Paige Claassen und David Firnenburg klettern (9a), Moritz Welt punktet (9a/+) in Flatanger und Adam Ondra sagt Ja.
Letzte Woche überschlugen sich fast die Ereignisse in der Kletterszene. Krani lud zum Weltcup, Adam Ondra zur Hochzeit nach Arco und neben Paige Claassen konnten auch Moritz Welt, Matilda Söderlund, David Firnenburg und Stefan Scarperi ihre Projekte klettern. Zudem sagt Mina Markovic endgültig Servus.
Ihr seht es war einige los! Viel Spaß mit den neusten Shortnews und Kopf hoch, auch diese Woche hat ein Ende.
Paige Claassen klettert Dreamcatcher (9a )
Vor 7 Jahren stand Paige Claassen das erste mal unter der legendären Sharma-Route Dreamcatcher (9a) in Squamish. Obwohl Paige bei diesem einmonatigen Trip nicht im Ansatz alle Einzelzüge und im besten Fall zwei, vielleicht auch mal drei Züge am Stück klettern konnte, gab sie nicht auf. Paige stellte ihr Training um und baute die Schulterstabilität auf und neben der richtigen Haltetechnik bei Slopern wurde auch das Hooken perfektioniert. Kürzlich stand Paige Classen, ohne zu wissen ob all das Training gereicht hatte, wieder unter der Route. Nach sechs Tagen Beta-Tüfteln band sich Paige letzten Donnerstag, schon etwas geplättet, für eine weitere Ausboulder-Session ein. Kurz nachdem sie die ersten Meter geklettert ist, tauchte unerwartet eine Menschengruppe auf, die Paige gedanklich so ablenkte, dass sie auf einmal am letzten Schüttler war. Da loslassen wäre so das Dümmste was man hätte machen können und so entschied Paige es einfach nicht zu tun.
I think I tried the hardest I’ve ever tried in my life. What a weird day, but so happy to have found my pass on this dream line.
so Paige
Matilda Söderlund punktet Parzival (8b/ 150m) an der Westliche Dreifaltigkeit in Switzerland
Matilda Söderlund schlägt eine weiteres Kapitel in ihrer erfolgreichen Kletterkarriere auf. Denn nachdem die starke Schwedin mit Begehungen von The Elder Statesman (9a), Pure Imagination (8c+) oder auch Armstrong assis (8B) im Sportklettern, sowie auch im Bouldern in den obersten Schwierigkeitsgraden gepunktet hat, kletterte sie mit Parzival (8b/ 150m) ihrer erste und nicht ganz so leichte Mehrseillängen-Route.
Die Linie wurde von Markus Hutter, Fabio Lupo und Michael Obendrauf eingerichtet aber erst 2017 konnte sie Michi Wohlleben als erster sturzfrei und am Stück klettern. Die sieben technisch Anspruchsvollen Seillängen im Grad 7a+, 7b, 7b+, 7c+, 8b, 7c, 7a+ verlaufen mittig durch die westliche Dreifaltigkeit und fordern Plattentechnik vom Feinsten.
Vor zwei Jahren habe ich angefangen vom Klettern an großen Wänden zu träumen. Damals hatte ich noch keine Erfahrung in dieser Disziplin. Es war ein Lernprozess, in den ich sehr viel Mühe investiert habe. Auf diesem Terrain spielen zu können, war sehr aufregend, obwohl ich noch einen langen Weg vor mir habe und noch einiges lernen muss. Ich habe bereits zukünftige Projekte im Kopf.
so Matilda auf Instagram
Während ihrem erfolgreichen Rotpunktversuch, wurde sie von Michi Wohlleben angefeuert, der nur ein paar Meter neben Parzival in einem seiner Projekte – vermutlich Ground Up, denn da steht noch eine Rotpunkt Begehung aus, hing.
Pornographie (9a) die neue must have Linie in Céüse
Wer aktuell nicht in Céüse ist oder die letzten Wochen war, ist kein echter Star der Szene. Einzig die Olympia Teilnahme würde als Ausrede des Nichterscheinens akzeptiert werden. Zumindest hinterlässt es den Eindruck, wenn man einen Blick in die Buchungsbücher des Campingplatzes schaut. Es wundert also keinen, dass man neben Stars wie Daniel Woods, Dave Graham auch David Firnenburg und Stefan Scarperi in de letzten Wochen an der Wand antraf. Die begehrte Linie der beiden zuletzt erwähnten, war die 15 Meter kurze Megos-Route Pornographie (9a). Da Alex nach seiner Erstbegehung schon meinte, dass er nur vier Versuche für die Erstbegehung benötigte und er evtl. den ein oder anderen Griff übersehen hat, könnte die Linie evtl. auch leichter sein.
Da alle Wiederholer wie auch Alex kein Kneepad verwendet haben, sind sich was den Schwierigkeitsgrad betrifft aber auch alle einig.
With kneepad, it’s 8c+ because it helps a lot, without it’s 9a I would say!
so Stefan Scarperi zu 8a.nu
Auch David Firnenburg konnte den Umlenker klippen und meinte später dazu
„The way I climbed it felt like soft 9a in comparison to the other 8c and 8c+ I did here. I am close on Le Cadre 9a which feels slightly harder.“
Leider gibt es auch das Gerücht, dass sich immer mehr Kletterer*innen per E-Bike zum Gebiet befördern lassen. Jeder wie er kann. Wir fragen uns aber schon, ob man die erbrachte Leistung am Fels wirklich mit der vergleichen kann, die 40 Minuten per fair means hoch gelaufen sind. Aber das nur am Rande.
