Max Räuber bouldert im Tessin 8C

Max Räuber tanzt mit dem Fels (8C), Jacopo Larcher klettert Trad 8c+ und Sean Villanueva O`Driscoll führt in der Betzenstein Pinch Challenge

Bei den heutigen Shortnews haben wir unser Augenmerk auf die Geschichte der wiederholten Linien gelegt. Denn sowohl bei Max Räuber, als auch bei Jacopo Larcher war sie auch der Anstoß die Routen zu begehen. Zudem gelang Jost Kobusch und Nicolas Scheidtweiler die Erstbesteigung des 6.465 Meter hohen Purbung in Nepal.

Uns hat das Schreiben des Artikels besonders viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass er auch euch gefällt.

Max Räuber tanzt mit dem Fels (8C)

Unser Praktikant konnte endlich sein Projekt beenden und Der der mit dem Fels tanzt (8C) in seine Tickliste eintragen. Es scheint so, dass er mit seinem Motto „Technik kann man ausbouldern und dann erst klettert man mit Kraft“ recht erfolgreich ist. Denn dies ist neben den acht 8B+ Bouldern bereits sein dritter 8C-Boulder. Wir nutzen die Gelegenheit, dass Max Räuber in der Redaktion sitzt und lassen ihn einmal selbst von seinem Erlebnis berichten.

„Ich mag es sehr, wenn ich zu einem schweren Projekt eine Hintergrundgeschichte oder einen privaten Bezug habe. Bei Der der mit dem Fels tanzt (8C) weiß ich noch genau, wie ich damals den Bericht über den Schweizer Martin Keller gelesen habe, der 3 bis 5 Jahre in diesen Boulder investiert hatte. Damals hielt ich das für total absurd, aber auf eine gewisse Art auch sehr beeindruckend und inspirierend. Diese Geschichte von Martin Keller und seiner Odyssee mit diesem Boulder ist mir in Erinnerung geblieben.

Als ich dann im September diesen Jahres mit dem Ziel mich ein wenig nach tauglichen Winterprojekten umzusehen auf die Suche gegangen war, landete ich für eine kurze Session unter besagtem Block.

Mir wurde direkt klar, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte. Der Boulder war genau, was ich gesucht hatte: eine Herausforderung mit der Option, dass ich in einer Saison nicht hochkommen könnte, aber auch mit einer gewissen Chance auf Erfolg. Doch zuerst musste ich wieder an den Schreibtisch, um für meine Examensklausuren zu büffeln.

Nach der letzten Klausur setzte ich mich ins Auto und düste ins Tessin. Das Examen hatte aber seine Spuren hinterlassen und so war mir zu Beginn des Trips fast schon egal ob ich etwas schweres klettern würde oder nicht. Die Berge und die Sonne zu genießen hatte oberste Priorität. Das Projekt ließ mich dennoch nicht los und so verbiss ich mich immer mehr darin, schleifte die Züge ein und versuchte sie aneinander zu reihen. Der ersehnte Durchstieg schien immer realistischer.

Der Wendepunkt war eine Session kurz bevor ich wieder nach Hause musste. Es war bereits der zweite Tag in Folge, ich hatte Muskelkater, die Haut tat weh und ich stieg nach einem ausgiebigen Warm Up ohne jegliche Erwartungen ein. Das Effizienzlevel war hoch, jeder Zug saß, ich blieb cool und der finale Mantle kam immer näher. Der Zug an sich ist nicht besonders schwer, aber technisch anspruchsvoll und etwas Körperspannung sollte man noch übrig haben.

Langsam wurde mir während diesem Go klar, dass ich den Boulder jetzt klettern könnte. Schon des Öfteren hatte ich bei solch einem erwartungslosen Versuchen die plötzliche Realisierung der Erfolgschance. Und schon oft hatte ich deswegen dann Blödsinn gebaut. Aus manchen Fehlern lernt man wohl nie, denn auch dieses Mal sollte es keine Ausnahme geben. Den Hook nicht präzise genug gelegt und der Versuch endete schon am Ansatz des Mantles. Völlig außer Kräften saß ich wieder auf den Matten und mir wurde bewusst, dass beim Klettern mein größter Gegner wohl mein eigener Kopf ist. Um deprimiert zu sein war die Motivation zu hoch, ich wusste ich würde den Boulder klettern. Wann, war dabei schon fast egal.

Da das Wetter im Tessin zu schlecht zum Bouldern war, stand als nächstes eine Trainingswoche in der Heimat an.

