Seb Bouin und Roland Wangner punkten 9a/+, Simon Gietl gelingt erste Winter-Solo-Begehung am Heiligkreuzkofel und die Kletterhallen stehen vor dem Re-Opening

Letzte Woche wollte die Tastatur auf Teufel komm raus nichts zustande bringen. Mit doppelter Motivation und Dank der Begehungen von Marine Thévenet, Andrea Kümin und Karo Sinnhuber können wir heute dafür gleich zwei Newsartikel online stellen.

Neben den ganzen harten Begehungen gibt es anlässlich des Weltfrauentags die Online-Premiere von „Over The Edge“; und es scheint Licht am Ende der geschlossenen Hallenpforten zu erscheinen. Zudem konnte Giuliano Cameroni mit Crystal Ship (8C) ein neues Tessiner Testpiece erstbegehen und Bergführer Peter Albert redet über seine Home-Office Zeit

Roland Wagner klettert Baumwesen (9a)

Roland Wagner zog 2015 mit der Intermezzo XY (9a) Wiederholung sein 9a-Club-Mitgliedsticket und seitdem klettert er regelmäßig Routen im elften Grad. Sein neuester Streich ist die Wiederholung von Baumwesen (9a). Die Route wurde 2017 von Jakob Kronberger erstbegangen und bekam seitdem, abgesehen von Moosbewuchs (Anm. d. Red.) recht wenig Aufmerksamkeit. Zu Unrecht, wie Roland empfand und so widmende er sich der Linie 14 Tage über die beiden Saisons 2018 / 2019.

Mit dem Adrenalin und der Motivation von der letzten 9a/+ Begehung im Januar diesen Jahres, stieg Roland wieder in das alte Projekt ein. Nach weiteren 12 Tagen des Ausboulderns und Einschleifens gelang ihm kürzlich die erste Wiederholung von Baumwesen (9a).

I feel very privileged that with climbing we get to choose our „battles“. Life’s been really good up there with no end in sight! Onward!” (c) Chris Krah

so Roland Wagner in seiner 8a.nu Ticklist

Crystal Ship (8C) – das neue Tessiner Testpiece

Der gebürtige Starkstrom-Tessiner, Giuliano Cameroni folgt unaufhörlich seiner Mission, alte und vergessene Projekte erstzubegehen. Mit Crystal Ship (8C) bekam eines dieser alten Projekte eine Begehung von ihm und ist seitdem ein weiteres der schon zahlreichen Tessiner Testpieces.

Giuliano Cameroni und Clément Lechaptois nutzten die guten Grip-Verhältnisse Anfang Januar für eine gemeinsam Session, bei der Giuliano die bessere Karten hatte. Clément flog an diesem Tag drei mal am letzten Zug ab und benötigte einen Ruhetag, um sich zu erholen und dem Boulder dann die erste Wiederholung abzuringen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=OC3sdRjqmFM

Seb Bouin punktet Les Gardes Fous (9a+)

Das Klettergebiet Saint-Guilhem-le-Désert ist knapp 45 Minuten Autofahrt von Montpellier entfernt und bei den etwas über 100 Routen ist für jeden was dabei. Wobei das bis vor Kurzem nicht ganz so war. Dank Seb Bouin und seiner neusten Erstbegehung Les Gardes Fous (9a+), haben nun auch diejenigen, die sich gerne im oberen elften Grad austoben dazu die Möglichkeit.

Seb Bouin Klettern Video Balkan

Les Gardes Fous ist eine unglaubliche Route. Sie ist Anfangs kräftig und dann ausdauernd mit einem abenteuerlichen Boulderpart kurz vor dem Umlenker. Beim Einbohren war ich war mir nicht sicher, ob ich genug Griffe für eine Begehung finden würde, aber jeder Felsabschnitt ist perfekt, um am Ende diesen Schwierigkeitsgrad vorzuschlagen zu können.

