Seb Bouin im DNA (9c) Interview

Seb Bouin klettert DNA (9c)

Drei Jahre hat Seb Bouin investiert um DNA, mit 9c (Bewertungsvorschlag) eine der härtesten Routen der Welt, einzubohren, einzurichten, auszubouldern und schließlich zu befreien. Er hat sich bereits einen Namen als Erstbegeher und leidenschaftlicher Kletterer gemacht. Seb wurde vor 29 Jahren in Frankreich geboren und begann im Alter von zwölf mit seiner Mutter zu klettern. James, unser neustes Mitglied in der Redaktion, hat Seb per Videochat als sehr bodenständigen und superfreundlichen Zeitgenossen kennengelernt, der sich vieler Umweltprobleme bewusst ist und eine unbändige Lust aufs Klettern hat.

Seb’s Route befindet sich in der Verdon-Schlucht im Sektor Ramirole und dieser hat es ihm angetan.

Der Ort ist magisch und motiviert einen dazu, alles zu geben. Ich kenne den Fels in- und auswendig. Ich klettere dort schon seit mehr als 10 Jahren. Als ich mir die Wand genauer ansah, bemerkte ich eine Linie in der Mitte, die genau durch die riesige Höhle in einem Abschnitt mit nur wenigen Griffen verlief. Ich sagte mir, ich muss es versuchen, auch wenn es vielleicht nicht klappt. Als ich die Route einbohrte sah ich zwar einige Griffe, war mir aber nicht sicher, was ich wirklich denken sollte. Der Überhang war einfach riesig.

so Seb über den Ramirole -Sektor

Wie lange hat es gedauert, DNA einzurichten?

Ich habe die Linie vor drei Jahren gebohrt und das hat etwa zwei Tage gedauert. Das Setzen der Bohrhaken ist aber nicht der Hauptteil einer Erstbegehung. Es hat viel Zeit gekostet, die Griffe zu finden, zu säubern und die Sequenzen auszuchecken. Es war ein langer Prozess, nur um die Route einzurichten. Ich habe im Grunde alles geputzt, was ich für nützlich hielt, am Ende habe ich dann auch andere Griffe benutzt.

Wie hast du die Route eingebohrt? 

Von oben mit einem statischen Seil an Haken, weil es nicht möglich war, Cams zu verwenden. Oben läuft die DNA in eine andere Route. Sie ist wirklich steil.

Wie lange hat es gedauert, die komplette Route zu putzen?

Ich habe immer wieder geputzt, als ich im Vorstieg geklettert bin. In der Schlüsselstelle gibt es nicht viel Griffe. Die Füße waren schwierig und jedes Mal, wenn ein Tritt gebrochen ist, musste ich meine Beta ändern. Ich habe viele Versuche gemacht, die Beta immer wieder angepasst und neue Bereiche geputzt. Ich musste eine Lösungen finden, um die Linie zu verstehen.

Musstest du im nach hinein irgendwelche Bohrhaken versetzen? 

Nein

Welchen Bohrer hast du benutzt?

 Ich habe einen Bosch. Warte mal schnell! 

Seb sprang von seinem Stuhl auf und verließ den Raum. Kurz später war er mit dem Bohrer samt Akku zurück, führte ihn stolz von allen Seiten vor und lächelte glücklich. Man merkte richtig, dass er dieses Werkzeug wirklich gerne benutzt. 

Also, 18 Volt mit einem 5-Ampere-Akku, und ich glaube, ich benutze ihn schon seit etwa drei Jahren.

Seb hatte DNA (9c) von Ende 2019 bis zum 29. April 2022 im Kopf. Die Route verlangte einiges von ihm ab. Auch die Pandemie im Jahr 2020 beeinflusste ihn, aufgrund von lokalen Sperrungen. Seb kletterte an seinem Projekt, wenn es möglich war. Er beschloss, in der Heimat zu bleiben und sich auf Frankreich zu konzentrieren. In der harten Zeit der Pandemie richtete er 20 bis 25 neue Routen ein und kletterte sie. 2021 investierte er viele weitere Tage in das DNA-Projekt.

