
Seb Bouin befreit Vidra La Vida (9b/+)
Der französische Kletterer Seb Bouin hat die Erstbegehung von Vidra La Vida (9b/+) vollendet und damit die bis dato härteste Sportkletterroute Kroatiens eröffnet.
Die Linie befindet sich auf der Insel Hvar und war dort Sebs Hauptprojekt, in dem er Anfang Mai mit der Begehung der ersten Seillänge Vidra (9a) einen ersten Teilerfolg feiern konnte. Weniger als einen Monat später ist ihm nun der Durchstieg des gesamten Projekts gelungen.

Beide Seillängen wurden ursprünglich teilweise von Klemen Bečan eingebohrt und durch zusätzliche Bohrhaken von Seb versehen, der diese beeindruckende Linie zum Leben erweckt hat.
Die Kletterei an Vidra La Vida ist lang, kraftvoll und einzigartig für diesen Sport. Im Dachbereich befindet sich eine markante Crux, die moderne Bewegungen mit einem unkonventionellen 360°-Dreh zeigt – ein eigenständiges Boulderproblem, das auf etwa 8A geschätzt wird.
Vidra La Vida ist eine wichtige Ergänzung der wachsenden kroatischen Hardclimbing-Landschaft und setzt neue Maßstäbe für Schwierigkeitsgrade in Kroatien.
Das sagt Seb selbst zu seiner Erstbegehungs-Erfahrung in Vidra La Vida (9b/+):

Wenn Schwierigkeit auf Schönheit trifft. Ich bin so froh, dass ich diese Traumlinie zum Leben erwecken konnte.
Ich bin ohne Erwartungen in die Reise gestartet – ich hatte keine Ahnung, was ich vorfinden würde. Schritt für Schritt entdeckte ich eine atemberaubende, inspirierende Linie. Am Ende hat sie mir mehr abverlangt, als ich zunächst dachte. Aber es war eine fantastische Zeit, umgeben vom fantastischen Vibe der Insel.
Auf diese Erstbegehung bin ich besonders stolz – zweifellos gehört sie zu meinen persönlichen Top 5 der 9b-Routen weltweit. Der erste Abschnitt liegt etwa bei 8c+ und führt in eine Crux, die die Route auf 9a bringt.
Dann kommt eine wilde 360er Crux, ca. ein 8A-Boulder. Und als Krönung des Ganzen gibt es einen letzten 8b+/c-Abschnitt – ich bin dort sogar bei einem Begehungsversuch gestürzt.
Es ist eine lange, ausdauernde Route, die wirklich zu meinem Kletterstil passt. Wie bei jeder Ausdauerherausforderung musste ich mit meinen Versuchen klug haushalten. Zu viele und mein Körper wäre völlig am Ende gewesen. Es war wichtig, genau auf diesem Grat zu wandern – knapp über der Müdigkeit.
Mental wurde es hart. Die Hitze war manchmal brutal, und ich fühlte mich langsam ausgelaugt. Ich dachte sogar ans Aufgeben, nachdem ich am letzten Henkel gestürzt war. Aber dann kam ein kühler Nordwind auf und gab mir gerade genug Saft, um durchzuhalten und es zu Ende zu bringen…
Ich möchte mich bei allen bedanken, die das möglich g kjlemacht haben, von den lokalen Kletterern und der Gemeinde bis hin zu den Freunden, die ihre Zeit dort mit mir geteilt haben.