Als ich nach diesen sieben Tagen Abstand zurück kam, war die Motivation groß und der Durchstieg fühlte sich zum Greifen nah an. Dass ich insgesamt noch drei weitere Sessions benötigte nur um wider an den Mantle zu kommen, hatte ich allerdings nicht erwartet. Bei einer dieser Sessions kam ich mit Eisfingern und ordentlich Energiereserven, bis zwei Züge unter den Mantle und prompt meldete sich mein Erzfeind Nervosität zurück und ich flog unkontrolliert ab.


Eine halbe Stunde lang schoss ich die schlechtesten Go’s seit langem in den Boulder mit dem Ergebnis, dass die Frustration wuchs.

Nach einer 40-minütigen Pause beschloss ich noch ein letztes Mal Gas zu geben und es sonst an einem wärmeren Tag zu probieren. Vor dem Start versuchte ich diesmal bewusst in die Zone zu kommen. Ich schloss meine Augen, atmete tief ein und startete meinen Versuch. Diesmal mit weniger Kraftreserven aber von der Nervosität befreit. Als ich den Mantle erreichte, blieb ich cool und auch als ich den Tritt für den Zug danach nicht direkt fand, kam ich nicht aus dem Konzept. Zum Glück hatte ich eine alternative Lösung in der Session davor probiert. Innerhalb von einer Sekunde schaltete ich auf die neue Lösung um und presste mich auf den Vorsprung. Noch zwei wacklige Züge und ich hatte die erste Kelle der Platte in der Hand. Den Rest war ich schon unzählige Male zum Aufwärmen geklettert und somit wusste ich: es war endlich geschafft. Nach ein paar Jubelschreien zitterte ich mich noch die Platte hinaus und das Kapitel Der der mit dem Fels tanzt (8C) war endlich abgeschlossen und ich somit auf Wolke 7.“

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Video-Link: https://youtu.be/WiTBMWFnjOA

Jost Kobusch und Nicolas Scheidtweiler gelingt die Erstbesteigung des 6.465m hohen Purbung

Jost Kobusch und Nicolas Scheidtweiler haben den 6.465m hohen Purbung in Nepal am 30. November 2021 erstbestiegen. Nachdem bereits zwei Expeditionen an dem abgelegenen Himalaya-Gipfel gescheitert waren, gelang dem Team die Besteigung innerhalb von zehn Tagen inklusive Vorbereitung und Erkundung.

Der Gipfeltag dauerte 14 Stunden. Um 13:30 Uhr standen Kobusch und Scheidtweiler auf dem Gipfel des Purbung. Die Himalayan Database bestätigte die Erstbesteigung bereits offiziell. Der Purbung wird alternativ auch als Putrun bezeichnet.

Für Jost Kobusch geht es im Anschluss an diese Expedition weiter zum Mount Everest. Dort verfolgt er sein Projekt der ersten Winterbesteigung ohne künstlichen Sauerstoff weiter. Kobusch ist am Everest wieder wie üblich solo unterwegs.

Jacopo Larcher klettert Into the Sun (8c+)

Into the Sun (8C+) wurd 2017 von Bernd Zangerl erstbegangen und die Geschichte zu dieser Erstbegehung, würde den Rahmen der Shortnews sprengen, ist aber eine Lese-Empfehlung wert. Den Highball entdeckte schon früher Living Legend Fred Nicole und boulderte dort mit Freunden zu Trainingszwecken und Spaß an der Freude auch gerne mal bis zum neun Meter hohen Top.

Die Linie hatte ich sicher schon seit 10 Jahren im Kopf, weil das Gefühl nach 9 Metern aufs Pad abzuspringen immer irgendwie unbefriedigend war…zum Runterfallen ist es aber echt ein bissl zu hoch.

gab Bernd grinsend nach seiner Erstbegehung zu.

Der Fels bietet allerdings noch weitere 6 bis 7 Meter an Höhe zum ultimativen Ausstieg. Mit seinem Freund Alex Lugner, der für Bohrhaken wenig übrig hat und eher für den traditionellen Kletterstil bekannt ist, bouldert Bernd die Linie aus, bis er sich sicher genug war, sie nur an einem Sicherungspunkt durchsteigen zu können. Und so war Into the Sun (8c+) geboren.

Auch Jacob Larcher las die Story von Bernds Erstbegehung und da er an den unterschiedlichen Arten des Trad-Kletterns interessiert, war er sofort neugierig.

