Auf eine Tasse Kaffee mit Daniel Woods

»I think it’s honestly key to celebrate your accomplishments

Muß man Daniel Woods überhaupt noch jemanden vorstellen, der zumindest das Wort Bouldern buchstabieren kann? Okay, Daniel ist Jahrgang 1989, gebürtiger Texaner, von oben bis unten tätowiert und einer der stärksten Protagonisten in den beliebten Mellow-Videos. Seine Boulder und Wettkampferfolge hier aufzuführen wäre müßig, denn die Liste ist schier endlos, das gibt der Serverplatz von Kletterszene einfach nicht her. Mit seiner Erstbegehung von „Return of the Sleepwalker“ im Jahr 2021 steht der The North Face Athlet schwierigkeitsmäßig an der absoluten Spitze des derzeit Möglichen. Wie immer interessierte unseren Kopiergehilfen Hannes Huch beim Interview der Blick hinter die starken Arme. Was treibt Daniel an und wie schaut es in ihm drinnen aus? Zum Interview trafen sich die beiden digital, weil der Kletterszene-Learjet blöderweise gerade in der Wartung war.

Hallo Daniel! Die Interviewreihe heißt „Auf einen Kaffee mit …“, also wird dies ein recht kurzes Interview sein. Ich meine, es hängt von deinen Antworten ab. Ich habe schon Interviews mit Babsi ZangerlAdam Ondra oder Matilda Söderlund geführt. Du bist also in bester Gesellschaft. Wo bist du jetzt gerade? Bist Du zu Hause?

Hallo Hannes! Ja, ich bin zu Hause. Ich bin in Boulder, Colorado. Ich bin gerade aus der Schweiz zurückgekommen, so vor vier oder fünf Tagen.  Aber ich war für drei Monate dort.

Wohnst du in Boulder?

Ich wohne tatsächlich in Boulder. Ja, das ist immer so, wenn ich reise. Ich komme immer wieder nach Colorado zurück, das ist meine Homebase.

Oh, schön. Ich war 2019 dort, als ich eingeladen wurde, an der CWA teilzunehmen. Ich mochte Boulder und die Gegend sehr und habe mich mit Jackie und Ian von Kilter angefreundet. Good times!

Ja, ich kenne sie auch. Jackie und Ian sind wirklich gute Leute.

Und wie war die Schweiz?

Ich war traurig, abzureisen. Wenn ich mich nicht um das Visum kümmern müsste, wäre ich den ganzen Sommer über in Europa geblieben. Und so bin dich immerhin die vollen 90 Tage geblieben. Ich werde im September wieder in die Schweiz gehen und noch zwei Monate bleiben.

Okay, cool. Ich hoffe, dass Du Dich mit all meinen Fragen wohl fühlen wirst.

Ich bin sicher, sie sind gut.

No worries, sie werden nicht zu tief gehen. Wie spät ist es jetzt bei Dir?

So neun Uhr. Ich habe gerade meinen Kaffee getrunken und gefrühstückt. Es kann also losgehen.

Sehr schön. Das ist also immer meine erste Frage: Wie magst du deinen Kaffee?

Ich mache mir einfach Espresso mit der Bialetti. Ich fülle ein Viertel meiner Kaffeetasse mit Vollmilch und dann gieße ich den Kaffee einfach oben drauf und rühr‘ ihn einmal um. Und so trinke ich ihn.

Sehr schön. Und wie viele Kaffees trinkst du so am Tag?

Ehrlich gesagt, trinke ich nur einen am Morgen. Ich trinke meinen Kaffee, trinke etwas Wasser und bin dann startklar. Wenn ich mich müde fühle, trinke ich manchmal so gegen 13 oder 14 Uhr noch einen Kaffee. Aber normalerweise reicht mir der eine Kaffee, um in Schwung zu kommen.

Ich arbeite daran, nur einen Kaffee am Morgen zu trinken.  Aber wie auch immer, was denken andere über Dich, was nicht stimmt?

Was denken andere von mir, was nicht stimmt, hm …

Das ist eigentlich eine gute Frage. Hast Du irgendwelche Gerüchte über mich gehört oder etwas, wovon ich wissen sollte?