Wo hast du hauptsächlich Routen entwickelt?

Daheim in Montpellier. Ich brauche harte Routen. Außerdem habe ich in der Nähe meines Hauses nichts anderes zum Klettern, also ist es gut, Projekte zu entwickeln. Wenn der Fels attraktiv ist, dann richte ich gern neue Linien ein. Es sind nicht super viele Routen, meistens einfach harte Projekte. Ich bohre nicht so viel, meistens eher für mich und auch nicht jeden Tag, sondern nur, wenn ich eine gute Linie finde oder wenn ich an ein gutes Projekt glaube. Es ist also nicht so, dass ich andauernd neue Routen einbohre.

Wie sieht dein Aufwärmprogramm an einem Trainingstag aus? 

Ich fange mit Schulterübungen mit einem Theraband an. Dann kommt das Fingerboard mit Henkeln, Leisten und Hängen an einzelnen Fingern. Außerdem mache ich noch Dehnübungen für die Beine und vor allem für die Hüften

Machst du Yoga oder spezielle Dehnübungen? 

Ich dehne, um Verletzungen vorzubeugen und meine Beweglichkeit zu erhalten. Wenn ich Verspannungen im Rücken spüre, versuche ich, sie zu lösen. Ich sollte aber auf jeden Fall mehr machen.

Wie sieht deine Cooldown-Routine aus? 

Nach dem Bouldern in der Halle oder dem Klettern komme ich nach Hause und esse eine gute Mahlzeit.

Wie sieht es mit Ruhetagen aus? 

Normalerweise klettere ich 2 Tage und habe dann einen Ruhetag, an dem ich Laufen gehe, koche, am Computer arbeite, Bauchmuskelübungen für meine Körperspannung mache, mich dehne und einfach Alltagsdinge erledige.

Wie sieht deine Ernährung aus? Hast du irgendein Lieblingsobst oder -gemüse?

Ich finde Äpfel sehr lecker. Ich mag alles, aber im Moment ist es hauptsächlich roher Blumenkohl. Ich ernähre mich von Lebensmitteln, die in der Region angebaut werden, und versuche, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen. Meine Mutter ist Landwirtin, deshalb weiß ich seit meiner Kindheit, woher die Lebensmittel kommen, die wir essen.

Anfang 2022 war Seb wieder in La Ramirole, um DNA zu probieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn im Januar/Februar war es noch zu kalt, aber er war so motiviert, dass er nicht warten wollte. Langsam schlichen sich Frustration und ein Gefühl von Ausgebranntsein ein. Nach reiflicher Überlegung folgte er einer neuen Strategie und konzentrierte sich zwei Monate lang auf andere Miniprojekte um mit neuer Motivation, bei besseren Wetterbedingungen und fitter zurückzukehren.

Anfang April kam er für zwölf Tage zurück und hatte richtig viel Spaß in der Route. Zweimal stürzte er direkt nach der Schlüsselstelle. Er brauchte eine Pause und beschloss, für eine Woche nach Hause zu fahren, um sich auszuruhen und einige Krafteinheiten zu machen. Ende des Monats (am 29. April) kehrte er mit einer neuen Leichtigkeit zurück.

Beim Aufwärmen bin ich quasi über die Griffe geflogen. Da war etwas, ich konnte es spüren. Ich war in guter Form und bei den unglaublichen Bedingungen (10 °C, windiges, trockenes Wetter) hatte ich das Gefühl, dass ich eine Chance hatte.

