Klettersteige in den Alpen [Tv Tipp]

Keine alpine Disziplin hat sich in den letzten 20 Jahren derart rasant entwickelt wie das Klettersteig-Gehen. Es gibt Steige für Kinder, felsige Hochseilgärten oder anspruchsvolle Sportklettersteige. Die Vie Ferrate sind heute ein fixer Bestandteil der Bergwelt. Wer sich ihnen mit Eigenverantwortung und einer Portion Neugier nähert, dem eröffnen die eisernen Wege faszinierende alpine Abenteuer.

Weit mehr als 700 Klettersteige gibt es in ganz Österreich. Jedes Bundesland hat zumindest einen zu bieten. Jeder dieser Steige erzeugt einzigartige Emotionen und ermöglicht auch durchschnittlich sportlichen Menschen den Zustieg in eine alpine Sphäre die bisher nur wagemutigen Kletterern und Spitzenbergsteigern vorbehalten war. Doch der Klettersteigboom hat nicht nur Befürworter. Kritische Stimmen sprechen von einer Verkabelung der Berge, die Menschen an Orte bringe, an denen sie nichts verloren hätten. Fakt ist aber auch, dass Klettersteige mittlerweile ein durchaus bedeutender Wirtschaftsfaktor sind. Sportindustrie und Tourismusgebiete verdienen an der Umwegrentabilität der versicherten Kletterrouten Millionenbeträge.

Die “Bergwelten“-Dokumentation blickt auf die Entwicklung der Klettersteige und zeigt wie welche technischen und planerischen Faktoren es beim Bau eines Klettersteigs zu beachten gilt. Mit Heli Putz und Christian Stangl begleitet sie einen österreichischen Klettersteig-Pionier und einen eher puristisch ausgerichteten Spitzenbergsteiger bei einer – nicht ungefährlichen – Winterbegehung.

1492 – Die “Erfindung“ des Klettersteigs

Der erste “Klettersteig“ entstand bereits 1492 am Mont Aiguille nahe Grenoble. Da König Karl VIII. den als unbesteigbar geltenden Berg bezwingen wollte, hämmerts und nagelts sich ein königlicher Trupp mit Leitern die senkrechten Wände empor. 350 Jahre später entstand der erste touristische Klettersteig Europas am Dachstein. Der Alpenforscher Friedrich Simony sammelte beim K&K-Hochadel Geld, um das Projekt umzusetzen und damit andere Menschen an seiner Berg-Faszination teilhaben zu lassen. An der nächsten Generation der Klettersteige klebt Blut. Die Kriegssteige der Dolomiten wurden angelegt, um Soldaten in Stellungen zu bringen oder den Nachschub zu garantieren. Heute kann man diese Teils restaurierten Steige als eine Art Freilichtmuseum begehen und so Bergsport mit historischer Bildung verbinden.

Der österreichische Klettersteig-Pionier

Heli Putz ist ein Pionier der österreichischen Klettersteige: Bereits Anfang der 1990er baute er seine ersten eigenen Steige. Als Kletterer, Bergführer und Handwerker bringt er alle Voraussetzungen mit, die es für die Umsetzung von Klettersteig-Projekten braucht. Weit mehr als 30 Routen hat er bis heute eingebohrt. Einige davon, wie der Steig am Donnerkogel am Gosaukamm, haben Kultstatus erreicht. Hier wagt Putz zusammen mit Spitzenbergsteiger Christian Stangl, der die eisen Wege durchaus ambivalent sieht, für “Bergwelten“ eine Winterbegehung. Ein nicht ungefährliches Unterfangen das nur absolute Könner wagen sollten, aber mit Bildern von außergewöhnlicher Schönheit belohnt wird.

  • Sendetermin: Bergwelten – Vie Ferrate – Klettersteige in den Alpen am Mo. 20.06.
    • in Österreich ab 20:15 Uhr
    • in Deutschland ab 21:15 Uhr auf Servus TV

  • Credits Text Sabine Kammerer/ ServusTV, Kletterszene.com
  • Credits Fotos ServusTV
  • Beitragsdatum 18. Juni 2022