Ähm, ehrlich gesagt, ich lege in den Videos ziemlich genau dar, was ich mache, wie ich lebe und so. Ich mag zum Beispiel Wein. Ich trinke gerne Bier, gehe gerne essen, reise gerne. Ich schätze, ich habe nicht wirklich einen Filter, wenn es darum geht zu sprechen. Ich sage einfach, was ich in dem Moment fühle und so weiter.  Aber ja, im Moment habe ich noch nichts gehört, wo jemand gesagt hätte: „Oh, Daniel, macht das regelmäßig„, wo ich sagen würde: „Oh, nein, das ist überhaupt nicht wahr„. 

Ich war auf deiner Insta-Biografie, und da steht Rage & Tranquility, also Wut und Ruhe. Ich bin neugierig, was das für dich bedeutet.

Gute Frage. Eigentlich fragen mich das eine Menge Leute. Also, im Grunde habe ich eines Tages auf dem Weg zum Park ein Brainstorming in meinem Kopf gemacht. Und da fielen mir zwei Worte ein: Rage & Tranquility. Ich mag diese Begriffe einfach. Ich denke, das definiert mich und meine Person. Ich habe meine Phasen, in denen ich meine ganze Energie einsetze, ich trainiere wirklich hart. Ich gehe auf Partys und tue alles, was in meiner Macht steht, bis zum Äußersten. Aber ich weiß auch, dass es ein Gleichgewicht dazu geben muss. Man muss auch eine ruhige Phase im Leben haben und wissen, wann man sagen muss: „Okay, ich habe viel erreicht, aber jetzt muss ich ein paar Schritte zurückgehen und mich irgendwie erden„. Ich muss mich ausruhen, Schlaf nachholen, meinem Körper etwas Gutes tun und so weiter, und dann muss ich mich einfach etwas mehr entspannen. Ich würde sagen, meine gesamte Präsenz als Person ist eher entspannt. Es ist ruhig. Aber ich würde sagen, wenn ich auftrete, vor allem beim Klettern, greife ich gerne die Felsen an. Und wenn ich trainiere, attackiere ich mein Training und versuche einfach so hart wie möglich zu sein.

Und wie fühlst du dich, wenn es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen? 

Ich würde sagen, meine größte Schwäche ist, dass ich nicht weiß, wann ich mich zurücknehmen und eine Ruhephase einlegen muss. Wenn ich erst einmal in der Zone bin und mich so richtig anstrenge, dann mache ich das so lange, bis sich mein Körper kaputt anfühlt und mein Kopf ganz verwirrt ist und ich nicht mehr richtig denken kann und dann denke ich: „I feel like a worthless human right now. Ich muss mich ein bisschen entspannen.“ Das war’s dann. Ich gehe im Grunde genommen bis an meine Grenzen. Und dann spüre ich es in meinem Körper und in meinem Kopf. Und dann muss ich mein Leben umstellen und meinen Kopf neu einstellen, ein paar Schritte zurückgehen und dann kann ich wieder hart durchgreifen. Ich muss aber den Punkt erreichen, an dem ich ein bisschen ausgeglichener bin. Das ist das Ziel, aber es ist schwer zu erreichen.

Ich arbeite ich schon seit 36 Jahren an diesem Ziel, aber bislang es war immer eine Verletzung, die mich gestoppt hat und mir gesagt hat, ich soll ein bisschen Yoga machen und chillen.

Ja, absolut. Ich habe mir diesen Sommer, nachdem ich aus der Schweiz zurückkam, gesagt: Nimm dir den ganzen Juli frei, klettere nicht so viel, mach dir keine Gedanken über die Projekte, mach andere Dinge wie Stretching, aber mach eine Pause vom Projektieren, weil ich nicht so oft Pausen einlege, ich gebe irgendwie das ganze Jahr über Gas. Aber dann komme ich an den Punkt, an dem ich mich bereits ausgelaugt fühle, wenn die Saison für ein Gebiet startet. Und ich denke: Scheiße, ich wünschte, ich wäre jetzt viel besser drauf. Also sage ich mir jetzt: Okay, du brauchst Ruhephasen. Das ist der Schlüssel.

