Scarpa Furia S im Test

Hersteller / Modell:  Scarpa Furia S

Art: ultra weicher und sensibler Klettersocken

Einsatzbereich: Bouldern, Indoorbouldern, Sportklettern (eingeschränkt)

Highlights: ultra weicher “Klettersocken”, maximale Sensibilität für die kleinsten Unebenheiten, super Performance bei Heelhooks und Toehooks, komfortabel trotz engen Sitz

 

Der Scarpa Furia S ist ein ultra flexibler und weicher Schuh mit Velcroverschluss. Der Kletterschuh sitzt wie eine zweite Haut am Fuß und bietet damit ein besonders sensibles Trittgefühl und die Möglichkeit Tritte zu greifen

Die Stärken spielt der Schuh ideal beim modernen Bouldern aus. An flachen Volumen oder Reibungstritten in der Halle klebt der Schuh förmlich an der Wand. Tritte im Überhang kann man sich durch den starken Downturn mühelos angeln. Große Gummiflächen im Zehen- und Versenbereich unterstützen bei Toehooks und Heelhooks. Der Auffällige blaue Streifen an der Sohle hält den Schuh trotz seiner Weichheit unter Spannung, für eine ideale Kraftübertragung von der Schuhspitze bis zur Verse. Extrem weich und flexibel formt sich der Schuh nicht nur ideal um den Fuß, sondern überträgt auch das Trittgefühl ohne Umwege. Der Velcroverschluss, sowie das 3D geformte Insert im Vorfußbereich kombiniert die Anpassungsfähigkeit an den Fuß mit unterstützender Wirkung beim Treten. Die 3,5mm dicke Vibram XS Grip 2 Sohle in Kombination mit einer 1mm dicken Zwischensohle im Zehenbereich verleiht optimale Reibung in jeder Situation.

 

Performance

Weichheit und Flexibilität bringt natürlich auch Nachteile mit sich. Die Kantenunterstützung auf kleinen Tritten sowie die Haltbarkeit des Gummis ist geringer. Man erhält wenig Kraftunterstützung und muss auf kleinen Tritten oder spitzen Hooks deutlich mehr Kraft aufbringen als bei steiferen Kletterschuhen. Fürs moderne Bouldern – speziell in der Halle sowie draußen auf Felsarten mit guter Reibung wie Bleau oder im Tessin – kann der Scarpa Furia S seine Stärken besonders ausspielen – somit ist der Furia S ein ausgesprochener Spezialist!

Performance auf Reibung

Hier kann der Schuh auf ganzer Linie punkten. Die weiche Sohle schmiegt sich flächig an alle Oberflächen, wodurch man beste Reibung erhält. Ideal auf großen Volumen in der Boulderhalle, oder an flachen Reibungstritten wie z.B. in Fontainbleau oder auf Granit. Hier rutscht der Fuß garantiert nicht mehr ab und klebt förmlich an der Wand.

Perfomance in Löchern

Löcher kann man mit dem Schuh gezielt antreten, da sich der Schuh optimal an den Lochrand formt. Die Kraftübertragung von der oft kleinen Trittfläche ist aber wegen der fehlenden Kantenstabilität sehr gering. Sehr kleine Löcher werden also schnell zum Alptraum. Tritt man die Löcher auf Reibung an, hat man schon bessere Chancen.

Performance auf Minileisten

Durch den weichen und flexiblen Aufbau des Schuhs und der Sohle hat man bestes Trittgefühl auf jeder Oberfläche. Die Kraftübertragung und Unterstützung fällt aber dafür sehr gering aus. Die 3,5mm Virbram XS Grip Sohle lässt den Kletterer förmlich jede Struktur spüren. Allerdings muss man deutlich mehr Kraft aufbringen als bei steiferen Kletterschuhen. Kantenstabilität ist Fehlanzeige. Kommt beim Bouldern oder der steilen Sportkletterroute doch Mal ein kleiner Tritt daher ist man aber nicht gleich ganz verloren. Bei entsprechend hohem Krafteinsatz kann man auch hier für kurze Zeit gut stehen – die Betonung liegt auf KURZ. Der starke Downturn lässt es zu, sich in steilen Routen auch kleinere Tritte zu angeln. Für Touren mit scharfen, kleinen Tritten oder für längere Touren ist der Kletterschuh aber gänzlich ungeeignet.

Performance bei Hooks

Die Vollgummierung um den Schuh lässt jede mögliche Hookvariante zu und nutzt dabei die Reibungwerte des Highperformance Gummis. Die Ferse ist mit 2mm Virbram XS Grip ausgestattet und der auffällige blaue Gummistreifen von der Ferse bis nach vorne überträgt die Spannung von der Ferse zum Mittelfuß. Toehooks werden durch die 3D geformte MR50 SRT Vollgummiausstattung zum Kinderspiel. Sobald man aber kleine Kanten hooken will, gibt es vom weichen Schuh wenig Unterstützung. Für Mantlemoves oder Hooks an Kanten und Volumen ist der Schuh aber ideal und überträgt sein sensibles Hookgefühl ohne Umwege an den Fuß.

Perfomance in Rissen

Wie eine Knotenschlinge kann man den Fuß in jeden Riss stopfen. Unterstützung durch Verkanten ist allerdings nicht zu erwarten. Das sensible Trittgefühl des Schuhs verwandelt sich in Rissen zu einem schmerzenden Folterinstrument. Für Risse greift man definitiv besser zu einem anderen Schuh.

 

Passform

Das flexible Microfasermaterial sowie die weiche Sohle ermöglichen dem Kletterschuh sich ideal um jeden Fuß zu schlingen. Die Fußform oder die Breite spielen dabei eine untergeordnete Rolle, da der Schuh so flexible ist und sich somit sehr gut anpasst. Der Velcroverschluss lässt zwar kein Feintuning zu, aber fixiert den Fuß gepaart mit der engen Passform sicher am Fuß.

Komfort

Obwohl der Furia S sehr sportlich mit asymmetrischem Leisten und aggressivem Downtourn daherkommt, muss der Fuss im Kletterschuh keinesfalls leiden. Aufgrund der weichen Materialien gibt der Kletterschuh soweit nach, dass man es auch länger im Schuh aushalten kann. Eine Session in der Boulderhalle – kein Problem! Schon den 3ten Tag in Folge an den Blöcken unterwegs – kein Problem! Wie ein Socken schmiegt sich der Furia S an den Fuß.

Da der Schuh weich ist und recht schnell nachgibt ist es wichtig den Schuh möglichst eng zu kaufen, ohne dass er beim Gebrauch schmerzt.

 

Haltbarkeit

Um den Kompromiss zwischen Flexibilität auf Kosten der Haltbarkeit kommt der Furia S nicht herum. Der dünne Gummi ist relativ schnell durch. Da der Schuh aber für flächiges Ansteigen auf Reibung konzipiert ist, wird sich die Sohle im Zehenbereich gleichmäßig abgeklettert. Die Verklebungen von Sohle und Gummis, sowie der Velcroverschluss sind sehr stabil und gehen auch nach intensivem Gebrauch nicht auf. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Die Form bleibt dauerhaft stabil.

 

Das Fazit könnt ihr bei Kletterausrüstung im Test lesen!!

 

    Text: Martin Wagner, Kletterszene Foto: Vertical Extrem, Martin Wagner
  • Beitragsdatum 23. Juni 2019