Solveig Korherr punktet 9a, Stefano Ghisolfi klettert Bibliographie (9b+) und Ashima Shiraishi (8B+)
Wann ist die beste Zeit für Kletter*innen ihr Projekt abzuhaken? Ganz genau können wir euch das natürlich auch nicht sagen, wissen aber, dass sich aktuell der Kletterszene-Chef per Bike durch die Alpen quält und unsere Starpraktikanten ihre Staatsexamen und Doktorarbeit schreiben, und dies mit Abstand der schlechteste Zeitpunkt für Sendingtime ist.
Solveig Korherr klettert La cabane au Canada (9a) in Rawyl
Lange hat die 23-jährige an diesem Projekt getüftelt und nun gelang ihr der Durchstieg dieser 9a. Das erste mal versuchte sie sich vor einem Jahr an La Cabane au Canada (9a), jedoch ohne Erfolg. Daraufhin trainierte sie gezielt, um dieses Ziel zu erreichen.
I couldn’t have wished for a better route and place to fulfill a longterm dream of mine!
Die leichtere Variante der Route La Cabane Au Paradis (8c+) gelang ihr bereits letzten Sommer wo sie sich auch das erste mal in La Cabane Au Canada (9a) versuchte.
I knew instantly that I wanted to come back and climb this impeccable line!
Sie selbst schreibt auf Instagram, dass sie letztes Jahr einige Male an einer Schlüsselstelle im oberen Teil von Cabane Au Canada gefallen war und schon stark ins Zweifeln kam, ob sie diesen Teil mit bereits 25 harten Klettermetern in den Armen überhaupt jemals schaffen würde.
Doch all das motivierte sie anscheinend dazu ihr Training zu intensivieren, um dieses Jahr besser vorbereitet erneut in die Route einzusteigen.
The difference I felt was almost insane.
Sie konnte sich im unteren Teil viel besser erholen and fand eine neue Beta für die Crux im oberen Teil. Sie war überrascht wie leicht und statisch sie die Stelle lösen konnte und das gab ihr dann die Zuversicht, dass der Durchstieg mit der richtigen Einstellung absolut machbar wäre. Und im Nachhinein findet sie, dass die Route nicht besser zu ihr hätte passen können.
Stefano Ghisolfi punktet Bibliographie (9b+) in Céüse
Das Bibliographie (9c) mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor Silence (9c) ihre erste Wiederholung bekommen wird, war nach ihrer Erstbegehung am 12. August 2020 vom Alex Megos recht schnell klar. Denn mit Jakob Schubert und Stefano Ghisolfi hatte schon der halbe 9b+ Club Ambitionen für eine Begehung gezeigt.
Da Stefano Ghisolfi nicht nach Tokio durfte bzw. musste, nutze er die Zeit und investierte sie in Bibliography. Auf seinem YouTube Kanal zeigte er, die einzelnen Züge und lies uns teilhaben, wo er andere Beta’s zu Alex Variante fand. Schon da ahnte man im Franken, dass das mit dem Grad 9c eventuell eng werden könnte.
Letzte Woche Mittwoch (25.August) kam dann der erhoffte Wind und kurz darauf konnte man auf Stefanos Instagram Account die erfreuliche Nachricht lesen.
PLEASE DON’T WAKE ME UP, like in every fairy tales last day was actually the best day. I’m crying
Die Fachkompetente Vorahnung im Hause Megos sollte sich ein paar Tage später bestätigen. Denn durch die Anzahl der neuen Betas die rausgefunden wurden und eine Gespräch mit Stefan Ghisolfi kurz vor seiner Wiederholung, lies vermuten, was Stefano dann auch kurz darauf bestätigte.
Ich investierte über 3 Monate insgesamt 25 Klettertage und versuchte, sie mit Change(9b+) und Perfecto Mundo (9b+) zu vergleichen, wobei ich jeden zweiten Tag meine änderte. Für Change habe ich etwa die gleiche Zeit gebraucht und für Perfecto Mundo etwas mehr, aber ich habe das Gefühl, dass alle 3 Routen in den gleichen Schwierigkeitsgrad passen. Ich weiß, dass ich 9c klettern kann, aber damit eine Route diesen Grad verdient, muss sie viel schwieriger sein als die bestehenden 9b+, und das ist Bibliographie für mich nicht.
Es bedeutet nicht, dass ich die Leistung von irgendjemandem herabsetzen will, weder die von Alex noch meine, es ist immer noch eine unglaubliche Leistung (vor allem die Erstbegehung, die viele weitere harte mentale und physische Aspekte beinhaltet), aber ich möchte ehrlich sein, was ich während des gesamten Prozesses in Bibliographie gefühlt habe, und das ist nur meine Meinung. Ich hätte mich gefreut, die dritte Person zu sein, die 9c geklettert wäre, aber ich weiß, dass ich es (noch) nicht bin.
so Stefano auf seinem Instagram Account.
Die Klettergeschichte hat gezeigt, dass es nicht selbstverständlich ist das man sich selbst um den Rum bringt.
Zu dem Schweizer YouTube Channel Action Talk meinte Alex kurz vor Stefanos Statement mit einem Lächeln; dass er sich nicht wundern würde wenn die Route abgewertet würde, denn als er mit Stefano gesprochen hatte, meinte er das Alex nen Quasch zusammen geklettert wäre.
Ks.com: Da gab es auch schon andere Reaktionen von Erstbegehern, die eine Abwertung ihrer Route verkraften mussten und damit… sagen wir mal… weniger gut damit klar kamen. #knieklemmer.