Ja, vielleicht kommt das ein bisschen mit dem Alter.  Aber andererseits finde ich es auch gut, dass man so leidenschaftlich bei der Sache ist. 

Ganz genau! Ich meine, das ist das Schöne am Klettern für die meisten von uns, dass es wirklich nie langweilig wird. 

Wie wählst du deine Projekte aus? Lässt du dich einfach treiben? Oder holst du dir Empfehlungen ein? Oder hast Du DIE Liste?

Ähm, das hat sich im Laufe der Jahre irgendwie verändert. Als ich anfing, zu projektieren, habe ich auf jeden Fall andere Kletterer auf der ganzen Welt verfolgt und geschaut, was sie so aufstellen. Und dann fügte ich das zu der Liste hinzu und dachte: Okay, wenn ich versuchen will, die härtesten Sachen der Welt zu machen, muss ich das neue Fred Nicole-Testpiece ausprobieren, oder das neue Dave Graham-Testpiece, oder Chris Sharma, denn das waren die Jungs, die all die Schwierigkeiten auf sich genommen haben. Ich habe das also auf jeden Fall in Betracht gezogen, eine Liste erstellt und dann eine Reise geplant und mir gesagt: Okay, ich werde diese Lines klettern. Und nach einer Weile kam dann die ganze Leidenschaft für die Entwicklung neuer Boulder ins Spiel. Der nächste logische Schritt ist, eigene Linien zu entwickeln, die schwieriger sind und eine größere Herausforderung darstellen. Und so basiert meine Liste eher auf Projekten als auf  Wiederholungen. Und zum Glück hatte ich auch viele tolle Freunde, die mir ihre Projekte gezeigt haben oder mir Dinge gezeigt haben, von denen sie dachten, dass sie zu schwer für sie wären, und sie haben sie einfach an mich weitergegeben. So musste ich mich nicht so sehr mit Abenteuern und der Suche beschäftigen. Aber die Freunde sagten einfach: Hey, hier ist ein Projekt. Das ist gut. Lass es uns heute ausprobieren. Und heutzutage habe ich eine gute Gruppe von Freunden, die auch sehr stark sind. And they’re going around putting up hard lines giving me stuff to repeat now. Ich halte auch Ausschau nach neuen Lines. Das reizt mich. That’s how it works! Wenn ich etwas sehe, es mich inspiriert und ich die Bewegung und den Fels mag, dann gehe ich voll darauf ein. Wenn ich nur 50/50 begeistert bin, lasse ich es vielleicht sein und suche mir etwas anderes.

Arbeitest du gleichzeitig an mehreren Projekten? Gibst Du bei einem Projekt alles bis Du es geschafft hast und gehst erst dann zum nächsten über? Oder hast Du parallel zwanzig Projekte, die über die ganze Welt verteilt sind?

Ich denke, das hängt von der Region ab. Wenn ich in Colorado bin, wo ich mich gerade befinde, habe ich nicht mehr so viel zur Verfügung wie früher, weil ich es bereits mehr oder weniger abgehakt habe. Wenn ich in Colorado bin, habe ich vielleicht nur ein oder zwei Projekte, die ich angehe. Aber die Projekte sind auch sehr hart. Es handelt sich also nicht um Dinger, die ich in einer Session erledigen kann. Es sind Projekte, die sich über mehrere Saisons erstrecken. Aber wenn ich an einen Ort wie die Schweiz gehe, wo ich viel zu tun habe, gibt es eine Menge Projekte klettern. Und dann gibt es auch eine Menge Wiederholungen. Ich ertappe mich dabei, dass ich mehrere Projekte auf einmal habe, was Spaß macht, aber ich merke auch, dass es ein bisschen stressig ist, weil man denkt: Okay, ich werde dieses Projekt an diesem Tag angehen, und dann brauche ich vielleicht einen Tag, um mich zu erholen, und dann gehe ich an diesem Tag zu diesem Projekt. Und wenn man sich dann allmählich allen Projekten nähert, fragt man sich, für welches man sich entscheiden soll, um sich zu konzentrieren und zu versuchen, es zu Ende zu bringen. Aber was mir an mehreren Projekten am besten gefällt, ist, dass man sich nicht zu sehr auf eine Sache konzentriert und keinen Druck aufbaut, nur das eine zu tun. Und manchmal, wenn man die gleiche Bewegung immer und immer wieder macht, fängt man an, sich mehr Gedanken darüber zu machen, nötig ist. Wenn man also verschiedene Projekte hat, nimmt das ein bisschen Stress weg. Und es macht Spaß, weil man jeden Tag etwas anderes macht, you know?

