Testbericht La Sportiva Testarossa

La Sportiva Testarossa im Test

Hersteller / Modell:  La Sportiva Testroassa (Modell ab 2019)

Art: High-End Leistung bei hohem Komfort – der Schnürer für Fortgeschrittene Kletterer

Einsatzbereich: Sportklettern, Mehrseillängen

Highlights: sensible Schnürung für perfekte Anpassung an den Fuß, aggressiver Downturn – zum Tritte angeln in steilen Routen, hohe Präzision – perfekt bei Löchern und Mikrotritten

Preis- /  Leistung: vergleichbar mit anderen Schuhen dieser Kategorie

Der La Sportiva Testarossa gehört mittlerweile zu den bewährten Klassikern von La Sportiva. Mit der Neuauflage erhielt der Schuh nicht nur ein optisches Tuning, sondern wurde auch speziell an der Ferse überarbeitet.

Der stark vorgespannte Schuh bleibt ein ideales Werkzeug für steile Kletterei. Man kann sich im Überhang regelrecht mit dem Fuß an die Wand ziehen. Mit der neu überarbeiteten Ferse verspricht La Sportiva Vorteile beim Hooken. Der Fersenbereich ist nun gummiert, sodass man selbst Hooks in komplizierteren Winkeln problemlos bewältigen kann. Bisher war die Fersenseite noch aus Leder. Durch die steifere Vollgummierung der Ferse geht allerdings etwas das gewohnte Hookgefühl verloren, dafür wird man mit Kraftunterstützung entschädigt.

Das bewährte P3 System der Zwischensohle und die Randkonstruktion seitlich am Schuh halten die Spannung im Schuh und garantieren eine gute Kraftübertragung auf die Spitze. Allerdings dehnt sich der Schuh etwas und verliert damit auch etwas an Spannung. Die Schnürung des Schuhs bis zur Spitze macht die Passform flexibel und kann je nach Anforderung geschnürt werden. Mit dem neuen farblichen Design in Rot schließt sich der Kreis zum Namen, ein sportlicher Klassiker, jetzt neu und noch leistungsfähiger.

 

Performance

Im Detail betrachtet kann der Testarossa wie folgt für die einzelnen Anforderungen bewertet werden.

 

Performance auf Minileisten

Hier kann der La Sportiva Testarossa seinen Trumpf sehr gut ausspielen. Die starke Vorspannung in Kombination mit dem P3 System (Permanent Power Plattform) der Zwischensohle bietet optimale Kraftübertragung auf die Schuhspitze. Die patentierte Konstruktion am Rand unterstützt ebenfalls bei der Kraftübertragung und verbessert die Stabilität des Schuhs. Da sich der Schuh aber nach kurzer Zeit etwas weitet, geht auch etwas Spannung verloren und die Unterstützung ist nicht mehr ganz so optimal wie beim ersten Tragen. Sobald sich der Schuh geweitet hat, kann man zwar immer noch kleine Tritte antreten, allerdings benötigt man etwas mehr Kraft und der Schuh fühlt sich vergleichsweise weich an. Dafür hat man dann etwas bessere Reibung. Ausgestattet ist der Schuh im vorderen Fußbereich mit dem bewährten Vibram XS-Grip 2 Gummi, also ideale Haftung auf Fels und Plastik. Die 3,5 mm Sohle unterstützt beim Treten, dennoch hat man genug Gefühl, um die Tritte aktiv stehen zu können. Im steilen Gelände kann man durch die fast zum Haken geformte Schuhspitze selbst kleine Tritte angeln und sich an den Fels ziehen. Allerdings muss man bedenken, dass sich dieser Trumpf schnell in Luft auflösen könnte, sofern der Schuh zu groß gewählt wird. Also lieber anfangs schön eng wählen, da sich der Schuh noch dehnt.

 

Performance auf Reibung

Der Vibram XS- Grip 2 Gummi bietet optimale Reibung auf Fels oder Plastik und Volumes. Durch den starken Downturn kann es auf Reibungsplatten aber ungemütlich werden. Die aggressive Schuhspitze will nur ungern auf Platten gezwängt werden. Dies ändert sich aber sobald sich der Schuh etwas weitet, dann lässt sich auch eine plattige Passage problemlos meistern. Durch die guten Reibungswerte des Gummis fühlt man sich auf Reibungstritten sicher aufgehoben. Für reine Plattenkletterei wählt man aber besser einen anderen Schuh. Im Notfall lässt sich der Testarossa aber auch lockerer schnüren, so dass auch etwas längere Plattenstellen überwunden werden können.

 

Performance in Löchern

Durch die stark ausgeprägte Schuhspitze und die Vorspannung des La Sportiva Testarossa ist das Treten in Löchern ein Kinderspiel. Ohne Probleme kann man auch kleine Löcher anstehen. Die einerseits steife Schuhspitze unterstützt bei kleiner Trittfläche, lässt aber trotzdem genug Flexibilität, um sich an oder in Löcher im Fels oder Plastik zu formen. Wird die Schuhgröße zu groß gewählt, kann man Löcher zwar immer noch gut antreten, jedoch muss man deutlich mehr Kraft aufbringen.

