Oriane Bertone und Dohyun Lee stehen in Prag ganz oben auf dem Treppchen
Janja Garnbret: Sie kam, sah – und siegte nicht. Der jungen Französin Oriane Bertone gelang beim Weltcup Bouldern in Prag der Coup, sie verdrängte Janja, die „nur“ Silber gewann, von dem Thron. Bei den Herren war die Finalrunde im Vergleich zu den vorherigen Boulder-Weltcups gut durchmischt, alle sechs Finalisten kamen aus unterschiedlichen Nationen. Ganz oben auf dem Treppchen stand dann schließlich Dohyun Lee aus Korea, der nicht unbedingt zu den Topfavoriten zählte.
Herren
Es war nicht der Lokalmatador und einer der Favoriten, Adam Ondra, der sich bei seinem ersten Weltcup in diesem Jahr Gold holte. Unter dem frenetischen Jubel der etwa 5000 Zuschauer war er neben dem Sieger Dohyun Lee aus Korea zwar der einzige Finalist, der alle vier Probleme toppen konnte, aber Adam brauchte dafür mehr Versuche – was Platz 2 für den Tschechen bedeutete. Für den 20-Jährigen Dohyun war es das erste Weltcup-Gold: „I can´t believe, what I just imagined has become a realitiy“, postete er überglücklich auf Insta. Er selbst hatte gar nicht mit so einem Erfolg gerechnet, schrieb er weiter. In der Iso vor dem Halbfinale nämlich hatte sich Dohyun noch eine Verletzung am Knie geholt: „I don´t know how I solved the boulders.“
Das gelang ihm trotz Verletzung dann aber erstaunlich gut, er lag nach dem Semi mit drei Flashs auf Platz 1 und machte im Finale ähnlich weiter: Boulder 2, 3 und 4 nämlich wurden auch gleich mal von ihm geflasht, den ersten holte er sich in nur zwei Versuchen. Der entscheidende Boulder war der dritte, eine Platte, die Dohyun hinauftänzelte. Ein zweites Top gelang im Starterfeld nur noch Adam.
Der 30-Jährige zeigte erneut, dass man nach wie vor mit ihm rechnen muss: es war sein 15. Podiumsplatz bei einem Boulder-Weltcup. Anbrennen lässt er nach wie vor nichts. Ob sich der Tscheche in Prag mehr erhofft hatte als „nur“ Silber ist nur eine Vermutung, nach dem Finale sagte er:
It’s been so nice to be back on the circuit, especially in my home country. It’s been 13 years since the last World Cup event in Czechia, and the only one I participated in was in my hometown of Brno, when I was 16 and I barely missed the final, it was so frustrating, so this is a good revenge.
Bronze holte sich der junge Franzose Mejdi Schalck. Der 19-Jährige hat in dieser Saison bislang einen extrem guten Lauf: Er gewann zweimal Gold beim Bouldern, in Prag kam nun noch Bronze dazu. Er flashte zwar auch Boulder 1 und 2, beim entscheidenden dritten konnte er sich dann aber nur die Zone holen – bevor es im vierten bei ihm dann wieder ein Flash wurde.
Bester deutscher Teilnehmer war Yannick Flohé, dem erneut der Sprung ins Finale gelang. Er legte beim dritten Boulder eine kleine Pause ein, chillte in der Sonne und putzte dann noch die Griffe für den nachfolgenden Starter. „First move didn´t feel possible for me with my poor flexibility and I hit my knee everytime I slipped, so I decided to quit“, erklärte er sein Päuschen auf Insta. Bester Österreicher war Jan-Luca Posch auf Platz 6.
Damen
Es war der erste Auftritt der „Queen“ Janja Garnbret nach einer Verletzungspause in diesem Jahr. Und die Slowenin lieferte beim Weltcup in Prag erneut ab – zumindest in der Runde 1 und 2. In der Quali belegte die Slowenin mit fünf Tops – davon vier Flashs – in ihrer Gruppe souverän den ersten Platz. Auch im Halbfinale war sie die Einzige, die alle Probleme toppen konnte. Es sah eigentlich alles nach einem weiteren Sieg der 24-Jährigen aus, wohl jeder hätte auf die Slowenin gewettet. Aber im Finale kam es dann anders als erwartet: Zwar flashte Janja den ersten Boulder noch souverän, konnte den zweiten Boulder – einem Runner folgte ein Plattenproblem – dann aber nicht toppen, der letzte Zug zum Topgriff gelang ihr einfach nicht. Oriane lag nach dem Halbfinale noch auf Platz 6, sie war also die erste Starterin im Finale. Im ersten Boulder holte sie sich mit zwei Versuchen gleich mal das Top, den zweiten flashte sie locker, genauso den dritten.