Für mich ist es wirklich schwer, mich auf mehrere Projekte zu konzentrieren, ich lese auch immer nur ein Buch am Abend. Manche Leute können fünf Bücher gleichzeitig lesen, ich kann das nicht. Vielleicht liegt das auch an meinem alternden Gehirn, denn es wird irgendwie immer schwieriger, sich die ganzen Fußstellungen und Bewegungen zu merken.

Total Ace. Und Sportklettern ist auch ein Unterschied, weil man sich mehr Züge merken muss. Ich habe das Gefühl, eine Sportklettertour entspricht etwa zehn Boulderproblemen oder so.

Cool! Und feierst du deine Erfolge auch gerne? 

Meine abgeschlossenen Projekte zu feiern? Ähm, ja, ich meine, das kommt darauf an. Wenn es ein größeres Projekt ist, das ich gemacht habe, dann gehe ich auf jeden Fall mit Freunden feiern. Normalerweise suchen wir uns eine Show aus, die wir uns ansehen, gehen aus und haben Spaß, lassen ein bisschen die Seele baumeln. Wenn ich etwas geklettert habe, über das ich mich einfach so freue, trinke ich abends immer noch etwas Wein oder Bier oder was auch immer. Um den Moment voll auszukosten. Ich glaube, es ist wirklich wichtig, seine Erfolge zu feiern. Denn wenn man etwas feiert, ist man stolz darauf. Es hilft einfach, die Erinnerung, die ich gerade geschaffen habe, noch mehr zu verstärken. Ich hatte definitiv Zeiten in meinem Kopf, in denen ich dachte: „Okay, ich werde jetzt sehr ernst sein, ich werde einfach sehr gut sein und nicht feiern, mich nicht betrinken oder irgendetwas tun, you know, und einfach sehr geradlinig sein. Und am Ende habe ich mir selbst mehr Druck gemacht, weil ich etwas leisten wollte. Und dann dachte ich: Das ist irgendwie blöd. Ich meine, letztendlich klettern wir nur auf Felsen, you know, wir machen nicht wirklich etwas Verrücktes da draußen. Beim Klettern mache ich das alles nur für mich. Warum sollte man es so ernst nehmen? Es ist besser, das Klettern zu genießen, den Aufstieg zu genießen und dann auch zu feiern, wenn man fertig ist.

Wenn du dir eine Superkraft von einem anderen Kletterer aussuchen könntest, welche wäre das?

Oh, wow, das ist eine einfache Frage. Weil ich mir das schon seit Ewigkeiten gewünscht habe. Ich würde sagen: Flexibilität. Wenn ich nur die Flexibilität von Adam Ondra hätte, wäre ich sehr begeistert. Er hat ein irres Maß an Flexibilität und Kraft. Also ja, ich müsste sehr, sehr hart arbeiten, um dieses Niveau zu erreichen, und ich habe mich noch nicht dazu verpflichtet, das zu tun. Es ist wirklich langweilig. Ich bin gerade erst in der Lage, meine Zehen zu berühren. Ja, ich würde mich nicht gerade als flexibel bezeichnen. 

Offensichtlich hast Du’s mit Deiner geringen Flexibilität sehr weit gebracht.

Yeah, so far, it’s decent. (Hannes lacht sich schlapp. Pretty decent! Der Typ hat Humor!) Ich denke, wenn ich eher ein Wettkampfkletterer wäre, bräuchte ich die Flexibilität mehr als ein Outdoor-Kletterer.