 

Performance bei Hooks

La Sportiva verspricht mit der überarbeiteten Fersenpartie eine bessere Möglichkeit zu hooken. Auch in kompliziertem Winkel kann man nun das seitliche Fersengummi gut nutzen. Der Gummizug über die Achillessehne hilft auch dabei, dass der Schuh tatsächlich am Fuß bleibt, wenn man viel Kraft auf die Ferse aufbringen muss. So lässt sich fast jede Heelhook-Situation meistern. Allerdings fällt die gefühlt etwas geringere Reibung des rot gefärbten Gummis auf. Was an rauem Fels kaum bemerkbar ist, könnte an manchen glatteren Flächen problematischer sein. Zudem ist die Fersenpartie für größere Kraftunterstützung im Vergleich zum alten Modell deutlich steifer geworden. Zusammen mit der Fütterung macht es das Hooken zwar schmerzfrei und angenehm, allerdings geht etwas Hookgefühl verloren, wie man es mit weicheren Gummis bzw. dem alten Modell hatte. Zum Toehooken fehlt im vorderen Fußbereich der Gummi. Die Schuhform erlaubt zwar das Toehooken in den meisten Fällen recht gut, zu viel Reibung braucht man allerdings speziell an flachen Plastikgriffen oder seichten Felskanten nicht erwarten. Hookt man an Felsnasen oder spitzen Kanten, hält die Schnürung den Fuß aber trotzdem häufig an der Wand.

 

Performance in Rissen

Man kann mit dem Schuh durchaus den ein oder anderen Riss antreten. Zum reinen Rissklettern ist der Schuh aber wenig geeignet. Durch die stark aufgestellten Zehen in der Zehenbox kommt man schwer in schmale Risse. Auch fehlt die Gummierung auf der Oberseite des Schuhs, was empfindlich schmerzhaft werden kann. Andererseits ist der Schuh sehr torsionsstabil, wodurch man in breiteren Rissen mit dem Schuh gut arbeiten kann.

 

Passform

Der stark vorgespannte und asymmetrische Leisten des Schuhs verleiht dem Schuh eine starken Downturn. Die Zehenbox ist so gestaltet, dass die Zehen stark aufgestellt im Schuh sitzen. Dadurch erhält man unter anderem die gute Kraftübertragung auf die Schuhspitze. Um die Performance des Schuhs vollständig ausspielen zu können, muss der Schuh anfangs extrem eng getragen werden, da er sich noch dehnt. Der tiefe Einstieg mit der Schnürungsmöglichkeit bis ganz vorne macht das Anziehen aber sehr leicht und der Komfort bleibt erstaunlicherweise nicht auf der Strecke. Die Schnürung bis ganz nach vorne erlaubt es, den Schuh an breite und schmale Füße ohne Probleme anzupassen. Der Schuh kann außerdem individuell nach Fußform geschnürt werden, sodass er Performance und Komfort ideal vereint. Da sich der Testarossa relativ schnell etwas weitet, geht etwas Vorspannung zu Lasten der Kraftübertragung verloren, jedoch geschieht dies zugunsten des Tragekomforts.

 

Komfort

Das Velourleder/Lorica Obermaterial sowie Polyamid Polyurethan Materialmix macht den La Sportiva Testarossa flexibel und angenehm zu tragen. Im Zehenbereich und an der Ferse ist der Schuh gefüttert, sodass keine schmerzhaften Druckstellen an Nähten oder sensiblen Bereichen entstehen. Im mittleren Teil ist der Schuh ungefüttert, wodurch man im Testarossa nicht sofort schwitzt. Die Drybest Zunge macht auch eine kräftige Schnürung nicht unangenehm. Dadurch liegt der Schuh sehr angenehm am Fuß. Durch die starke Vorspannung wird aus dem Schuh trotzdem kein Wanderschuh. Für steile und extremere Routen und Boulder kann man den Schuh ohne weiteres auch über längere Zeit am Fuß behalten. Trotzdem zieht man Ihn zwischendurch auch mal wieder aus. Da sich der Schuh relativ schnell etwas weitet, geht etwas Vorspannung zu Lasten der Kraftübertragung verloren, jedoch zugunsten des Tragekomforts.

 

Haltbarkeit

Hier macht sich die gute Verarbeitungsqualität von La Sportiva sowie die hochwertig gewählten Materialien bezahlt. Abrieb und Verschleiß halten sich im Rahmen für eine gute allgemeine Haltbarkeit. Die P3 Sohle sowie die seitliche Konstruktion zur Stabilisierung halten den Schuh weitestgehend in Form. Nur die anfängliche leichte Dehnung geht zu Lasten der Vorspannung. Im weiteren Gebrauch bleibt eine andauernde Dehnung aber aus, sodass man den Schuh relativ lange im Einsatz haben kann. Wir empfehlen, den Schuh zwischen den Routen, auch während der Bouldereinheiten immer wieder auszuziehen und zwischen den Klettertagen gut austrocknen zu lassen. Für eine längere Haltbarkeit des Gummis sollte man die Sohle sauber halten. So bleiben auch Griffe und Fels länger rau.

 

Das Fazit könnt ihr bei Vertical Extrem unter Kletterschuhe im Test lesen!!

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Video-Link: https://youtu.be/R93Vq5qygBw

 

    Text: Marco Maier/ Vertical Extrem, Kletterszene Foto: La Sportiva, Vertical Extrem
  • Beitragsdatum 25. Oktober 2019