Seb Bouin sagt selbst zu seiner Erstbegehung  

DNA beginnt mit einem 5 Exen langen 8c-Intro, das in einer Ruheposition endet. Dann gibt es einige moderate Züge, um die erste Boulderschlüsselstelle mit 8A zu erreichen. Das ist ein ganz besonderer Boulderzug. Wie bei den heutigen Boulderwettbewerben muss man den rechten Fuß auf einen Tritt schleudern und sich zu einem sehr, sehr weit entfernten Tufa katapultieren. Zu Beginn der Route fühlte ich, als würde ich durch die Wand fliegen. Kein bisschen Müdigkeit. Ich war auf Autopilot, ohne nachzudenken, wie ein Roboter, der dieselbe Aufgabe schon Hunderte Malen erledigt hat. Dann kommt mit einem 8A+ Boulderproblem, die zweite Crux der Route. Diese Schlüsselstelle ist wirklich physisch anstrengend. Mit der linken Hand hält man einen Pinch, um mit der anderen Hand zu einem Untergriff zu gelangen, an dem man oft abrutscht. Dieser Abschnitt ist sehr Gripp abhängig, die wiederum von den Wetterbedingungen abhängt. Ich kam an der Crux an und hielt die Griffe fest. Unglaublich! Nach dieser Schlüsselstelle kommt eine weitere Ruheposition, an der man kurz Schütteln kann, bevor man zum abschließenden Kampf in der finalen 8c+ aufbricht. Ich musste bei klarem Verstand bleiben, um hier nicht zu stürzen. 

so Seb über seinen Finalen go

Was hast du seit der Erstbegehung gemacht? 

Im Grunde habe ich die meiste Zeit mit meiner Freundin verbracht. Nach einem guten Kampf will man einfach entspannen. Vier Tage nach der Begehung rief ich dann bei Reel Rock an und sie sagten, sie würden in drei Tagen kommen, um die Route zu drehen. Danach habe ich 10 Tage lang in der Route für den Film gedreht, und so richtig entspannend war das nicht.

Wer hat die Dreharbeiten durchgeführt?

Also, im Grunde genommen kamen die Brüder Josh Lowell und Brett Lowell, um die Details für die Geschichte von DNA zu vervollständigen. Während des Projekts war ein Kameramann aus Frankreich, Thibaut Marot, dabei, um die Versuche und die Live-Inhalte zu dokumentieren. Und jetzt haben wir viele Tage damit verbracht, alles, auch die kleinen Details, für die Geschichte auszuarbeiten.

Welche Taktik oder Kletterphilosophie hast du?

In meiner Kletterphilosophie geht es um die Lektionen, die ich aus jeder neu gekletterten Route und dem Prozess lerne.

Welche psychologischen Taktiken verwendest du? Analysierst du viel?

Nicht so viel, denn meine Stärke ist meine Motivation, hart zu klettern. Das ist meine Stärke, aber auch meine Schwäche, weil ich den Prozess manchmal erzwinge. Letzten Winter habe ich DNA mit Eis und bei superkalten Bedingungen ausprobiert. Das war zu viel für meinen Kopf, und ich hatte ein kleines Burn-out. Ich denke, mein ehrlicher Plan ist es, das ganze Jahr über motiviert zu bleiben. Wenn ich etwas nicht schaffe, versuche ich es so lange wie möglich, bis ich es schaffe, aber manchmal übertreibe ich es auch.

Was hast du von der DNA gelernt?

Ich werde in Zukunft den Prozess nicht erzwingen, sondern motiviert bleiben, trainieren, mich auf die guten Momente vorbereiten, aber nicht in mein Projekt gehen, wenn der Körper, der Geist und die Bedingungen nicht im Einklang sind. Ich werde einfach etwas anderes machen. Denn diesmal habe ich trainiert, bin zurückgekommen, habe trainiert, bin zurückgekommen, habe trainiert, bin zurückgekommen und habe eine Menge Zeit investiert. Das war ziemlich hart. Ich war die ganze Zeit sehr fokussiert. Ich denke, es ist sehr wichtig, den Moment zu genießen, den Moment der ganzen Reise zu genießen.

Seb Bouin’s bemerkenswerte First Ascent Ticklist:

  • Gold Thaurac (9a)
  • Guère de bruit (9a)
  • Axe d’ailes integra, (8c+/9a )
  • Terra Nova (8c+)
  • Paix à son âme (8c+)
  • Premier de cornée (8c+)
  • Guerre future (8c+)
  • Vision remains (8c+)
  • Fermeture Annuelle (8c+)
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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=T-aGCGMcBN0