Meteora Highline – Interview mit Lukas Irmler

Meteora Slackline und Highline

Die Fakten: 3 Wochen Zeit, Highlines, Griechenland, Meteora: ein paar Slackliner und Kletterer rund um Hannes Oljewski und Lukas Irmler machen sich auf neue Highline Spots in dieser sagenhaften Kulisse  zu erschließen. Nachfolgend ein Interview mit Lukas, einem der Initiatoren dieses spektakulären Projekts.


Ihr wart zwischen 3. und 19. April in Meteora, wohlgemerkt einem ziemlich spektakulären Setting, um Highlines (HL) zu gehen, wie kommt man auf eine solche Idee?

Usprünglich kam Hannes (Anm.: Johannes Olszewski) die Idee zu dem Projekt, als er kürzlich den James-Bond-Film „For Your Eyes Only“ (1981) im Fernsehen gesehen hat. Darin kommen Kletter-Szenen mit Roger Moore in Meteora vor. Das gab den Ausschlag und wir haben uns zusammengehockt. (Anm: unpassenderweise ist die deutsche Übersetzung des 007-Films „In tödlicher Mission“, so schlimm wars dann aber doch nicht, passiert ist nichts.)

Der „harte Kern“ umfaßte acht Leute. Habt ihr Euch im Vorfeld genauestens organisiert oder hat jeder einfach alles mitgeschleppt? Logistisch ist das Ganze ja nicht ganz ohne… Beschreibe doch mal grob, wie man ein solches Unterfangen planen sollte, vor allem was die Bolts, den Transport, etc. angeht

Die Kommunikation im Vorfeld untereinander lief per Mail, Facebook und Telefon ab, das liegt auch daran, daß wir nicht alle in Freising hocken, sondern aus der ganzen Republik zusammengekommen sind, zwischen Bodensee und Hamburg.
Die Materialliste wurde dann auch ziemlich ausführlich und auch relativ genau ausgearbeitet. Eine Anfrage bei der Lufthansa, ob Sie uns ein paar Extra-Kilos spendieren würden, verlief sich leider und deswegen hatten wir da nicht allzuviel Spielraum. Außerdem mußte der ganze Kram dann ja noch per Bus nach Meteora transportiert werden. Eine genaue Planung war somit unerlässlich.
Insgesamt waren wir mit dem Bus und Flug von München einen guten Tag unterwegs, vor Ort gibt es einen Campingplatz in der nächstgelegenen Stadt Kalambaka. Kletterzeug sollte man sich, falls man es noch braucht, in Athen besorgen, da sieht es da unten relativ schlecht aus.

Vor Ort sind ja noch einige internationale und nationale HLer dazugestoßen, wieviele Leute waren denn im Endeffekt an dem Projekt beteiligt? Waren auch Mädels mit von der Partie?

Vor Ort haben wir den „Gustl“ getroffen, einen 69-jährigen Kletterer, der seit 1978 jedes Jahr in Griechenland verbringt. Der hat uns viel geholfen, vor allem beim finden der Spots. Gustl hat uns dann noch Dietrich Hasse vorgestellt, einer der ersten Extremkletterer überhaupt (Große Zinne, Diretissima, Erstbegehung 1958), der uns auch noch viel über den Stein sagen konnte, weil er seit Jahren einer der Haupterschließer dieses Klettergebiets ist. Außerdem haben wir noch Billie und Christos kennengelernt, beides griechische Sportkletterer, die auch mit uns stundenlang durch die Gegend gefahren sind, um uns Spots zu zeigen und zum Teil um zu dolmetschen.
Alles in allem waren in den drei Wochen wohl an die 20 Leute in unterschiedlicher Konstellation da, allerdings keine Mädels.

Eine Slackline muß ja einiges aushalten, vor allem, was die Belastung an den Enden angeht, hattet ihr spezielle Infos über die vorherrschenden Gesteinsbedienungen?

Wir wußten eigentlich nicht allzu viel, außer daß es sich um Konglomerat-Gestein handelt, also im Prinzip eine Kalk-Sandstein-Mischung mit größeren Brocken drin. Ein Bekannter, der vor Jahren mal dort war zum Klettern konnte uns auch noch ein paar „Augenzeugenberichte“ liefern. Der Rest ergab sich vor Ort. Wir waren einigermaßen überrascht, daß der Stein wirklich ziemlich kompakt und belastbar war. Beim Klettern war zwar loses Geröll unterwegs, aber auf den Spitzen der Türme hat die Erosion ihr Werk getan und nur die festen Brocken übriggelassen.

Wie sah der Aufbau der Slackline konkret aus?

