So werden DMM Karabiner hergestellt [+ Video]

Weil der eine oder andere sicher auch eine andere große deutschsprachige Kletterseite liest und diese kürzlich einen Artikel gepostet hat, in dem ein Black Diamond Video zur Herstellung von Karabinern zu sehen ist, haben wir uns gedacht und „des kenn ma a“ und deshalb gibt es jetzt auch bei uns einen Artikel und ein Video über die Herstellung von Karabinern, allerdings von DMM, der Edel-Hardware-Schmiede aus Wales.

http://vimeo.com/1794697

Wem das Ganze zu schnell geht, oder es ein bißchen zuviel Englisch ist, hier nochmal in Deutsch und mit Bildern:

Vorarbeit und Entwicklung der Karabiner

Bevor man einen fertigen Karabiner in den Händen halten kann, vergeht einiges an Entwicklungszeit. Nicht umsonst verwenden die Jungs und Mädels von DMM einen großen Teil darauf, schließlich ist die Hardware nicht umsonst 20% leichter bei gleicher oder größerer Bruchlast. Zu verdanken ist das den kurzen Wegen im Headquarter: Ben, der sich eine Stunde auf der [intlink id=“2562″ type=“post“]Outdoor[/intlink] Zeit genommen hat mit alle Facetten des Entwicklungs- und Entstehungsprozesses zu erklären, hat mir das so geschildert:
Das Grundlegende aller Karabiner (und vieler sonstiger Metallteile, wie Eisäxte, etc.) ist das Hotforging, das Heißschmieden der Teile. Dadurch benötigt man zwar mehr Material, aber zu Gunsten des Gewichts und der Bruchlast, somit der Sicherheit. Die Grundideen für die Form eines Karabiners entstehen in mühevoller Kleinarbeit, erst wird auf Papier skizziert, anschließend werden am Computer die Ideen umgesetzt, wenn die Form zufriedenstellend aussieht und die Werte stimmen (sollten) wird ein Protoyp [Bild 1] in einer CNC-Fräse angefertigt.
Um auf die kurzen Wegen zurückzukommen: Meist paßt der erste Entwurf nicht, ist nicht zufriedenstellend, dann geht es wieder zurück zum Papier, zum Computer (beides ein Stockwerk höher), in die Fräse (wieder runter)  und so weiter und so fort: bis der erste Prototyp den gewünschten Belastungen standhält (momentan sind die offene Bruchlasten der neuesten Modelle bei 9 kN; zum Vergleich: die UIAA fordert lediglich 7 kN) und gute Handling-Eigenschaften besitzt.

Die Grundform des Karabiners bei DMM

Ursprungsmaterial für alle Karabiner ist Aluminium, je nach Verwendungszweck, in unterschiedlichen Legierungen, meist wird aber eine Sorte aus dem Flugzeugbau verwendet. Die 4m langen und 11mm dicken Stäbe, die ausschließlich aus EU-Ländern kommen, werden, bevor sie abgelängt werden, erstmal optisch geprüft und anschließend noch einigen Tests unterzogen, bevor sie in die Weiterverarbeitung gehen.

Die auf die richtigen Länge gebrachten Karabinerrohlinge werden erwärmt, damit sie etwas weicher werden und anschließend zu dem Rohling gebogen [Bild 2].

Anschließend der erste große Schritt, Hotforging [Bild 3]: Mit ein paar Hundert Grad Temperatur und ca. 7000 Nm Druck wird der Rohling in Form „geschmiedet“, wobei es für jede Hardware unterschiedliche Druckvorgaben gibt. Auf den Bildern nicht zu sehen ist der zweite Heißschmiede-Schritt, für Karabiner oder Expressen, die keine „Nase“ haben, die Nut (für den Bügel) wird ebenfalls eingepresst, von innen nach außen. Der nächste Schritt ist das Clipping, das Auspressen der eigentlichen Form und das Loswerden des überschüssigen Materials [Bild 4].

Anschließend folgt einer der wichtigsten Schritte im Fertigungsprozess, die Wärmebehandlung der Formen: In einen Ofen werden die Teile auf eine gewisse Temperatur gebracht, anschließend kommen Sie in eine chemische Lösung. Ein wichtiger zweiter Schritt ist die künstliche Alterung der Teile: In dem Special-DMM-Wales-Cookbook finden sich die Rezepturen für alle möglichen Sorten von Karabinern in Kombination mit jeweilig verwendeten Legierungen und dem entsprechenden Heat-Treatment.

Ist dieser Teil des Prozesses abgeschlossen, werden die behandelten Formen „gewaschen“, allerdings nicht mit Wasser, sondern in einem Bad mit konischen Keramikteilen, die alle überschüssigen, kleinen Partikel an der Oberfläche des Karabiners wegschleifen.

Das Anodisen (Eloxal-Verfahren) wird noch angewendet, um den Karabiner beständig gegen Korrosion zu machen.

Zusammenbau und Test von Expressen und Karabinern

Die fertigen Karabinerformen werden nun zusammengesetzt: die Bohrungen werden gemacht, die Drahtbügel oder Schnapper werden eingesetzt. Anschließend gehts in die Qualitätskontrolle und die Schnapperpositionen werden nochmals nachjustiert, falls nötig.
In der Endkontrolle wird jegliche Hardware nochmalig geprüft, das Personal Protective Equipment (PPE) erfüllt jegliche Normen, die man nur erfüllen kann, wie die Standard-Norm Iso 9001 und die UIAA-Normen, darüberhinaus wird nach dem Sigma-Verfahren geprüft, was bedeutet, daß 99,73% aller gefertigten Teile die geforderten Haltekräfte übersteigen.

Jetzt ist es vielleicht nicht weiter verwunderlich, warum die Expressen und Karabiner ihr Geld kosten, schließlich steckt da viel Liebe zum Detail drin und zu guter Letzt hängt euer Leben dran, im warsten Sinne…

Zu beziehen ist die DMM-Hardware bei Bergfreunde.de

Text und Fotos: kletterszene.com, Video: DMM, weitere Quellen: DMM & Wikipedia


  • Beitragsdatum 6. Oktober 2009