierig, einen Vorschlag für den Schwierigkeitsgrad zu machen, weil der Boulder viele sehr unterschiedliche Züge hat, für die man viele verschiedene Fähigkeiten braucht, und auch die Größe des Kletternden ist wichtig. Und keine der Fähigkeiten muss auf dem „9A-Boulder-Niveau“ sein, aber es ist selten, alles zu haben. Außerdem ist der Start definitiv morpho, während der Top viele verschiedene Betas bietet, die das Problem auch für kleine Kletter*innen möglich machen.
Was es alles an Tricks und Kniffen gibt, um das schier Unmögliche möglich zu machen, ist ebenfalls auf Adams Website zu lesen. Ein Buch ins Kneepad einzubauen, um Knieklemmer mit kurzen Unterschenkeln möglich zu machen (Adam nutzte diesen Trick nicht, da er groß genug ist, findet die Erfindung aber absolut genial und überhaupt nicht umstritten). Selbstkritisch schreibt er darüber hinaus:
Aber ich habe einen Ventilator genutzt, der direkt auf die Crux Sloper gerichtet war (wie Simon und Camille. Nico hat sehr trockene Haut und brauchte ihn nicht). Das ist für mich ein entscheidender Game-Changer und meiner Meinung nach sehr viel kontroverser.
Gleich am nächsten Tag legte der 32-Jährige noch begehungen von Ubik Assis (8B) und La Ligne de Bête (8B+) nach.
In diesen Tagen befinde ich mich in einer sehr glücklichen Lage und bin sehr dankbar, dass ich eine Balance gefunden habe, um nicht nur ein professioneller Kletterer zu sein, sondern auch ein Vater für Hugo und ein Ehemann für meine Frau Iva. Ich bin für immer dankbar für ihre Unterstützung.
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