Wer weiß das schon? Wie lange dauert es, bis du wieder hungrig aufs Klettern wirst, wie nach Return of the Sleepwalker? 

Nachdem ich Return gemacht habe, war ich wirklich aufgeregt. I was like: I’m gonna kind of keep this going. Ich war es leid, in Vegas zu sein. Ich musste Vegas verlassen. Aber ich war heiß darauf, woanders hinzugehen. Und in Little Cottonwood gibt es eine Linie namens Grand Illusion, die ich unbedingt ausprobieren und zu Ende bringen wollte. Gleich danach bin ich für eine Woche  nach Hause nach Colorado gefahren, um mich zu entspannen, und dann habe ich mich gleich wieder auf den Weg gemacht und Grand Illusion ausprobiert. Im Grunde habe ich bis Juli hart gearbeitet. Und dann, im Juli, fing es an, dass mich die Erschöpfung einholte und ich dachte: Okay, ich habe genug davon, mich anzustrengen. In diesem Herbst habe ich dann versucht, zu einem meiner Herzensprojekte im Eldorado Canyon zurückzukehren, der etwas außerhalb von Boulder liegt, und es ist ein weiterer 9a-Anwärter da draußen. Ich dachte mir: Okay, du hast gerade Return of a Sleepwalker gemacht,  let’s rage hard on this. Und ich konnte einfach nicht, ich war noch nicht bereit, wieder einzusteigen und viele, viele Tage in neue Sachen zu investieren. Und das war dann so eine Art Zeichen für mich, dass ich dachte, okay, ich muss eine Pause einlegen und mich nicht mehr auf die nächste Stufe konzentrieren und einfach auf den Moment warten, in dem ich zurückkomme. Aber jetzt hat sich das Feuer wieder eingeschlichen. 

Ist das nicht großartig? Du fühlst dich mitunter so unendlich erschöpft, nachdem du ein hartes Projekt gemacht hast, oder du wirst sogar krank danach. Aber dann kommt dieses Gefühl zurück und man will immer noch mehr klettern? 

Daniel Woods boulden Schweiz

Yes! Ich hatte definitiv Wellen in meiner Kletterkarriere, Phasen, in denen ich definitiv so drauf war und sagte: Ich habe keine Lust mehr, mehrere Monate lang hart zu klettern. Ich hatte das Gefühl, ich bin fertig damit. Mir gefällt nicht einmal der Gedanke, jetzt einen kleinen Griff festzuhalten  oder ein paar intensive Züge zu machen. Und dann frage ich mich, ob das ewig so weitergehen wird. Und früher habe ich mir darüber Sorgen gemacht. Früher dachte ich: Oh Scheiße, du musst deine Einstellung ändern und es einfach erzwingen, you know? Und jetzt denke ich, dass es einfach ein Teil des Zyklus ist. Du musst deinen Kopf neu einstellen, du musst alles neu einstellen, und dann kommt diese natürliche Sache zurück, die dir die Energie gibt, loszulegen and then fuck yourself up, you know.. Es ist physisch unmöglich, zumindest für mich selbst, das ganze Jahr über, über mehrere Jahre hinweg, das höchste Niveau zu halten. Das wäre vielleicht eine weitere Superkraft, die ich gerne hätte, ich könnte einfach mehrere Jahre lang unaufhaltsam sein. Aber ja, es würde nicht so viel Spaß machen. Ich genieße es, wenn ich wirklich abgeschaltet werde, und I enjoy thinking I’m like a worthless piece of shit in the moment. . Aber dann denke ich: „Okay, ich kann da rausklettern. Und dann lass uns wieder die nächste Stufe erreichen, weißt du. Das ist wirklich motivierend für mich.

Ja, cool. Tolle Antwort, wirklich! Und wie verbringst du deine Ruhetage, wenn du in der Schweiz bist? Wie ist dein Modus? Eins zu eins? 

Ähm, jeden Tag ist jemand losgezogen und wollte eine Session machen. Ich glaube, ich habe meistens so eine Art 2on–1off–Programm gemacht und das  etwa zwei Monate lang durchgehalten.