Den konnte Janja zwar auch toppen, allerdings brauchte sie dafür vier Versuche. Der vierte also war der entscheidende: wenn Oriane dort keine Zonenwertung gehabt und Janja ihn getoppt hätte, hätte sich Janja noch Gold holen können. Janja flashte diesen sogar – es war das einzige Top, das dieser Boulder sah – aber Oriane hatte sich zuvor schon die Zone geholt – und gewann verdient ihr erstes Weltcup-Gold.
I knew that if didn’t try boulder number four at my best, my coach would have killed me”, sagte Oriane bei der Siegerehrung. „I knew I had to take the zone to win, and when I did, I saw my coaches go crazy, but I also wanted my competition to be complete, so I had to stay concentrated. It was amazing, one of the best feelings I ever had.
Janja zeigte sich als gute Verliererin, sie bewies bis zum Schluss Sportgeist: „I knew, that the last boulder was the hardest, but I also knew, that I could not win anymore”, sagte sie nach dem Wettkampf. „It was a type of boulder that I like, so I went out and flashed it, because I’m not the type of person that would give up in the middle of a competition. I think I have no regrets about this event.”
Das französische Team hatte gleich doppelten Grund zur Freude: das Siegertreppchen komplettierte die Französin Flavy Cohaut. Zwei Tops reichten ihr für den dritten Platz, es war die erste Weltcup-Medaille der 22-Jährigen. Beste deutsche Starterin in Prag war Afra Hönig, die mit Platz 21 ganz knapp das Halbfinale verpasste, beste Österreicherin Jessica Pilz auf Platz 9.
Schon an diesem Freitag geht es weiter mit dem Boulder-Weltcup in Brixen, auch dieser ist wieder hochkarätig besetzt. Es bleibt also spannend.
Ergebnisse des Boulder Weltcup in Prag 2023
Damen:
1. ORIANE BERTONE FRA
2. JANJA GARNBRET SLO
3. FLAVY COHAUT FRA
4. MIHO NONAKA JPN
5. STASA GEJO SRB
6.FUTABA ITO JPN
7. OCEANIA MACKENZIE AUS
8. CHAEHYUN SEO KOR
9. JESSICA PILZ AUT
10. JULIJA KRUDER SLO
11. KATJA DEBEVEC SLO
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14. JOHANNA FÄRBER AUT
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18. SOFYA YOKOYAMA SUI
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21. AFRA HÖNIG GER
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23. PETRA KLINGLER SUI
25. LAURA ROGORA ITA
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27. FRANZISKA STERRER AUT
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31. ROXANA WIENAND GER
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45. NATALIE BÄRTSCHI SUI
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57. LEONIE LOCHNER GER
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63 SANDRA HOPFENSITZ GER
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Herren:
1. DOHYUN LEE KOR
2. ADAM ONDRA CZE
3. MEJDI SCHALCK FRA
4. YOSHIYUKI OGATA JPN
5. YANNICK FLOHÉ GER
6. JAN-LUCA POSCH AUT
7. SORATO ANRAKU JPN
8. COLIN DUFFY USA
9. MICKAEL MAWEM FRA
10. TOMOA NARASAKI JPN
…
23. SEAN BAILEY USA
23. ALEXANDER MEGOS GER
25. ALBERTO GINÉS LÓPEZ ESP
25. GABRIELE MORONI ITA
27. JAKOB SCHUBERT AUT
27. NICOLAI UZNIK AUT
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39. MAX KLEESATTEL GER
…
45. ELIAS ARRIAGADA KRÜGER GER
…
49. LASSE VON FREIER GER
51. JULIEN CLÉMENCE SUI
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Video-Link: https://youtu.be/Miug6CpSWCM