Moritz Welt punktet Thor’s Hammer (9a/+)
Die 60 Meter lange und 50 bis 80 Grad überhängende Route wurde von keinem Geringeren als YouTube Kletterer Magnus Midtboe eingebohrt und später von Adam Ondra erstbegangen. Daniel Woods erklärte nach seiner Wiederholung einmal, dass man die Route in zwei Abschnitte aufteilen kann. Die ersten 30 recht boulderlastigen Meter bestehen aus drei Bouldern (8A+, 7B+ und 8A+), wo zwischendrin jeweils eine ziemlich bescheidene Rastposition eine kurzes Durchatmen erlaubt. Die restlichen 30 Meter sind dann pure Ausdauerkletterei an allerhand unterschiedliche Slopern. Kurz vor dem Umlenker wird der klettertechnische Anspruch zwar deutlich geringer, dafür die Tritte kleiner und man hat zu diesem Zeitpunkt dann auch schon 54 sehr steile Klettermeter hinter sich gebracht.
Mit diesen letzten Metern hatte Daniel Woods schon zu kämpfen und auch der Starkstrom-Franke Moritz Welt sollte diese Erfahrung nicht verwehrt werden. Wir greifen aber schon wieder zu weit vor.
Moritz fuhr mit einem großen Ziel nach Flatanger – Thor’s Hammer (9a/+). Es stellte sich recht schnell heraus, dass dieses Ziel eines seiner größten körperlichen und mentalen Herausforderungen werden sollte.
3 Wochen lang kämpfte ich nur mit den ersten 10 von insgesamt 60 Metern. Aber da der Rest der Route immer noch wahnsinnig schwer ist, wusste ich nicht einmal, wie es weitergehen würde, sobald ich diese erste Crux überwunden hatte. Nun, vor 3 Tagen, nachdem ich meine Beta mehrmals geändert hatte, habe ich es irgendwie geschafft, und überraschenderweise bin ich sogar durch die zweite und dritte Crux gekommen und habe das letzte Geländer erreicht. Ich hatte Angst, dort zu stürzen, und genau das ist passiert, 2 Meter unter dem Umlenker.
Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde, in nur 2 weiteren Klettertagen alle Schlüsselstellen zu überwinden, aber der Wille die Linie zu klettern war stärker als die Angst. Am nächsten Klettertag kam ich zurück, stürzte einmal an der ersten Crux, und schließlich kämpfte ich mich beim zweiten Versuch des Tages die ganzen 60 Meter bis zum Umlenker hoch. Das ist mit Sicherheit die lohnendste Begehung, die ich je gemacht habe und ein weiterer großer Schritt für mich, um ein neues Niveau zu erreichen.
so Moritz nach seiner Begehung auf Instagram.
Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene
Mina Markovic sagt, Servus
Once, all even good things come to an end.
so Mina Markovic auf Instagram
Mit dem letzten Lead Weltcup dieser Saison, sagt mit Mina Markovic eine weitere große Athletnin, Servus. Mina begann ihre Wettkampfkarriere im Alter von 14 Jahren und gewann in den den letzten 20 Jahren, neben den legendären Rock Masters in Arco, drei Mal die Lead Weltcup Gesamtwertung, wurde Lead Europa Meisterin und die unzähligen Weltcup Podestplätze wÜrden die Kapazitäten des Internets sprengen.
Mit Mina geht nun die letzte Athletin der Ära, Anna Stöhr, Aki Noguchi, und Jule Wurm in die Weltcup Rente. Wir wünschen ihr viel Spaß am Fels, alles Gute und sagen Danke für die spannenden Wettkämpfe, die sie mit ihrer Motivation mitgestaltet hat.
Adam Ondra sagt, Ja:
Kurz vor dem Weltcup in Kranj traf sich eine kleine, aber fein ausgewählte Gruppe, unter anderem auch aus der Kletterszene in Arco und begleiteten Adam bei einem weiteren Meilenstein in seinem Leben. Denn er sagt vor all einen Freunden und Familie in der romantischen Burg über Arco’s Dächern, zu seiner Iva ; „Ja, ich will.“
Wir wünschen den beiden alles Gute!
Die Bergunfallstatistik im DAV-Bergpodcast
In dieser DAV Bergpodcast Folge geht es um Bergunfälle. Angela Kreß sprach vor einem Jahr mit Julia Janotte, Expertin der DAV-Sicherheitsforschung, über Zahlen und Fakten rund um Bergunfälle, über typische Unfallursachen und wie sich Unfälle vermeiden lassen. Spannend aus heutiger Sicht: Die Einschätzung von damals, welche Auswirkungen die Coronavirus-Pandemie auf das Bergunfallgeschehen 2020 haben könnte. Außerdem erzählt Johannes Zollner von der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen von einem Rettungseinsatz im Wettersteingebirge. Das Beispiel zeigt, wie eine typische Bergrettung abläuft.