so Seb Bouin

Ganz nach dem Motto: nach der 9a+ ist vor der 9b! Seb Bouins eigentliches Projekt 2020/21 war bzw. ist immer noch Stoking the Fire (9b), in Santa Linya. Er wollte die Linie bereits im März letzten Jahres in Angriff nehmen, doch da machte ihm die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. In den letzten Monaten war er zwar dann immer mal wieder in Spanien, aber das wechselhafte Wetter war nicht auf seiner Seite und so machte es wenig Sinn sich ausschließlich auf Stoking the Fire (9b), zu konzentrieren. Was Saint-Guilhem-le-Désert die beiden Erstbegehungen bescherte. Also alles nur halb so schlimm und das Ausbouldern in Spanien wird jetzt nachgeholt.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=qaS5Y1Uq4O8

Erste Winter-Solo-Begehung des bekannten Mittelpfeiler am Heiligkreuzkofel (2.907 m) durch Simon Gietl

Der Südtiroler Alpinist Simon Gietl realisierte am 25. Februar die erste Winter-Solo-Begehung des bekannten Mittelpfeiler am Heiligkreuzkofel (2.907 m). 

Im Jahr 1968 wurde dieser von den Brüdern Reinhold und Günther Messner erstbegangen.  Der österreichische Bergsteiger Beat Kammerlander konnte 1981 die erste Solo-Begehung im Sommer, Mariacher-Variante, realisieren.

Simon stieg am 25.2.2021 um 6 Uhr morgens am Original-Einstieg ein. Dieser wird aufgrund der schlechten Felsqualität eher selten gewählt. Simon erreichte kurz vor 14:00 den Ausstieg, er kletterte auch die Mariacher-Variante.

Eigentlich plante ich ein Biwak mit ein,

so Simon Gietl.

Dementsprechend überrascht sei er gewesen, als er nach acht Stunden oben „überglücklich und tiefst zufrieden“ in der Sonne saß. Die Sonne sei ihm den ganzen Tag während der Tour abgegangen. Simon traf auf viel Schnee im unteren Teil, der sich jedoch gut gesetzt hatte. Die Temperaturen waren gut. Lediglich der Wind stemmte sich ihm entgegen – was die Tour zusätzlich nicht ganz einfach machte.

Ich fühlte mich den ganzen Tag verstanden und am richtigen Ort, als wäre ich zuhause.

so Simon Gietl

Klatsch und Tratsch aus der

Kletterszene

Over The Edge – Online-Premiere

Anlässlich des Weltfrauentags 2021 präsentiert Rab die Online-Premiere von „Over The Edge“. Der Film „Over The Edge“ wurde anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Women’s Trad Festivals initiiert und erzählt die Geschichte der Frauen hinter dem erfolgreichen Event. Der Film begleitet die Organisatorinnen Ellie Fuller, Charlie Low, Gilly McArthur und Hetty Key und beleuchtet Gespräche über Vertrauen, Community und die durchs Klettern entstandenen persönlichen Verbindungen.  Nach der Online-Premiere wird der Film nochmals im Rahmen der „Wonderful Wild Women“ Filmnacht am 8. März um 20.00 Uhr (CET) ausgestrahlt.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=EL-E6RelvBI

Licht am Ende der geschlossenen Hallenpforten

Dirk Uhlig Routenbau So Ill

Nach aktuellem Stand der Lage steht der deutschen Kletter- und Boulderhallen-Landschaft ein Re-Opening in Aussicht. Zumindest ist der Rahmen dafür geschaffen worden und wenn der Inzidenzwert in den jeweiligen Regionen / Landkreisen passt, können ab 15. März die Außenbereiche und evtl. ab dem 22. März die Hallen und auflagen öffnen.

Unter welchen konkreten Auflagen das dann sein wird, stellt sich in den nächsten Tagen heraus. Am Ende entscheide aber nicht das Hygiene Konzept der Hallenbetreiber sondern der Inzidenzwert, sprich das Verhalten aller.

Bergführer Peter Albert im Home-Office | Bergauf Bergab

Durch das Verbot von Führungstouren bricht Bergführern wie Peter Albert der Umsatz weg. Statt Gäste zu führen geht er jetzt mit Anwärterin Maria Pilarski auf Trainingstour – ihre Bergführer-Prüfung wurde schließlich auch verschoben.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=xXyd-DQafZU

  • Credits Text Kletterszene, BR / Kilian Neuwert
  • Credits Fotos Flo Scheimpflug, Black Diamond, Simon Gietl, Boulderhalle E4, Sebastian Eiden / Ks.com Archiv,
  • Beitragsdatum 8. März 2021