Heute Bleau, morgen Bleau und übermorgen wieder [Fontainebleau]

Das erste Mal Bleau, das Bouldermekka schlechthin, gespannt war ich ja schon. Vor zwei Wochen hat sich Gerhard mit voll beladenem Auto Richtung Paris aufgemacht. Ich sollte dann mit dem Flugzeug folgen, weil ich arbeitsbedingt noch nicht gleich mitfahren konnte. Erste News aus dem Gebiet ließen allerdings wettermäßig nichts Gutes hoffen: Schnee, Schnee und Schnee. Und zwar in Mengen wie man sie Bleau noch nicht so oft erlebt hat. Naja, was soll‘s, ab in den Flieger und los …

Flughafen bis Fontainebleau

Fontainebleau Cortomaltese in Bas Cuvier

Angekommen in Charles-de-Gaulle ging die Odysee Richtung Bahnhof los und ich muß wirklich mal sagen, daß die Beschilderung irgendwie mehr als bescheiden ist für die Öffentlichen. Ein praktischer Tipp an dieser Stelle: Ihr begebt Euch an einen Automaten im Terminal 2 (mit der Terminal-Shuttle-Bahn) für die Fahrkarten (nur Münzen (!) oder EC-Karte) und gebt euren Zielort ein [Fontainebleau-Avon] und für ca. 15 € wird das Ticket ausgespuckt. Mit diesem könnt ihr dann durch die Schranken gehen… hört sich ja bis jetzt ganz einfach an, gell …  dann geht’s hinunter, ihr habt die Wahl zwischen zwei Bahnlinien, einer Schnellbahn, die die ganzen Banlieues überspringt, und einer normalen. Egal welche ihr nehmt, ihr müßt am Gare du Nord oder bei Les Halles umsteigen und zwar in die U-Bahn Richtung Gare de Lyon. So und jetzt kommt die Crux: Im Gare de Lyon verlaßt ihr wieder die Schranken (obwohl überall steht, daß man danach nicht mehr reinkommt) und geht die Treppen nach oben, dort findet ihr dann den Zug der halbstündlich nach Fontainebleau fährt [Richtung Montereau].

Bas Cuvier

[Gebietsinfo]
Eines der richtig berühmten Gebiete. Es gibt hier so einige Klassiker, zu nennen wäre natürlich Cortomaltèse (die berühmte Sandsteinstruktur ist hier wunderbar zu sehen), La Joker (eine der ersten 7a in  Bleau), L’Hélicoptère (nach dem Schlüsselzug, weiß man warum das Ding so heißt) und natürlich noch etliche Andere.

Hier treffe ich auch zum ersten Mal auf den Rest unserer illustren Gruppe mit Korbi, Milan, Michal, Patrick, Willja und Hvilka, die alle fleißig an oben genannten Problemen hängen und/oder triumphieren. Das Wetter hatte sich auch deutlich gebessert, fast alles war trocken und nur noch kleine Schneefelder waren zu sehen.

Meine ursprüglichen Befürchtungen hier in Bleau nichts zu zerreißen – vor allem, wenn man mit so einer starken Truppe unterwegs ist –  hatten sich nach einer guten Stunde (und etwas Führer wälzen) auch zerschlagen: Es gibt wirklich für alle Etwas: Hunde, Kinder, Normale, Hardmover und alle dazwischen. Abends haben wir uns dann noch mit Pierre von einer bekannten fanzösischsprachigen Kletterseite auf ein Bier getroffen und uns für den nächsten Tag auf die Gorge aux Châts geeinigt.

Fontainebleau Rubis sur l'Ongle

Gorge aux Châts

Wetterbedingt haben wir uns hier an Tag 2 und 3 verabredet, der obere Sektor trocknet sehr schnell, meist ist er schon nach einer Stunde trocken, vor allem wenn Wind geht.Das Gebiet ist klein und fein, und wieder ist für jeden etwas dabei, inklusive der berühmten „Rubis sur l’Ongle“ (7B+), die Korbi nach einigen Versuchen bezwingen konnte, Gerhard konnte mit „Un Franc du Kilomètre“ auch gleich eine 7A flashen. Pierre und Gustave zeigten uns auch noch einige andere Probleme, die  uns diese beiden Tage beschäftigte.

