Janja Garnbret und Adam Ondra gewinnen den ersten Boulder Weltcup der Saison
Ein unglaublich großes Feld von Wettkämpferinnen und Wettkämpfern reiste ins pittoresk verschneite Meiringen, um den Saisonauftakt des diesjährigen Boulder Weltcups mitzubestimmen. Noch nie lag vor den Athleten und Athletinnen eine so lange Saison und wohl noch nie war der Druck so hoch. Denn letztendlich zählt jeder erreichte Griff für die Olympia-Qualifikation. In der Schweiz waren es die Favoriten Janja Garnbret und Adam Ondra, die sich den ersten Platz sicherten. Afra Hönig und Alex Megos vom deutschen Team kletterten ins Halbfinale
Wer hat den härtesten Job der Welt?
Aus Sicht vieler sind das die Routenschrauber, die gerade zu Beginn der Wettkampfsaison eigentlich nur im Kaffeesatz lesen können, um das Niveau des Feldes abzuschätzen. Sind die Boulder zu schwer, sind sie die Buhmänner. Sind sie zu leicht, dann gilt das Gleiche. In Meiringen aber war zumindest ab dem Halbfinale das Setting perfekt, das Chef-Routenschrauber Jaime Cassidy aus England zusammen mit Marc Daviet (FRA) und Garret Gregor (USA) an die Wände zauberte.
Zehn DAV-Athletinnen und Athleten starten in Meiringen
Zum ersten Weltcup der Saison reisten zehn Sportlerinnenund Sportler des DAV. Natürlich war das neu gegründete Olympia Fokusteam komplett am Start – ergänzt um weitere verdiente Athletinnen und Athleten:
- Damen: Alma Bestvater, Hannah Meul , Annika Pidde , Elisa van der We und Afra Hönig .
- Herren: Jan Hojer, Alexander Megos, Yannick Flohé , Philipp Martin und Max Kleesattel.
Bei den Herren sorgten (zu) leicht geschraubte Qualiboulder für ein sehr enges Teilnehmerfeld: In Gruppe eins, in der auch Jan Hojer startete, mussten vier von fünf Boulder getoppt und mindestens eine Zone erreicht werden. Mit vier Flashs war Hojer hier auf gutem Kurs. Lediglich in Boulder zwei erreichte er nach dem vierten Versuch nur die Zone. Er landete schließlich auf Platz 11 – und verpasste nur wegen eines Zonenvesuchs zu viel das Halbfinale. In Qualigruppe zwei ging es ähnlich eng zu: Hier mussten alle fünf Boulder geschafft werden: Als einziger Deutscher schaffte das Alex Megos, der auf Platz 10 eine Runde weiter kam. Yannick Flohé war ebenfalls auf gutem Kurs: 4 Flashs halfen ihm aber nicht: Am 4. Boulder kam er nicht bis zur Zone.
Die Damen wiederum hatten mit den Bouldern schwer zu kämpfen. In der Gruppe 1 sicherten zwei Tops und eine Zone das Weiterkommen, in Gruppe 2 benötigte man noch eine Zone mehr. Dies gelang Afra Hönig, die auf dem 5. Platz in ihrer Gruppe in das Halbfinale einzog.
Enttäuschung für Jakob Schubert und Jessica Pilz
Bei den schon erwähnten eher leichteren Herren -Qualifikationsboulder, die keinerlei Fehler erlaubten, gingen die 19 von 20 Halbfinalplätze an diejenigen, die fünf von fünf Bouldern schafften. Ein Kunststück, das keinem Österreicher gelang. Florian Klingler (Rang 25) und Alfons Dornauer (Rang 29) zeigten jedoch sehr gute Leistungen und verpassten trotz vier Tops und fünf Zonen knapp das Halbfinale. Klingler verpasste den Aufstieg um nur einen Versuch, bei Dornauer waren es zwei. Jakob Schubert erwischte keinen guten Tag: Er startete denkbar schlecht in den Bewerb, als er eine verhältnismäßig leichte Platte nicht schaffte und dadurch früh unter Druck geriet. Als er im vierten Boulder die richtige Methode nicht fand, stand fest, dass er sich für das Halbfinale nicht qualifizieren würde. Der Tiroler beendete den Bewerb auf Rang 47. „Das war natürlich nicht der Start, den ich mir erhofft habe. Letztes Jahr ist die Saison in Meiringen perfekt losgegangen. Beim Bouldern nicht im Halbfinale dabei zu sein, ist immer schade. Ich weiß aus der Vergangenheit, dass es extrem schnell geht und man sich keine Fehler leisten darf. Ich werde jetzt nicht alles über einen Haufen werfen. Nächste Woche in Moskau bietet sich bereits die nächste Chance. Die will ich nutzen.“ Der 18-jährige Kärntner Nicolai Uznik wurde bei seinem ersten Boulderweltcup 56. Georg Parma belegte Rang 71. Weltcup-Debütant Dominik Haertl (NFÖ Wien), der vor zwei Wochen noch eine krankheitsbedingte Pause einlegen musste, boulderte auf Platz 85.
