Angela Eiter, Jule Wurm und Thomas "Shorty" Tauphorn schreiben über die WM in Arco

Die Medien und wir haben schon genug über die WM getippt. Lustig ist nur, dass keiner von uns selbst mit geklettert ist. Dafür aber im vergleichbaren kraft aufwand darüber schrieb. Da wir ja wissen, wer gewonnen hat und wie gut die Live Stream Übertragung war ( zum Buffet nach Arco, haben wir es leider nicht geschafft) finden wir es aber auch sehr interessant, was der ein oder anderen Teilnehmer so über die Tage der Anspannung denken. Aus diesem Grund überlassen wir jetzt den Artikel Jule, Angy und Shorty. Fui Spaß beim lesen!

Shorty schreibt in seinem Blog folgendes über die WM in Arco:

Meine Bouldervorstellung ist ja schon mal ganz gut gelungen und so bin ich mit einem ordentlichen Gefühl in die Leadquali eingestiegen. Leider hatte ich noch ziemlich die Bouldergeschichte in den Armen, deshalb tat ich mir ein wenig schwer in den beiden Qualis. Nichts desto trotz bin ich ins Halbfinale eingezogen und dort werden die Karten sowieso immer neu gemischt. Wir machten uns einen entspannten Ruhetag, um dann Samstag mit richtigem Schub ins Halbfinale zu starten. Kurz vor dem Halbfinale musste ich noch im Speed antreten, damit ich in die Overallwertung komme. Es war von vorneherein klar, dass ich beim Speed ohne großen Trainingsaufwand nicht richtig punkten werde, somit war ich zwar bester Overallstarter im Speed (um die 10 Sekunden), aber trotzdem nur 43er.

Eigentlich haben Erwin und ich uns letzes Jahr ja geschworen keinen 9. Platz mehr einzufahren. Leider hat 8953das nicht so geklappt, was wir uns da vor genommen haben, denn ich verpasste das Finale mal wieder um nur einen Platz. Klar, ist es eine super Platzierung, aber eine verdammt ärgerliche. Mit diesem ärgerlichen neunten Platz war mir jedoch eine Medaille im Overall sicher.
Der Routenbau (Lead) in Arco war meines Erachtens ein ganz großer Rückschritt im Wettkampfklettern. Oldschool war das Motto der Weltmeisterschaft. Leistenzerren bis es nicht mehr geht. Spektakel und schwere Boulderstellen gleich null. Wahrscheinlich hätten Yuji Hirajama, Lynn Hill und Francois Legrand (die als Ehrengäste eingeladen waren) auch noch mitmischen können. Vielleicht war es auch die gleiche Route vom Rockmaster 1998, die zufällig noch auf der Wand angezeichnet war.
Der Organisator war gleichzeitig Jurypräsident, Delegate und Judge in einem und hatte so ziemlich überall seine Finger mit im Spiel, was die Athleten und Coachs aller Nationen extrem störte. Und da er den gesamten Wettkampf nach dem Fernsehsender richtet, musste jeder hüpfen und springen wie er gerade wollte. So kam es zum Beispiel zu dem ungefähren Wortlaut von seitens der Verantwortlichen zum deutschen Speedcoach Johannes Lau „du kannst gerne einen Einspruch machen, aber der wird definitiv abgelehnt werden, weil jetzt das Fernsehen läuft.“
Da dort in Arco auch das jährliche Rockmaster stattfindet, darf natürlich das Duell nicht fehlen. Ich find es ist ein cooler Modus der Zukunft hat. Ich wusste auch, dass das Duell mir ganz gut liegen würde, aber dass ich gleich zweiter werde, damit hab ich nicht gerechnet.
Es hat definitiv Spaß gemacht!

Ein großes Dankeschön gilt denen die extra nach Arco gefahren sind und mich dort in jeder Runde hochgebrüllt haben und natürlich denen, die am Livestream gezittert und mit gefiebert haben.

Meine Ausbeute bei der WM kann sich sehen lassen, 6.Platz Bouldern, 9.Platz Lead, 2. Platz und somit Vizeweltmeister im Overall und noch den zweiten Platz im Duell, den Platz im Speed unterschlag ich jetzt mal einfach.

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=Ch1Se7LEKEM

So kann es weiter gehen! [Ks.com: finden wir auch!]

Aber auch Jule Wurm , war fleissig und schrieb ein paar Worte zu ihrem dritten Platz.

YEEEESSS!! Podium auf der WM.

Als Erstes stand die Männer-Quali auf dem Programm. Das war echt mega hart. 150 Starter aufgeteilt in zwei Gruppen, aus denen je nur zehn weiterkommen sollten. Die Boulder schienen echt richtig schwer zu sein. Vom Wetter her ging es eigentlich. Zumindest war nicht sooo heiß wie wir befürchtet hatten bzw in Barcelona erlebt haben:)
Dafür war alles ein bisschen chaotisch und teilweise etwas lieblos. So waren zum Beispiel zwei von fünf Quali-Bouldern auf der Rückseite der eigentlichen Hauptwand die aber für normale Zuschauer, die auch brav Eintritt bezahlt hatten, nicht zugänglich war – die mussten jule-wurm-dav-kaderdurch einen Zaun zuschauen. Bei den Jungs schaffte es schließlich außer „Shorty“ Thomas Tauporn leider kein anderer Deutscher in die nächste Runde.