Fontainebleau L'Angle Parfait

Dame Jouanne

Auch dieses Gebiet trocknet im oberen Bereich sehr schnell ab, das war eigentlich immer das Hauptaugenmerk bei der Auswahl. Leider hat es vormittags immer leicht genieselt oder geregnet, aber bei dieser Fülle an Spots ist das eigentlich nie wirklich ein Problem. Angezogen wurden wir vor Allem von einer sehr berühmten 7B-Kante (L’Angle Parfait), die im Führer beschrieben wird, als Problem, das schon die Besten abgeworfen hat. Da wir natürlich auch zu den Besten gehören, wurden auch wir abgeworfen. Schade eigentlich :)

Fontainebleau Elephant

Éléphant

Ratet mal, ob dieses Gebiet schnell trocknet? Ja… was sonst, aber auch ansonsten hat dieses Gebiet viel zu bieten. Seinen Namen hat es im Übrigen durch den ersten Block im Sektor 1, der aussieht wie ein Elefant — wer hätte das gedacht.
Probleme gibt es zuhauf, im unteren Teil noch mit mäßiger Höhe und gutem Absprunggelände, ist der obere Teil schon teilweise ziemlich hoch und etwas verblockt (ähnlich wie auch Dame Jouanne). Klassiker wie Le Coeur (7A) und die Routen auf den Elefanten warten auf weitere Wiederholer, wie z.B Charles, der an diesem Tag dazugestoßen ist.

Fontainebleau Toit de Chien

Cul de Chien

Ehrlich gesagt, kann ich dazu gar nicht viel sagen, zu Beginn noch als lässige Nachtbouldersession geplante Aktion gedacht, wurde es für Gerhard ein zweistündiges Hinrennen an DAS Dach. Er hat’s gemacht, das war großartig für alle Beteiligten und ein riesen Spaß noch obendrein.
Das Gebiet selber wirkt selbst im Hinrbirn-Antlitz unfassbar schön, man geht einige (ganzschönviele) Meter und steht in einer Mondlanschaft, überall Sand, nur kein Wasser. Faszinierend, Scotty…

Roche aux Sabots

Oh ja, unser Waterloo, im wahrsten Sinne… Wurden davor noch einge Kracher geflasht, war diesmal Sense. Selbst die Starken aus dem Team wurden von einer 6B zurückgeschleudert. Die Bewertung, die nun, dank bleau.info, relativiert wurde, aber in dem (etwas) ältereren Führer noch als 5+ beschrieben waren, sind passé. Man spürt sozusagen direkt die ‚alten‘ Bewertungen… Frustrierend, aber lehrreich.

Schlußendlich

… vergingen die Tage wie im Flug, und wir mußten langsam aber sicher unser Zeug in der Gîte in La Vaudoué zusammenpacken. Witziger weise stellte sich eines Tages beim Video schauen heraus, daß wir in derselben Bude nächtigten, wie Fred Nicole bei den Aufnahmen zu. Leider hat sich Freds ‚Spirit‘ nicht auf uns übertragen. Die acht Tage Klettern am Stück haben sich auch körperlich bei uns allen bemerkbar gemacht, insofern fuhren wir mit einem weinenden und einem lachendenden Auge Richtung Deutschland.

Noch das Zitat des Urlaubs als Abschluß:
– „Bouldern ist ja wie Yoga, eine Mischung aus Anspannung und Entspannung…“
– „… ja, oiso praktisch wie scheißen…“

Nützliche Tipps

Essen und Trinken

Es gibt eigentlich in fast jeder Stadt um Fontainebleau einen Mini-Markt im Ort, der meist bis 19 Uhr geöffnet hat, ansonsten finden sich auch meistens ein Carrefour oder ein anderer Supermarkt an den Ortseingängen der etwas größeren Städte.


Außer in Bleau konnten wir nach 20 Uhr aber praktisch keine geöffnete Bar finden, in La-Chapelle-la-Reine gibt es aber einen Pizzadienst, der bis 22 Uhr offen hat und auch sonst stehen auf den Dorfplätzen z.T. weiße Lieferwagen herum, die Pizza verkaufen.

Unterkunft

Wir waren im Gîte Rural No. 297 in La Vadoué untergekommen. Da kostet die Nacht bei einer Vollbelegung mit sechs Leuten zwischen 10 und 12 Euro pro Nacht/Nase, das lohnt sich auf jeden Fall, aber man muss die Dinger wohl relativ rechtzeitig reservieren. Das Netzwerk für die Reservierung findet man hier.


Ansonsten gibt es da noch das Maison Bleau, das von Neil Hart geführt wird, ein wahrer Kenner der Spots da unten, wie seine Font Dosage Filme auf Vimeo beweisen.

Literatur

Und bevor es fad wird

Uns Gerhard noch in dem Klassiker „Le Coeur“ auf dem Video von Alex Savage (ab c. 0:30)

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Video-Link: http://vimeo.com/9833562