It seemed to be something different from all the other trad climbs I’d tried or seen, which motivated me even more to go and have a look at it. I like, and I think it’s important, to check out other’s first ascents; it’s inspiring and refreshing to see other’s visions, maybe get out of our comfort zone and open our mind to different possibilities.

so Jacob auf Instagram

Diesen Herbst war es dann soweit und Jacob fuhr ins Murgtal und war sofort von der Ruhe und Schönheit beeindruckt. Da ihm schon bei der ersten Session der Großteil der Züge gelang und er sie auch zusammenhängend klettern konnte, war Jacob so motiviert, dass für die letzten Züge des Boulderproblems, die für ihn noch eine Herausforderung waren, mehrere Sessions und viel Energie investierte.

Nachdem er mehrfach am letzten schweren Zug stürzte, gelang ihm am Tag vor dem Saisonende dann doch noch der langersehnte Durchstieg.

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Video-Link: https://vimeo.com/226174033

Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene

Sean Villanueva O`Driscoll ist neuer Führender in der Betzensteiner Pinch Challenge

Das kleine beschauliche fränkische Dorf Betzenstein entwickelt sich heimlich zum Trainingszentrum für Vertical Hochleistungsathlet*innen. Mit besten Beziehungen zu namhaften Griffherstellern und Nationaltrainern mit Medaillen-Garantie entwickelte sich der kalte Trainingsraum von Chiara und Chris Hanke zu einem Place to be, wo selbst der japanische Erfolgstrainer Benni Hartmann oder auch Alexander Megos ihre Leisten-Skills auf das nächste Level pushen. Neben definierten Bouldern, die das ein oder andere graue Haar wachsen lassen, gibt es auch pure Kraft-Challenges wie Bankziehen oder einarmiges Hängen an 5mm Leisten. Oder auch die bekannte Pinch Challenge, bei der mit einer Hand per Zangengriff soviel wie möglich an Gewichtscheiben hochgehoben wird.

Die im Ranking führenden Peter Würth und Benni H*. wurden kürzlich mit einem Gewicht von 33,75Kg von Sean Villanueva O`Driscoll verdrängt. Die beiden Kader Athleten Alex Megos und Chris Hanke , rangier somit auf den Plätzen 4 und 5.

*Nachtrag: Wenn an den Gerüchten glauben darf, hat Herr Hartmann hat noch einmal nachgelegt und ist aktuell alleine auf Platz 2.

indoor NorthWall – Gemeinsam Bouldern

Freunde des vertikalen Sports, die Pandemie führt zu erheblichen Einschränkungen von Trainingsmöglichkeiten. Auf der Suche nach Alternativen zu Kletter- und Boulderhallen hat die i-nowa Crew und Fritz Amann festgestellt, dass es nicht nur Griffe und Tritte sind, die zum Trainieren fehlen, sondern auch und vor allem die gegenseitige Motivation durch Freunde.

Aus diesem Grund haben sie eine im Eigenbau sehr einfach herzustellende und damit für jeden erschwingliche (Materialkosten ca. 250€) Systemwand entwickelt, die gemeinsames Bouldern auf Distanz ermöglicht. Alle Boards sind hinsichtlich Neigung (vier Einstellungen), Griffformen und Griffpositionen identisch, sodass von Benutzern definierte Boulder-Probleme mittels App mit der Community geteilt werden können.

Da uns das Training an unseren vier „Prototypen“ so viel Spaß bereitet, haben wir uns entschlossen, unsere Idee öffentlich zu machen. Je mehr Kletter*innen sich beteiligen, desto interessanter wird die Sache. Und dieses Projekt ist nicht kommerziell.

BEYOND FOCUS 1/4 – Adam Ondra

Adam Ondra Interview kletterszene

Wenn es die Olympischen Spiele nicht gäbe? Wahrscheinlich würde ich nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen. Aber die Olympischen Spiele waren zum ersten Mal überhaupt eine große Motivationsquelle. Begleitet Adam bei seiner Reise und erfahrt die Beweggründe, die ihn zu der Entscheidung geführt haben an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

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Video-Link: https://youtu.be/jmq7_TWxtQo
  • Credits Text Kletterszene.com, Max Räuber
  • Credits Fotos Hannes Huch, Fritz Amann, Ks.com Archiv/ Salewa,Jost Kobusch, Nicolas Scheidtweiler, La Sportiva,
  • Beitragsdatum 8. Dezember 2021