Ich bin immer noch ziemlich jung, also kann ich mich relativ schnell erholen, aber jetzt wird es langsamer. Ich bin dieses Jahr 33 geworden. Ich fühle mich nicht mehr so, wie ich mich mit 23 gefühlt habe. Ich konnte einen Monat durchklettern und sagte: „Was ist schon dabei?“ Als ob nichts weh tut. Und jetzt denke ich, okay, die Scheiße fängt an weh zu tun.

Warte, bis du 47 bist wie ich, dann wird es noch schlimmer.

Verdammt, ja, ich dachte, du wärst 42 oder so. Du siehst gut aus für 47.

Danke! Ich werde dieses Jahr sogar 48 und tue alles, um meine Regeneration zu beschleunigen. Was sind Deine Erholungsgeheimnisse?

Ich versuche, so viel wie möglich zu trinken, besonders wenn ich Wein getrunken habe. Am Vorabend versuche ich, gut zu essen und Dinge wie eine Hypervolt-Massagepistole oder eine Schaumstoffrolle zu benutzen. Ansonsten gehe ich spazieren, genieße die Aussicht und versuche, das Blut in Bewegung zu halten. Wenn ich zu passiv bin, habe ich das Gefühl, dass ich steifer werde. Schon ein leichter Spaziergang hilft, die Dinge in Bewegung zu halten. Aber ansonsten esse ich einfach nur und entspanne mich. Und wenn der Körper nicht mehr schmerzt, dann geht es weiter.

Welchen Einfluss haben die sozialen Medien auf das Klettern? Als ich in den 80ern aufwuchs, gab es noch keine sozialen Medien. Es war schwer Inspiration zu bekommen. Alle zwei Monate kam das deutsche Klettermagazin Rotpunkt heraus und ich bin 15 Kilometer in die nächste Stadt geradelt, um es zu kaufen. 

That’s some dedication right there.

Ich benutze nur Instagram, Twitter oder Facebook benutze ich eigentlich nicht. Ich werde nicht allzu sehr von meinem Telefon vereinnahmt.  Aber ich denke, wenn ich auf Instagram surfe, sehe ich jeden Tag sooo viele Informationen, man sieht einen Haufen Leute, die irgendwelche Dinge tun und einige Leute, die sich selbst als Profisportler bezeichnen, sie sind meiner Meinung nach eher Influencer. Und dann gibt es noch die Profisportler, die ziemlich krasse Sachen machen. Aber was ich sehe, ist, dass die Sportler, die tatsächlich Standards setzen und so, nicht so viel posten. Sie posten nur, wenn sie etwas Bedeutendes tun. Bei den Influencern hingegen geht es mehr darum, ihr Image zu fördern, sie müssen nicht der Beste in dem sein, was sie tun. Also, ehrlich gesagt, stört mich das nicht wirklich. Wenn du dich dafür entscheidest, ein Influencer zu sein und nur dein Image verkaufen willst und die Unternehmen sind begeistert, dann ist das cool. Aber wenn man behauptet, etwas zu tun, was man in Wirklichkeit nicht tut, wird es meiner Meinung nach schlecht, weil man eine falsche Identität schafft, was ich schon öfter erlebt habe. I’ve seen people kind of spray about what they’re doing.  Und dann stellt man fest, dass sie das gar nicht wirklich gemacht haben, was sie da behaupten. Und das wirkt dann irgendwie nervig, aber vielleicht gibt es ja Leute, denen das gefällt. Wer weiß, soziale Medien sind eine komische Welt. Denn wie du schon sagtest, früher musste man zwei Monate warten, um Informationen zu bekommen. Und heute ist es so, dass man morgens aufwacht und zehn Leute kennt, die gerade die härtesten Boulder gemacht haben, you know. Manchmal kann ich damit meine Motivation hoch halten, aber dann gibt es Zeiten, in denen man denkt: Mann, vielleicht bekomme ich viel zu viele Informationen gerade.  I’m just polluting my brain right now with bullshit.

Und kennst du den Climberism-Typ?