Ashima Shiraishi klettert Jade (8B+)
Die US-Amerikanerin Ashima Shiraishi berichtet auf Instagram, dass sie den berühmt berüchtigten Boulder Jade (8B+) im Rocky Mountain National Park in Colorado geklettert ist. 2016 wurde Ashima im zarten Alter von 14 Jahren mit ihrer Wiederholung von Horizon (8C) in Japan zur ersten Frau der Welt, die einen 8C Boulder bezwungen hat. Und das, nachdem sie zwei Jahre zuvor als zweite Frau weltweit nach Tomoko Ogawa einen 8B+ Boulder schaffte, namentlich Golden Shadow (8B+) in den Rocklands in Süd Afrika.
Jade (8B+) wurde 2007 von Daniel Woods erschlossen und durch Adam Ondra’s Flash im Jahr 2015 bekannt. Denn dies war zu der Zeit, die schwerste Flash Begehung überhaupt. Der Boulder wurde bisher von zwei anderen Frauen geklettert, nämlich Alex Puccio 2014 und Brooke Raboutou 2020.
Katherine Choong punktet 8c/+ in Le Pic St.-Loup
Katherine Choong, die schon zwei 9a’s abgehakt hat, konnte mit Hélix au pays des merveilles (8c/+) in Le Pic St.-Loup noch ein weiteres Mal ihre Formkurve bestätigen. Die 29-jährige ist seit 15 Jahren aktive Wettkampfkletterin und gewann 2009 die Jugend-Weltmeisterschaft. Hier ihr Bericht von Helix:
Nachdem ich seit diesem Frühjahr in der Schweiz keinen einzigen Sonnenstrahl gesehen hatte und es auch satt hatte mitten im Juli zu frieren, motivierte mich die Idee von wunderschönen Felswände in Südfrankreich sofort. Nach den ersten zwei Lead- Weltcups, die nicht gut liefen, erfuhr ich, dass ich für den Rest der Saison aus dem Rennen war. Ich machte aus der Not eine Tugend und befand ich mich am nächsten Tag auf dem Weg nach Le Pic St.-Loup, um ein paar Freunde zu treffen. Cédric Lachat hatte mir einen Sektor empfohlen, der wenig frequentiert ist, aber richtig tolle, physisch fordernde Tufa-Routen in einer eindrucksvollen Höhle zu bieten hat. Helix ist in der Mitte dieser Höhle. Eine lange, sehr überhängende Route mit schwierigen boulderlastigen Zügen am Anfang, gefolgt von einem ausdauernden Teil mit einer zweiten Crux im oberen Drittel der Route, bevor sie dann an unglaublichen Tufas endet (an denen man immer noch fallen kann). Ich mochte die Route sofort, obwohl ich anfangs nicht stark genug war die Teile zu verbinden. Es hat eine Weile gebraucht die erste Crux zu knacken. Zum Glück hatte ich Nina Caprez dabei, die mir half eine gute Beta für diese Crux zu finden und Pierre Delas für den Rest der Route. Der obere Teil kurz vor dem Umlenker war mit der normalen Beta wegen meiner T-Rex Arme auch noch problematisch für mich. Nachdem ich am letzten Tag meines ersten Aufenthalts am letzten schweren Zug fiel, musste ich im August für ein paar Tage zurück kommen, um die Route zu beenden.
Mit Temperaturen um die 30 Grad, musste ich natürlich wieder bis zum letzten Tag meines zweiten Aufenthalts warten, um die zweite Crux endlich zu schaffen. Ich habe mir am Ende jeden Zug erkämpft und es dann Dank eines kleinen rettenden Windes geschafft. Wie immer hat der Druck der allerletzten Chance mir den nötigen Schubs gegeben noch mal alles zu geben.
so Katherine
Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene
Medaillen regen für den DAV bei den Youth Climbing World Championships
Die für den DAV Kader erfolgreichste Jugend Weltmeisterschaft aller Zeiten ist vorbei! Mit einer Weltmeisterin, fünf Medaillen und insgesamt 13 top-ten Platzierungen ging heute die Jugend WM für die deutschen Athlet*innen in Voronezh zu Ende. Aus deutscher Sicht auch die WM mit den besten Ergebnissen seit Beginn der Aufzeichnungen.
Julie Fritsche nutzte den letzten Wettkampf der 11 Tage in Russland und holte sich im kleinen Finale den dritten Platz im Speed der Jugend B! Damit sichern sich die Speed Kletterinnen den gesamten Medaillensatz.
Auch für Anna Lechner hieß es beim Bouldern nochmal alles geben. Nach einem unglaublichen zweiten Platz in der Qualifikation und im Halbfinale fehlte im Finale nur ein TOP für das Treppchen. Wir gratulieren zum vierten Platz!
In der Combined-Wertung erreichten übrigens Sandra Hopfensitz , Finn Altemöller und Anna Apel die besten Ergebnisse mit Platz sechs.
Ulligunde (p)lauscht Frank Kretschmann
In dieser Podcast folge spricht Ulligunde mit Frank Kretschmann – einer der erfolgreichsten Kletterfotografen in Deutschland, Filmer, kreativer Denker, Künstler, Familienvater, Franke! Die beiden sprechen über Inspiration, über die Branche, über jene Dinge, die schief gelaufen sind und ganz einfach über den Weg, der zu dem geführt hat, was Frank heute ist.