Kultiger Hatchling-Block in den Rocklands stürzt ein
„In Südafrika ist ein Felsblock umgefallen.“
Nirgendwo sonst kommen bei derartigen Meldungen vergleichbare Emotionen auf wie in der Welt der Kletternden.
Einer der markantesten Felsblöcke in den Rocklands ist vergangene Woche zusammengebrochen.
Hatchling (8A) wurde 2008 von Noah Kaufman erstbegangen. Der Boulder erhielt seinen Namen aufgrund der Form des prekär ausbalancierten Blocks, der an eine aufgesprungene Eierschale erinnert, aus der ein Küken frisch geschlüpft ist. Ursprünglich war die Linie als 8A eingestuft, der Schwierigkeitsgrad pendelte sich aber schließlich bei 7C+ ein.
Das Besondere an Hatchling ist nicht nur seine skulpturale Form und, dass es sich um einen der meistfotografierten Böcke des Gebiets handelt. Außergewöhnlich war ein Faktor, den man ihm förmlich ansah: Man konnte ihn trotz seiner Größe auf seinem Sockel hin- und her schaukeln, was auch der Erstbegeher Noah Kaufmann in seinen Abschiedsworten via Instagram „SICK!“ findet.
Es ist also davon auszugehen, dass er sich an diesem „Feature“ auch schon selbst schon erfreut hat.
Er schreibt: Er habe selbst schon darüber nachgedacht, einen Felsen unter die Struktur zu klemmen, um das Schaukeln zu verhindern, kam dann aber zu dem Schluss, dass er den folgenden Begehern dieses Erlebnis nicht nehmen wollte. Auch wenn das bedeuten könnte, dass das Risiko bestünde, dass jemand den Felsbrocken zerstört.
Umso verwunderlicher, dass er seiner Formulierung nach davon überzeugt zu sein scheint, dass hier egoistische Zerstörungswut am Werk gewesen sein müsse.
RIP an einen alten Freund – „The Hatchling“ wurde leider zerstört. Ich glaube, ich wusste, dass ihn irgendwann jemand vom Sockel stoßen würde, aber es ist trotzdem so traurig zu sehen, vor allem, weil ich Freunde habe, die ihn nächste Saison klettern wollten. Es ist ein ziemlich egoistischer Akt, der dem Hacken ähnelt, aber in gewisser Weise ist es viel schlimmer. Wie auch immer, alle Dinge sterben, und so wurde die Geschichte geschrieben.
Noah auf Instagram
Der Verlust einer schönen Kletterlinie ist traurig, keine Frage. Dennoch geht es hier, wie so häufig in den Sozialen Medien doch recht pathetisch, reichlich spekulativ und bisweilen etwas absurd zu.
Beispielsweise fiel die Frage, ob der Block wieder an seine ursprüngliche Position zurückgebracht werden könnte, falls Finanzen keine Rolle spielten. Kaufman erklärt, er habe nachgerechnet, und hält es für einen Preis von zehn bis zwanzig Millionen Dollar für möglich, es sei den Aufwand aber dann doch nicht wert.
Wenn es mit den Worten des Erstbegehers von Hatchling gesprochen „ein Teil der Magie dieses schönen Felsens war, dass man ihn schaukeln konnte“, dann ist es nun einmal zwangsläufig auch Teil der Physik dieser Konstellation, dass dieser schöne Fels irgendwann herunterfällt.
Wenn zusätzlich zu Witterung, Flora, Fauna und Alter dann noch menschgemachte Erosion dazu kommt, passiert das naheliegenderweise eher früher als später.
Mittlerweile sollen unbekannte Person zugegeben haben, dass sie den Block zu sehr ins Schaukeln gebracht haben und Noah schlägt in den Kommentaren unter seinem Post mildere Töne an:
Nach dem, was ich gehört habe, war es ein Unfall, und sie haben nur ein bisschen zu fest gerüttelt.
Noah auf Instagram
Befreit man eine Linie, ist man immer auch irgendwie der Ursprung dieser Beschleunigung, selbst wenn man dies mit den besten Absichten tut.
Ja, es ist tatsächlich sehr schade, dass man diesen außergewöhnlichen Block nicht mehr in Natura bewundern, ihn fotografieren, ihn nicht mehr beklettern kann.
Es ist aber auch äußerst erfreulich, dass es trotz des offensichtlichen und bereits dem Erstbegeher bewussten Risikos viele Male möglich gewesen ist, ihn zu beklettern.
Es liegt weder ein verunglückter Boulderer unter seinen Überresten, noch mangelt es an Erinnerungsfotos und Geschichten.
Rest in Peace, Hatchling.