Reinhard "Reini" Kleindl im kletterszene.com Interview [Video]

Von Reinhard „Reini“ Kleindl (Mitglied im AustriAlpin Climbing Slackline Team) habt Ihr auf kletterszene.com ab und zu schon was hören können. Da das Slacklinen fast schon zum Klettern gehört und eigentlich von uns erfunden wurde, haben wir uns gedacht, dass ein Interview mit Reini bei Euch auf Interesse stoßen wird. Da wir persönlich keine Zeit hatten nach Graz zu fahren, haben wir Caro gebeten, das Interview für uns zu machen. [Ks.com: Hoffentlich, hat Caro auch Kaffee und Kuchen bekommen. Denn das ist der Hauptgrund, warum es bei uns diese Interviews gibt.] Da es in diesem Artikel um Reini geht, stellen wir Euch die Caro später vor.

Reini gehört in der Szene eher zu den ruhigeren Typen, was Sponsoring und Veröffentlichung betrifft. Reini hat zwar das Slacken nicht erfunden. Aber er gehört zu dem engen Kreis der Szene, der die Grenzen in diesem Sport immer weiter verschoben hat. Denn „nur“ auf der Line laufen, ist schon lange nicht mehr die große Herausforderung. So gehört Reini zu den ersten, die einen Backflip auf der Line gestanden haben.

Aber jetzt zum Interview:

Reini, wie lange „slackst“ du schon?SONY DSC

Im Frühjahr sind es vier Jahre. Noch nicht so lange, oder? Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit.

Was ist so faszinierend am Slacklinen?

Dieses instabile Gleichgewicht, auf das man sich einlassen muss. Absolute Sicherheit gibt es nicht, auch wenn man schon Flips auf der Leine macht. Irgendwie bleibt man aber trotzdem oben. Man muss es passieren lassen.

Wenn man das erste Mal auf der Line steht, scheint es unmöglich, dieses Ding jemals zu stabilisieren. Wie kriegt man es letzten Endes doch hin?


Der Körper lernt, was der Kopf nicht lernen kann. Deshalb ist man so überrascht, wenn man es plötzlich kann, ohne genau zu wissen, warum. Dabei kann man auch etwas übers Leben lernen: Man muss nicht alles kontrollieren. Oft ist es gut, aufs Gefühl zu hören und sich auf gewisse Dinge einzulassen, auch wenn es keine völlige Sicherheit gibt.

SONY DSCWieviel Geduld braucht man dazu?

Gar nicht so viel. Nach weniger als einer halben Stunde können die Leute in meinen Kursen einige Schritte gehen. Nach zwei Stunden machen sie erste Tricks. Wir haben damals viel länger gebraucht!

Ihr dreht ja derzeit einen Film, bei dem ihr auch Slacklines an ungewöhnlichen Orten spannt. Wie reagieren die Leute, wenn Ihr plötzlich in luftiger Höhe über die Murinsel in Graz oder über den Landhaushof lauft?


Manche sind fasziniert, manche haben Angst, wir könnten abstürzen. Das ist verständlich, wenn man die Sicherungstechnik nicht versteht. Wenn Fehler beim Aufbau gemacht werden, ist es tatsächlich gefährlich – da gehen wir keine Kompromisse ein. Das Staunen und die Begeisterung überwiegen meistens.

Wo würdest Du gern mal eine Line spannen, wirst es aber vermutlich nie können / dürfen?SONY DSC

Gute Frage! Kuala Lumpur fällt mir da ein, zwischen den Türmen. Das World Trade Center gibt es ja nicht mehr …

Wo trainierst Du? Und wieviele Stunden am Tag stehst Du auf der Line?

Ich trainiere mehrmals die Woche am CAC, der großen Kletterhalle in Graz. Wobei man sich mein Training nicht zu streng vorstellen darf. Ich spanne eben meine Jumpline und sehe zu, dass ich gewisse Übungen oft genug unterbringe. Dazwischen spiele ich einfach.

Wie die meisten Slackliner bist auch Du über das Klettern an diesen Sport geraten. Kletterst Du noch oder gibt es für Dich nur noch die Slackline?

Klettern ist mein Ausgleich. Früher war Slacklinen ein beliebter Ausgleichssport fürs Klettern – bei mir ist das inzwischen umgekehrt. Vor allem Bouldern bringt mir eine gute Körperspannung und schärft die Konzentration und Koordination. Beim Klettern muss ich niemandem was beweisen, das ist angenehm.
Einen starken Bezug zum Klettern hab ich auch über das Kinder-Kletterteam, das ich trainiere. Wenn meine Kleinste wieder gewinnt, dann ist das schon sehr motivierend. Mehr, als wenn ich selber irgendeinen Grad punkten kann.

SONY DSCWas ist Deine liebste Line?

Die neue AustriAlpin Jumpline. Weil ich in die Entwicklung involviert war und meine Vorstellungen von einer perfekten Jumpline einbringen konnte. Das war eine einmalige Chance für mich. Ich hab mir viel Zeit genommen, um mit neuen Bändern zu experimentieren. Dann bin ich auf das perfekte Band gestoßen. Auf dem verbringe ich gerade viel Zeit.

Zuguterletzt: Was slacklinen ist, wissen mittlerweile die meisten. Kannst Du uns aber auch etwas über das Slacklinen verraten, was noch kaum einer oder nur wenige wissen…?

Dass gerade die Jumpline-Geschichte nicht neu ist. Seiltänzer machen schon seit vielen Jahren Saltos auf Drahtseilen. Auch in Korea gibt es eine Art des Seiltanzens, Jultagi, wo ganz ähnliche Tricks gemacht werden wie auf der Jumpline. Mann muss aber sagen, dass wir Slackliner ganz gut im Rennen sind, wenn man bedenkt, dass wir erst seit wenigen Jahren trainieren. Da ist sicher noch viel möglich.

Vielen Dank fürs Gespräch!

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=WbKA4Wdn9i8

Eckdaten zum Reinhard Keindl:

  • Name: Reinhard Kleindl
  • Beruf: Journalist, Slackliner
  • Wohnort: Graz
  • Sponsoren: AustriAlpin
  • Meine größten Slackline-Erfolge: 2. Platz bei den Natural Games in Millau, nur übertroffen von Andy Lewis; Backflip und Frontflip auf der Line; Stadt-Highlines in Graz, 50m Rodeoline; Slackline-Lehrbuch

Wer ist eigentlich diese Caro?
Caro heißt eigentlich Caroline Opp und wohnt aktuell noch in Frankfurt. Vermisste aber die Berge So sehr, dass sie demnächst wieder nach München zurück kommt. Caro hat eine kleine aber feine PR Agentur und versorgt uns fleißig mit News aus der Szene. Dies ist auch der Grund warum Ese und Ich sie intern schon fest zum Kletterszene Team zählen.