Indoor-Klettern und -Bouldern zu Zeiten von Corona: Wie geht es denn Boulder- und Kletterhallen

Durch Covid-19 hat sich so einiges in unserem Leben verändert. Auch wenn wir uns vergleichsweise schnell angepasst haben, sind wir doch in einigen Bereichen unseres Lebens eingeschränkt. Wie sieht es also mit dem Hallenklettern und –bouldern aus? Was für Einschränkungen gibt es und wie werden diese angenommen?

Die Anti-Corona-Maßnahmen basieren auf der Infektionsschutzverordnung des jeweiligen Bundeslandes, insgesamt sind sich diese aber doch sehr ähnlich. Das heißt rechtlich gesehen, die Hallen und ihre Besucher müssen sich an gewisse Vorgaben halten und bei Nichteinhaltung kommt es zu Strafen. Doch wie sehen diese Maßnahmen in den Hallen konkret aus?

Bahnhof Block Wuppertal Corona Regeln

Wir haben uns ein paar Hallen in Berlin und München unter die Lupe genommen und konnten zwischen den Bundesländern keine nennenswerten Unterschiede im Handling feststellen. Es muss gewährleistet sein, dass ein Mindestabstand von 1,5 Metern einhaltbar ist und in den Bereichen, in denen kein Sport getrieben wird, das heißt, beispielsweise an der Anmeldung, den Sanitäranlagen und Umkleiden müssen Masken getragen werden. Im Boulder- oder Kletterbereich kann die Maske optional weggelassen werden. Sanitäranlagen sind auf die Grundbedürfnisse ausgerichtet und sofern es keine Einzelkabinen in der Dusche gibt, kann in der Regel nicht geduscht werden. Toiletten sind selbstverständlich offen, allerdings sollten diese nur einzeln betreten oder ein Mindestabstand gehalten werden.

Außerdem haben manche Hallen Einbahnsysteme mit markierten Wegen eingerichtet, um Engpässe zu vermeiden und mancherorts gibt es Zeitslots, die entweder im Vorhinein gebucht und kontrolliert werden oder auf Eigenverantwortlichkeit beruhen. Selten kommt es wirklich vor, dass die Kapazitäten ausgelastet sind und Leute an der Tür abgewiesen werden.

Doch hier gibt es keine Kulanz-Bereiche. Ist die Halle ausgelastet, muss man warten bis jemand geht, bevor eine weitere Person hinein darf. Jedoch haben die meisten Boulder- und Kletterhallen auf ihrer Website eine Übersicht bzw. ein Ampelsystem geschaffen, anhand dessen man sehen kann wie voll es ist und dementsprechend kann man gut abschätzen, ob es sich lohnt sich auf den Weg zur Halle zu machen. Dies kann sich natürlich ändern sobald die regnerische und kalte Jahreszeit eintrifft, das Outdoor-Sporteln wegfällt und Außenbereiche in den Hallen nicht mehr genutzt werden können.

Wir haben nun einmal nachgefragt wie die KletterInnen und BoulderInnen diese Situation einschätzen.

Boulderhalle Bad Tölz

Es gibt viele, die sehr lange mit ihrem Hallensport pausiert haben oder auf Heimtraining oder Felsklettern ausgewichen sind und die das Klettern und Bouldern in Hallen immer noch eher dosiert angehen. Doch ist deutlich sichtbar, dass die Bedenken schwinden, was sich auch an der Zahl der Neuregistrierungen zeigt. Vor allem sind es die BoulderInnen, die eher weniger Bedenken mitbringen. Denn faktisch ist es in einer Boulderhalle sehr viel schwieriger einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten als in der Kletterhalle.

„Im Eifer des Gefechts ist es manchmal schwierig die Abstandsregelung einzuhalten. Man ist dann so sehr mit dem Bouldern beschäftigt, dass man nicht ständig über Corona nachdenkt.“

Boulderin Annalena aus Berlin

Was natürlich dem Klettern und Bouldern gemein ist, ist dass die Griffe permanent von vielen Menschen angefasst werden, glücklicherweise gibt es Liquidchalk, wozu einige Hallenbetreiber explizit raten, sowie Desinfektionsspender.

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Großteil aller Befragten in erster Linie froh darüber ist überhaupt wieder in den Hallen trainieren zu können. Auch genießen viele, dass es insgesamt leerer ist als sonst. In den Kletterhallen ist jede zweite Route gesperrt, was auf breiten Zuspruch stößt, da der Routenabstand vorher eh schon unangenehm dicht war, so einige Besucher. Die meisten fragen sich wie sinnvoll das Tragen der Masken in Eingangsbereich und Umkleide ist, wenn man sich danach in eine, gefühlt, proppenvolle Halle geht, in der das Einhalten des Mindestabstands vielleicht mathematisch, aber nicht praktisch funktionieren kann.

Der soziale Aspekt des Boulderns leidet in sofern, dass das Bier o.Ä. im Anschluss vielerorts ausfällt. Entweder aufgrund zeitlicher Begrenzung oder gänzlichen Sperrungen des Gastronomiebereichs. So langsam wird auch sowohl in den Kletter- als auch in den Boulderhallen wieder regelmäßg umgeschraubt. Teilweise findet man allerdings auch noch Routen-Relikte aus der Prä-Corona-Zeit, das ist allerdings eher die Ausnahme und betrifft eher die Kletterhallen, in denen grundsätzlich seltener umgeschraubt wird.

Viele Events mussten abgesagt werden, da sie unter den vorgegebenen Maßnahmen nicht stattfinden konnten. Die Hallenbetreiber bemühen sich neue Events zu kreieren, jedoch ist natürlich momentan alles unter Vorbehalt, da man nur schlecht absehen kann wie die Situation mit dem Corona-Virus in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr aussehen wird. Es ist hier also Flexibilität von Seiten der Veranstalter und Teilnehmer gefragt.

Die meisten finden die Maßnahmen überwiegend sinnvoll und gut umsetzbar und auch wenn die Stimmung in der Anfangszeit der Wiedereröffnung gewöhnungsbedürftig war, fühlen sich die meisten jetzt wieder wohl.

Die Hallenbetreiber unterdes haben immer noch Mitarbeiter in Kurzarbeit und logischerweise gibt es Umsatzeinbußen, da die Kapazitäten der Hallen beschränkt sind, Gastronomieeinnahmen geringer sind oder wegfallen und es im Frühjahr eine komplette Einnahmepause gab.

„Es gibt Problemchen im Alltag -Ungewohntes kommt auf jeden von uns zu. Von Problemen oder Hürden in der Halle würde ich da aber nicht sprechen.“

so ein Mitarbeiter einer Kletterhalle in München auf die Frage hin, ob es Hürden im Betriebsablauf gibt.

Doch sowohl die Hallenbetreiber als auch KletterInnen und BoulderInnen sind froh, dass der Betrieb weiterlaufen kann und so wollen wir hoffen, dass die Hallen, jetzt wo es auf die Indoor-Saison zugeht, nicht wieder dicht machen müssen.

    Text: Noya Wildenhaus f. Kletterszene

    Foto: Boulderwelt München West, Bahnhof Blo, Ks.com Archiv, DAV Boulderhalle Bad Tölz

  • Beitragsdatum 2. Oktober 2020