Jessica Pilz erlebte nicht den erhofften Start in die Saison und musste sich mit Rang 21 zufriedengeben. „Das war nicht der Start, den ich mir erhofft hatte. Beim StudioBloc Masters vor zwei Wochen habe ich ein gutes Gefühl bekommen. Ich hoffe, dass ich in Moskau mehr zeigen kann.“ Ein beachtliches Weltcupdebüt lieferte Mattea Pötzi. Die junge Kärtnerin kletterte bei ihrem ersten Weltcup gleich in die Punkteränge. Franziska Sterrer wurde 49.
Afra Hönig in den Top-Ten
Ein toller Tag für Afra Hönig (Sektion Landshut): Sie setzte sich bei den Damen gegen die starke internationale Konkurrenz durch und konnte als 5. in ihrer Gruppe ins Halbfinale einziehen. Für die finale Runde der besten Sechs hätte Afra drei Boulder toppen müssen. Zwei Tops und drei Zonen ergaben in der Summe aber einen hervorragenden zehnten Platz – herzlichen Glückwunsch! Afra war überglücklich über diesen Start und ihr erstes Weltcup-Halbfinale überhaupt: „Erster Weltcup, erstes Halbfinale – das ist schon ziemlich geil“, resümierte die Landshuterin.
Alex Megos klettert ins Halbfinale
Alexander Megos kam mit den Bouldern des Halbfinales nicht ganz so gut zurecht wie die anderen und beendete den Wettkampf auf Platz 16. Angesichts der Konkurrenz immer noch eine mehr als respektable Leistung, für Alex‘ hohe Standards aber gewiss nicht das Ziel seiner Träume. Trotzdem schreibt er auf Instagram: „Ich bin glücklich über meine Teilnahme am Halbfinale nach einem harten Start und freue mich auf die nächsten Wettkämpfe. Ich wünsche allen Finalisten heute Abend viel Erfolg!“ Nationaltrainer Urs Stöcker kommentierte, dass „Alex einfach noch ein paar Jahre Erfahrung fehlen, um rasch auf die richtige Lösung zu kommen.“ Schließlich hat Alex Megos die vergangenen Jahre vor allem mit weltbewegenden Begehungen am Fels und nicht am Plastik von sich reden gemacht. Urs Stöcker betonte aber, dass Alex sehr schnell lerne. Und Alex wiederum bestätigt mit viel Humor, dass er mittlerweile wisse, was er machen muss, um die Boulder zu klettern. „Jetzt fehlt nur noch die Umsetzung!“
Finale der Herren: Adam Ondra vs. Japan
Und wer waren stand im Finale? Bei den Herren war es Adam Ondra, der als Führender aus dem Halbfinale hervorging. Vier Boulder hatte der Tscheche klettern können, was außer ihm keiner schaffte. Der Rest der Finalisten kam aus Fernost: Vier Japaner und der Koreaner Jongwon Chon demonstrierten einmal mehr eindrucksvoll die Dominanz der Ostasiaten. Sieben Kletterer in den Top-Ten kamen am Ende aus Japan! Davon wollte sich aber Adam Ondra nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er selber war ja vor kurzem noch einige Wochen in Tokio zu Besuch gewesen, um in den dortigen Bouldergyms seinen Sensei zu finden und sich vom omnipräsenten Bewegungstalent der Japaner inspirieren zu lassen. Offenbar war der Besuch nicht umsonst gewesen. Denn obwohl ihm insbesondere Tomoa Narasaki mit insgesamt drei Tops das Leben mehr als schwer machte, holte sich Adam Ondra mit vier Tops den Sieg. Und das lag ausgerechnet nicht an einer bizarren New-School-Technik mit Dreifach-Sprung, sondern daran, dass im allerletzten Boulder ein guter alter Riss auf die Finalisten wartete. Und die Risstechnik hatte keiner der anderen Kletterer auf der Platte, weshalb sich Adam Ondra danach im Interview regelrecht schlecht fühlte, weil er es irgendwie unfair fand, dass die asiatischen Superstars in diesem letzten Boulder „wie Anfänger aussahen“. Er hingegen wusste schon in bei der zweiminütigen Observation der Boulder, dass er „dort nicht fallen würde“. Er ist schließlich nicht umsonst den El Capitan hinaufgeklettert! So konnten ihm letztendlich Tomoa Narasaki und Rei Sugimoto nicht das Wasser reichen und landeten auf dem zweiten und dritten Platz.
