Foto: DAV

Sturm & Eis in Chamonix [Lehrgang desExpeditionskaders der Damen]

Knapp einen Monat nachdem die Eisklettertechniken im steilen Wassereis rund um Argentière la Bessée geschult wurden, ging es für die 6 Mädels des Damen-Expeditionskaders daran, die erlernten Fähigkeiten auf große Wände zu übertragen und ihre Fähigkeiten im alpinen Umfeld auszubauen. Dazu verbrachten Sie gemeinsam mit Trainierin Doerte Pietron eine Woche in der „Welthauptstadt des Alpinismus“ – in Chamonix. Wie es ihnen dort ergangen ist, erzählt Yvonne Koch:

„Es war einmal… ein schöner sonniger Tag und ein Haufen Mädels im Auto auf dem Weg zum Dach Europas, nach Chamonix.
Am ersten Abend stand gleich ein Treffen mit Ines Papert an, die uns Bilder von ihrer Expedition nach Kirgistan zeigte: ,zu einer Expedition gehört einfach Schnee und Eis!‘

Mit viel Motiviation gings in die nächste Woche, wo wir genau das, Klettern in Schnee und Eis, trainieren wollten. Der erste Tag war erst mal zum einklettern gedacht.
Ursi und Dörte seilten vor den Augen von tausender Japaner und noch mehr Vallée-Blanch-Skifahrer von der Brücke der Aguille du Midi Station zu ihrem Couloir ab um hinterher dann in der Linie direkt unter der Toilette in mal etwas anderem Eis wieder hochzuklettern. Der Rest der Gruppe schlug mit Korra Pesce, einem Bergführer aus Chamonix, den Weg zum Tacul ein.
Einige Seilschaften vor uns, einige hinter uns. Klassiker sind halt Klassiker und dementsprechend eingepickelt. Trotzdem waren wir allen wieder froh in der Moudica-Nourry Eis unter den Geräten zu haben.

Dienstag Abend gab’s Haut Couisin à la Trek’n Eat auf dem Winterraum der Plan de l’Aguille Hütte. 3h klingelt der Wecker, raus aus den Schlafsäcken, Frühstück runterwürgen und los.

Anfangs schlugen alle den gut ausgetrampelten Weg richtung Filles en Plomb ein, Caro, Yvonne und Korra bogen allerdings oben dann mal nach links ab. Und schon warn sie weg, die Spuren.

Im Dunkeln prompt den falschen Einstieg genommen, also wieder runter und im ersten Licht den richtigen gefunden. Mixed-Längen wechselten sich ab mit Schneefeldern und überhängendem Schnee. Welcome to Patagonia ;) Nach 9h klettern und stapfen standen wir zufrieden und schon etwas müde auf der Aguile Plan. Jetzt „nur“ noch der Abstieg, der auch noch mal mit 2 Mixed-Längen, Grat und Gegenanstieg aufwartet. Das Abendessen auf der Cosmic-Hütte hat auf jeden Fall geschmeckt! Donnerstag früh mussten wir ja dann noch irgendwie zur Bahn hoch, und nachdem Gletscher hochlatschen schon wirklich nervt gingen wir halt den direkteren Weg über’n Cosmic-Grat.

Mia,Dörte,Charly und Ursi vergnügten sich im Fil a plomb, eine der wenig möglichen Touren in guten Eis-Verhältnissen. Mit einer spannenden und steilem Schlüssellänge und vielen alpinen Metern eine rundum gelungene Tour. Lehrgang Chamonix WinterIn der prallen Mittagssonne trieb der „Abstieg“ bzw. Gegenanstieg zur Midibahn die Schweißperlen auf die Stirn. Da wurde die 4, 30€ Fanta an der Midi Station zum wahren Geschmackserlebenis.
Kaum waren Donnerstag Mittag wieder alle im Tal versammelt gings hoch auf die Argentiere-Hütte. Wetterbericht für Freitag: 70km/h Wind auf 3000m. Klingt nicht gerade nach Touren an der Droites… langes Überlegen am Abend brachte den Plan: Charly, Korra, Mia und Caro kletterten Madness tres Mince am Pres de Bar. Ursi und Dörte machten sich auf, auf die Aiguille des Genepis zu klettern: enge Risse mit Bollerschuhen, Windböen die einen beim Klettern fast aus der Wand rupfen…

Der Wind hielt an, die Motivation auch. So war an Flanieren in Chamonix nicht zu denken. Caro und Korra gaben sich noch mal eine sehr trockene Mixedroute am Lachenal, während Ursi, Charly und Dörte nach Balm
zum alpinen Sportklettern fuhren. Sonntag gings für die meisten wieder heim. Caro, Dörte und Korra gönnten sich noch einen Tag Sonne in der Super Dupont (6c+) an der Midi Südwand.

Auch wenn die Verhältnisse in dieser Woche eher schon sommerlich trocken waren und der Wind uns am Ende einen Strich durch die großen Touren gemacht hat, konnten wir alle doch einige super Meter klettern mit viel alpinem Stapfen, Hacken, Klemmen und Zerren.“

 

Text: Yvonne Koch f. DAV Foto: DAV

  • Beitragsdatum 4. April 2012