Ich kenne ihn. Ja. Ich folge ihm auf Instagram. Ich mag ihn wirklich. 

Es ist so lustig. Hast du eine Art Lieblingsclip?

Oh, wow. Ich kann im Moment keinen Lieblingsclip ausmachen. Aber ich mag es, wenn er etwas mit Sharma macht, das ist immer ziemlich witzig. Er persifliert Ondra wirklich gut beim Bouldering. Ich glaube, ehrlich gesagt, das war das Beste, was der Kletterwelt passieren konnte: einfach ein bisschen Comedy zu haben, weil ich das Gefühl habe, dass viele Kletterer die Dinge viel zu ernst nehmen. Denn jetzt sehe ich meine Freunde mit anderen Augen. Ich betrachte sie mit der Stimme der Kletterer. Und dann fange ich einfach an zu lachen, aber ich denke, das ist gut so. Denn jetzt nehme ich meine Freunde nicht mehr so ernst. Wir können uns einfach übereinander lustig machen.

Ja, ich liebe es. Auch das kürzlich mit Margo und dem DIOR-Shooting.

So good, so good.

Sehr schön. Gibt es ein Motto, das Dich durchs Leben führt? Hast Du eins? Ein Mantra oder was auch immer?

I always try to tell myself to just try 100% every time. Wenn ich am Block auftauche, selbst wenn ich müde bin. Ich sage mir: Gib dir 100 % Mühe, denn wenn ich mich nicht 100 % anstrenge, frage ich mich: Warum bin ich dann hier? Zudem versuche ich einfach, so oft wie möglich positiv zu denken. Jedes Mal, wenn ich negative Gedanken zulasse, denke ich: Oh, diese Bewegung schüchtert mich vielleicht ein, weil ich sie noch nicht gemacht habe, oder ich weiß nicht wirklich, wie man diese Sequenz macht, oder ich weiß nicht, die Liste kann endlos weitergehen. Aber sobald sich diese Negativität einschleicht, fängt man an, sie zu manifestieren, und dann kann man gar nichts mehr machen. Deshalb versuche ich in letzter Zeit, auch wenn ich mal einen schlechten Tag habe, so positiv wie möglich zu denken und mein Selbstvertrauen zu stärken. Und sag ich mir auch: Okay, streng dich an. Aber wenn du es nicht schaffst, entspann dich einfach, verstehst du? Du musst keine Routen oder Boulder oder was auch immer schaffen, um Erfolg zu haben. Es kann auch nur eine Bewegung sein, die du noch nie gemacht hast, oder einfach ein gutes Gefühl an der Wand, you know? Ich würde also sagen, versuche 100 % und behalte so oft wie möglich eine positive Einstellung.

Cool! Klingt ganz so als hättest Du Mastermind von Jerry Moffatt gelesen?

Klar, Jerry ist großartig, und das Buch ist es auch. Es ist wahrscheinlich schon fünf Jahre her oder so. Aber ich habe es auf jeden Fall gelesen.

Ich hab’s mit ihm produziert, und es war großartig, Zeit mit Jerry zu verbringen und auch diese Techniken zu übernehmen. Always celebrate the small successes!

Ich glaube, wenn man sich über die kleinen Erfolge freut, entsteht einfach diese natürliche Freude und man hat Spaß. Und wenn man Spaß hat, dann ist alles andere unwichtig, nicht einmal das finale Ticken eines Boulders. Du sagst dir einfach: Ich genieße den Moment. Und das ist superwichtig.

Letzte Frage: Was wäre der erste Satz in Deiner Biographie?

Okay, ich werde meine Biografie mit meinem Instagram-Handle „Rage & Tranquility“ einleiten. Ein Feueremoji, ein Friedensemoji, und dann beginnen wir mit der Biografie. Und dann wird die Biografie auf diesen beiden Wörtern basieren, die sich durch mein ganzes Leben ziehen. 

Großartig Daniel! Ich danke dir. Es war mir wirklich ein Vergnügen.

Es war schön. Tolle Fragen. Have a nice day!

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Video-Link: https://youtu.be/IoEeHwd5GTs