Deutlich gemischter stellte sich das Feld der Damen dar, wobei die Japanerin Akiyo Noguchi als Beste des Halbfinales auch hier die Stärke ihres Landes demonstrierte. Sie ist zehn Jahre älter als das Übertalent Janja Garnbret aus Slowenien, die als Zweitplatzierte im Finale erschien, trotzdem ist bei Akiyo keinerlei Müdigkeit nach über hundert Weltcups zu erkennen. Als sehr bekannte dritte im Bunde der Finalistinnen erschien eine gut gelaunte Shauna Coxsey (GBR), die nach langer Zeit der Verletzungen wieder einmal, und dann gleich sehr erfolgreich, an den Start ging. Petra Klingler (SUI) war für das Publikum sicherlich die Wunschkandidatin für den ersten Platz, aber die Weltmeisterin von 2016 konnte mit insgesamt einem Boulder und einer Zone nicht ganz mithalten und landete somit auf einem fünften Platz.
Am ersten Boulder sah es noch so aus, als ob dies kein guter Tag für Janja Garnbret sein würde. Sie scheiterte eins um andere Mal an einem rutschigen Tritt, holte sich auch noch einen Cut und blutete am Finger. Würden also Akiyo oder gar Shauna am Ende oben auf dem Treppchen stehen? Nein, Janja hielt ihre Nerven zusammen und tat, was alle von ihr erwarteten: Sie gewann mit drei Tops in sechs Versuchen. Vor Akiyo Noguchi und Shauna Coxsey.
Ergebnisse des IFSC Boulder Weltcup in Meiringen 2019
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Damen:
1 GARNBRET Janja SLO
2 NOGUCHI Akiyo JPN
3 COXSEY Shauna GBR
4 GIBERT Fanny FRA
5 KLINGLER Petra SUI
6 MACKENZIE Oceania AUS
7 JOHNSON Alex USA
8 CONDIE Kyra USA
9 ITO Futaba JPN
10 HÖNIG Afra GER
11 LETTNER Sandra AUT
12 KADIC Katja SLO
13 KAZBEKOVA Ievgeniia UKR
14 SCHWAIGER Berit AUT
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19 PINGGERA Julia AUT
20 PHILLIPS Emily GBR
21 PILZ Jessica AUT
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23 PÖTZI Mattea AUT
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29 RABOUTOU Brooke USA
31 YOKOYAMA Sofya SUI
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35 KIM Jain KOR
37 FROESE Flora AUS
37 HAYES Margo USA
39 KRUDER Julijana SLO
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45 KÜMIN Andrea SUI
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49 BESTVATER Alma GER
49 STERRER Franziska AUT
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53 HULLIGER Michelle SUI
53 VAN DER WEL Elisa GER
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65 KOLLER Anne-Sophie SUI
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71 PIDDE Annika GER
71 POTAPOVA Nika UKR
75 HERMANN Hannah SUI
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78 BÄRTSCHI Natalie SUI
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83 EGLI Zoé SUI
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Männer:
1 ONDRA Adam CZE
2 NARASAKI Tomoa JPN
3 SUGIMOTO Rei JPN
4 FUJII Kokoro JPN
5 CHON Jongwon KOR
6 TAKATA Tomoaki JPN
7 RUBTSOV Aleksey RUS
8 OGATA Yoshiyuki JPN
9 ISHIMATSU Taisei JPN
10 DOHI Keita JPN
11 KRUDER Jernej SLO
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16 MEGOS Alexander GER
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21 HARADA Kai JPN
21 HOJER Jan GER
21 KAWAMATA Rei JPN
24 MCCOLL Sean CAN
25 KLINGLER Florian AUT
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29 DORNAUER Alfons AUT
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39 FLOHÉ Yannick GER
…
45 FAVRE Nils SUI
…
47 SCHUBERT Jakob AUT
…
53 SKOFIC Domen SLO
56 UZNIK Nicolai AUT
57 KLEESATTEL Max GER
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59 LEHMANN Sascha SUI
…
70 MARTIN Philipp GER
71 HEINIGER Kevin SUI
71 PARMA Georg AUT
73 GRÜNENFELDER Nino SUI
75 BLASER Benjamin SUI
…
85 BÉTRISEY Louis SUI
85 HAERTL Dominik AUT
87 CHUAT Dylan SUI
…
89 GEISENHOFF Philipp SUI
…
97 VOGT Dimitri SUI
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Nun folgen ein paar Tage der Entspannung für die Teams aus aller Welt, bevor es am nächsten Wochenende in Moskau weitergeht!
Video-Link: https://youtu.be/-EokDHNPO40