klettern – Redaktionsabschied nach 30 Jahren

1995, in einer Zeit, in der noch nicht im Geringsten absehbar war, dass sich der Klettersport zum Breitensport entwickeln würde, bekam die damals immer noch überschaubare deutschsprachige Szene neuen Lesestoff. Im Sommer kam die erste Printausgabe der klettern (6/95) in die Kioske.

Von da an gab es kaum eine Region oder eine Spielart aus der Welt des Kletter- und Bergsports, über die nicht mindestens einmal unter dem Motto „hot rocks – cold ice – big walls“ berichtet worden wäre.


Es gibt sie zwei Jahre länger, als ich selbst klettere, und eine klettern vom Taschengeld zu kaufen, war etwas Besonderes und für eine Generation von Kletter*innen der Einstieg in die kletterspezifische Bildung. Wer wollte schon als Teenager zugeben, dass man null Überblick in Sachen Schwierigkeitsgrade und wenig von der Welt gesehen hat? Einfach mal schnell googeln, was denn zum Geier nun eine „Action Directe“ sei, war damals noch nicht einmal eine Utopie, und um eine zweitägige Liveübertragung einer Durchsteigung der Eiger-Nordwand zuzuschauen, saß man stundenlang gemeinsam vor dem Fernseher in einer der damals noch wenigen Kletterhallen. Die aktuelle klettern gelesen zu haben, sorgte dafür, dass man mitreden konnte, aber auch für Sehnsucht nach fernen Kletterorten und Staunen darüber, was möglich war und ist.

Heute scheint es selbstverständlich, dass unsere Sportart über ihre eigenen, professionell betriebenen Medien der Berichterstattung verfügt.
Eine sogenannte Special-Interest-Zeitschrift auf die Beine zu stellen, die über eine eigenhändig kopierte und zusammengetackerte Kleinsauflage hinausging, war damals ein mutiger Aufbruch.

Die zweite Ausgabe ließ zunächst einige Monate auf sich warten. Dafür wartete sie unter anderem mit den ersten Klettercomics von Eberhard „Erbse“ Köpf auf, bei deren Betrachtung sich wohl nahezu jeder schon einmal ertappt gefühlt hat, mindestens eines der auf den Punkt skizzierten Kletterklischees zu erfüllen.

Bis 2009 erschien die klettern zehnmal pro Jahr, im weiteren Verlauf dann achtmal bei einer verkauften Auflage von 14.110 Exemplaren. Kurzzeitig umbenannt in „klettern & BOULDERN“, kehrte das Magazin Anfang der Zwanzigerjahre wieder zurück zu seinem ursprünglichen Namen, der alle Spielarten des Sports vereint: klettern.

Nach 30 Jahren verabschieden sich nun die klettern-Gründer Volker Leuchsner (Chefredakteur) und Ralph Stöhr (Textchef) sowie Steffen Kern (Redakteur), Sarah Burmester (Art-Direktorin) und Frank Majer (Grafiker) in dieser Konstellation und übergeben die klettern in die Hände ihres ebenfalls im Verlag Motor Presse Stuttgart erscheinenden Schwestermagazins Outdoor. 

Auch wenn sie ankündigen, dem neuen Redaktionsteam noch eine ganze Weile zur Seite zu stehen, ist es dennoch das Ende einer Ära.

Ihre letzte gemeinsame Ausgabe widmet das Redaktionsteam Menschen & Meilensteinen. Unter diesem Titel findet ihr das aktuelle Magazin auch im Zeitschriftenhandel. Es finden sich darin historische Rückblicke, die bedeutendsten Kletterleistungen der vergangenen 30 Jahre, eine Hommage an 50 Jahre Rotpunktklettern und Erinnerungen an Kletter*innen, die nicht mehr bei uns sind.

Der Dank im Editorial dieser letzten Ausgabe unter ursprünglicher Führung gilt den zahlreichen Wegbegleitern der klettern, aber auch den Lesern:

Ganz besonders gilt unser Dank aber euch, den treuen Lesern und Leserinnen. Ihr habt uns immer wieder mit Feedback versorgt, mal kritisch, mal zustimmend. Euch allen wünschen wir, dass ihr auch in Zukunft mit klettern und mit dem neuen, starken Redaktionsteam stets eine schöne und sichere Zeit in Fels, Eis und Halle habt.
Wir werden euch vermissen!

  • Credits Text klettern, Hannah Rexer f. kletterszene.com
  • Credits Fotos klettern, Hannah Rexer, kletterszene.com
  • Beitragsdatum 10. Januar 2025