Am nächsten Tag war ich dann dran. Es lief echt super. Als Zehnte bin ich ins Halbfinale eingezogen, wobei auch bei uns Favoritinnen wie Alex Puccio (USA) schon in der Quali ausschieden. Am Abend stand noch die eeeewig lange Eröffnungszeremonie an, bei der wir uns wirklich die Beine in den Bauch gestanden haben.

Der Sonntag war dann echt ein Marathon-Tag. Damen Halbfinale, Männer Halbfinale, Damen Finale, Männer Finale – alles an einem Tag. So starteten wir morgens halb sieben vom Hotel aus in den langen Wettkampftag. Puuh. Sowohl für Shorty als auch für mich lief es wieder richtig super und so standen wir beide am Abend im Finale. Als erstes war ich dran. Der letzte Startplatz war auch gar nicht so schlimm wie ich vorher befürchtet hatte;)

Der erste Boulder ging noch ganz gut im Flash, im zweiten wurde ich leider ein bisschen ausgebremst und hab leider nicht wirklich abgehoben. Voll motivert ging dafür dann aber der nächste im Flash und so konnte ich wieder ein bisschen den Anschluss Richtung Podium finden. Dann noch der letzte Boulder. Eigentlich der, auf den ich mich am meisten gefreut hatte. Aber selbst in den 134 Versuchen, die ich für den Sprung am Anfang geschossen habe, wollte es nicht klappen. Insgesamt finde ich, dass ich im Finale nicht so toll geklettert und es wäre bestimmt noch ein Boulder mehr drin gewesen – aber dafür hat es endlich mal fürs Podium gereicht!! Und dann auch noch auf der WM! Yeeesss! Gewonnen hat in beeindruckender Manier die Anna!

Anschließend waren die letzten sechs Männer dran. Die Boulder waren zum Zuschauen echt cool und wenn man noch einen deutschen Starter zum Anfeuern hat, macht es gleich noch mehr Spaß zuzuschauen. Zwar konnte Shorty im Finale keinen Platz mehr gutmachen und landete mit einem Boulder auf Rang sechs, aber hat sich dadurch eine super Gundlage fürs Combined geschaffen.

Alles in allem hatte man leider als Teilnehmer ein bisschen den Eindruck, dass das Bouldern für die lokalen Veranstalter ein Pflichtprogramm ist, was einfach irgendwie mit Ach und Krach über die Bühne gehen muss. Die Weltmeisterschaft wird hier wohl weniger als Wettkampf, denn viel mehr als profitable Live-TV-Produktion verstanden :(

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=oe4cjQAgFCg

Angela Eiter schreibt nach ihrem Sieg beim Lead Wettkampf folgendes auf ihren Blog:

Zahlreiche Athleten aus verschiedensten Ländern der ganzen Welt kämpften um einen Startplatz bei der heurigen Weltmeisterschaft in angela_eiter_red_bull_765d7d6d4aArco und all jene, die sich qualifizierten, kämpften um einen Finalplatz für den Leadbewerb in der Freitagnacht. Meine Wenigkeit zählte zu den acht Glücklichen, die die Herausforderung der spannenden Finalroute im Mekka des Klettersports antreten konnten. Im Vorhinein war schon allen klar, dass die Route nicht einfach sein wird, doch niemand ahnte, dass ein Geistesblitz die Entscheidung über den Weltmeistertitel herbeiführen würde. Ich ging aus dem vierten Zwischenrang an den Start. Ein scheinbar unüberwindbarer Sprung an der Dachkante hatte alle Starterinnen vor mir aus der Wand geworfen. Doch ich wollte diese Schlüsselstele auf eine andere Weise lösen: Anstatt zu springen schwang ich zuerst meine Beine auf den Griff und ließ erst dann die Hände folgen. Dank meiner „intelligenten“ Lösung konnte ich diese schwierige Stelle als einzige bezwingen und noch einige Meter weiter klettern, welche zum Weltmeistertitel führten. Zum Glück hatte ich vor dem Start noch einen Energy Shot getrunken – der ja bekanntlich nicht nur den Körper, sondern auch den Geist belebt !Ich bin überglücklich, dass ich diejenige war, die sich aus dem riesigen Starterfeld in Arco zur Weltmeisterin küren konnte und kann es immer noch nicht fassen, was mir gelungen ist. Nach meiner schweren Schulterverletzung neben einem EM-Titel noch einen 3. WM-Titel zu erklettern ist ein Traum! An dieser Stelle bin ich all jenen dankbar, die an mich glaubten und im Finale hinter mir standen und mich weit nach oben pushten Ganz wichtig: herzlich Dank an meine Familie, Freund, Betreuer, Partner und Freunde für ihre jahrelange Unterstützung! Eure überglückliche Angy

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=f_WNBspc-Qo

Text: Angela Eiter, Thomas Tauphorn, Jule Wurm, kletterszene.com Videos: IFSC & Udo Neumann bei You Tube Fotos: DAV & Red Bull

  • Beitragsdatum 28. Juli 2011