Wir haben pro Seite vier 25-cm-Gewindestangen gesetzt: zwei in einem Kräftdreieck und vom Zentralpunkt aus nochmal zwei in Reihe geschaltete Redundanzpunkte, wobei der letzte Bolt immer drei bis vier Meter entfernt gebohrt wurde, damit die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass das Gestein an dieser Stelle im Falle eines Falles anders beschaffen ist und hält. Die Bohrlöcher wurden sorgfältig ausgepustet mit Druckluft aus der Dose (kein Schlauch, wegen der Spucke;), anschließend die Stangen mit 2-Komponentenkleber eingeklebt. Auf das Ende wurde dann die M12 Bohrhakenlaschen festgezogen.
Für die acht Fixpunkte pro Slackline haben wir mit Klettern und ausloten, bohren, etc. etwa einen Tag benötigt. Für den Aufbau der Slackline, dann nochmal einen halben Tag. Die Seile zum Hochziehen der Slackline haben wir einfach geknotet, allerdings das Hochziehen der Fixseile an der Paketschnur war eine ziemliche Wackelpartie wegen der scharfkantigen Ausbuchtungen der Felstürme, zum Teil hielt die Schnur nur noch an wenigen Strängen, aber wir hatten Glück.

Die Meteora-Abteien sind ja unter Umständen etwas eigen, gab es irgendwelche Probleme mit der lokalen Bevölkerung, den Mönchen oder den Behörden?

Bei den Locals gab es gar keine Probleme, Verwunderung und Blicke waren uns gewiß, aber Probleme gab es eigentlich nicht, bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Mönche wohl gestört fühlten, aus uns unerfindlichen Gründen. Vielleicht weil wir ihnen zwischen ihren beiden Klöstern die Show stahlen (lacht). Jedenfalls kam auf einmal ein Polizist an und meinte „das“ sei verboten. Christos konnte uns da glücklicherweise helfen und nachdem er vier Stunden „Verhör“ in Polizeigewahrsam über sich ergehen lassen mußte, konnten wir weitermachen.

Ihr wurdet u.a von einem der Red-Bulletin Fotografen Henning Maier-Jantzen begleitet. Red Bulletin hat euch somit in gewisser Weise beszuschußt. Hattet ihr sonst noch Sponsoren?

Ja, der Bayerische Turnverband hat eine gute Kooperation mit dem Slackline-Hersteller „Webster & Maroon“, außerdem haben uns die Jungs vom „Heaven’s Gate“ in München mit den Hiltis und den Haken versorgt. Die Flüge allerdings mußten wir selber zahlen. Die Story von Red Bulletin wird wohl im Laufe des Sommers erscheinen.

Auf jeden Fall ein Spitzenprojekt, zum Abschluß noch „kurze Frage — kurze Antwort“:

  • Winter oder Sommer?
    Defintiv Sommer, ich bin kein Wintersportler
  • Oben ohne oder unten ohne?
    (lacht) Oben ohne
  • Hopfen oder Gras?
    (mehr lachen) Gras. (Anm. der Red.: wegen der Drahtstücke im Absprunggelände, die sind im Gras seltener.)
  • Nächstes Ziel (SL, HL, Klettern)?
    Die Natural Games in Frankreich Ende Juli in Millau
  • Gabs schon mal größere Verletzungen beim Slacklinen?
    Einmal beim Aufkommen, habe ich mir sauber das Knie verdreht, ansonsten nichts Tragisches. (Anm. der Red.: außer den Abschürfungen und sonstigem Gedöns, was so ein Spanngurt verursacht.)

Die Lines

[Google Map]

  • „For Your Eyes Only“, 41 Meter lang, 150 Meter hoch
  • „Disturbing Eternity“ oder „der Schnellste Weg in den Knast“, 30 Meter lang, 250 Meter hoch
  • „Beta Version“ am Beta Massiv, 17 Meter, 150 Meter hoch

Zur Person

Lukas Irmler, 21 Jahre jung und Chemie-Student in Freising, klettert seit 4 Jahren und slacklined seit 3 Jahren. Er ist schon seit jeher ein sporty life gewöhnt, beginnend mit Leichtathletik, Turnen und WT (Wing-Tsun).

Weiterführende Links

Equipmentliste für die Meteora-Slacklines (PDF)

Freisinger Slackliner in Meteora (Videos auf Youtube)

Die Seite des Fotografen Henning Maier-Jantzen

Sponsoren

Red Bulletin Magazin (Fotograf Henning Maier-Jantzen)

Webster Maroon (Slackline-Hersteller, USA)

Heaven’s Gate (Bohrmaschinen und Haken)

Bayerischer Turnverband (Dispo und Koordination)