Jessica Pilz und Stefano Ghisolfi gewinnen den Lead Weltcup in Chamonix

Der Weltcup in Chamonix ist der einzige Bewerb im IFSC-Kalender, der sich nicht an ein Wochenende hält, sondern an den Französischen Nationalfeiertag, an dessen Vorabend jedes Jahr das Finale stattfindet. In Chamonix funktioniert das, weil das Städtchen am Fuß des Mont Blanc der Bergsteiger-Ort schlechthin ist. Der Bewerb gilt als das Highlight im Vorstieg Weltcup. Der Bewerb erfreut sich entsprechender Zuschauerzahlen, heuer waren mehrere Tausend Zuschauer vor Ort als Jessica Pilz ihren ersten Sieg im Weltcup feierte.

 

Ohne Fehler durch die Qualifikation

Schon in der Qualifikation zeigte sich Alex Megos in bester Form und kletterte beide Qualifikationsrouten bis zum Topgriff. Das gelang neben ihm nur dem Österreicher und Sieger von Villars, Jakob Schubert. Damit zogen die beiden als Führende ins Halbfinale ein. Die anspruchsvolle Route an der teils stark überhängenden Wand war nicht einfach zu knacken, und keiner der Halbfinalisten klippte den Umlenker. Mit 50+ Zügen kam Jakob Schubert dem Zielgriff am nächsten und baute damit seine Führungsposition aus. Alex Megos lag mit 45+ Zügen aber nicht weit hinter ihm, dicht gefolgt von Stefano Ghisolfi (ITA) mit einer Höhe von 43+. Max Rudigier, der in der Vorwoche in Villars noch Rang 5 erreicht hatte, machte in beiden Qualifikationsrouten weit unten Flüchtigkeitsfehler und musste sich mit dem enttäuschenden 76. Rang zufriedengeben. Georg Parma verpasste knapp die Weltcuppunkte und wurde 32. Florian Klingler wurde 90. Bei den Damen qualifizierten sich Jessica Pilz, Hannah Schubert und Julia Fiser ohne Probleme. Katharina Posch erreichte das Halbfinale als 25. Für Christine Schranz (39.) und Magdalena Röck (59.) lief es nicht wie erhofft, sie schieden in der Qualifikation aus.

 

Sebastian Halenke startet wieder durch

Nach einer ernüchternden Saison stieg Sebastian Halenke im September letzten Jahres vorzeitig aus dem Weltcup-Rennen aus und gönnte sich eine Wettkampfpause. Erst wenige Wochen vor dem ersten Leadweltcup diesen Jahres packte ihn dann erneut das Wettkampffieber und er begann, sich mit strukturiertem Training auf den Leadweltcup in Chamonix vorzubereiten. Ohne allzu große Erwartungen ging er hier an den Start, wo er vor drei Jahren erstmals in ein Leadweltcup-Finale eingezogen war. Umso zufriedener ging der 23-Jährige schließilch mit einem 14. Platz nach Hause. Damit bewies er nicht nur, dass er noch immer das Zeug zur Finalteilnahme hat. Der Erfolg verschafft ihm auch neue Motivation für die bevorstehenden Wettkämpfe.

 

Yannick Flohé kämpft sich immer weiter nach vorn

Zufrieden sein darf auch Yannick Flohé mit seiner Leistung in Chamonix. Der 18-Jährige zählt zu den größten Allround-Talenten des DAV Kletterkaders. In allen drei Disziplinen ist er gut unterwegs und feierte mit dem Sieg beim Europäischen Jugendcup Lead im Juni seinen ersten großen internationalen Erfolg. In der Leadweltcup-Serie fasst er nun ebenfalls Fuß und konnte in beiden bisher statt gefundenen Stationen ins Halbfinale einziehen. In Chamonix erreichte er Platz 15 – eine Finalteilnahme ist hier nicht mehr weit entfernt.

 

Jessica Pilz und Jakob Schubert im Halbfinale nicht zu schlagen

Im Halbfinale kletterte Jessica Pilz wie entfesselt bis fast zum Top und zog auf Zwischenrang eins ins Finale ein. Hannah Schubert schaffte den Aufstieg ebenfalls mit einer sehr kämpferischen Leistung. Ihr Bruder, Jakob Schubert, beeindruckte im Halbfinale mit einer Demonstration der Stärke. Er kletterte deutlich weiter als die Konkurrenz. Katharina Posch (20.) und Julia Fiser (22.) stürzten beide in einer schwierigen Passage, die die Hälfte aller Halbfinalistinnen stoppte.

 

Spannendes Finale vor großer Zuschauermenge

In der Finalroute bewiesen die Routenbauer erneut ein gutes Gespür für die richtige Schwierigkeit. Ausdauernd und kräftig, mit dynamischen Zügen und einer technischen Sequenz auf den letzten Metern schraubte sich die Route nach oben. Alex Megos kletterte ohne Probleme über den kräftezehrenden Überhang und erreichte die plattenartige Sequenz, die den Abschluss der Route einleitete. Bei einem Kreuzzug von zwei kleinen Leisten fehlte ihm dann aber der richtige Tritt und er brachte nicht genügend Dynamik auf, um den nächsten Griff zu erreichen. So stürzte er bei Zug 46+ nur wenige Züge vor dem Topgriff ins Seil. Jakob Schubert, der als letzter an den Start ging, kam noch zwei Züge weiter und verdängte Megos damit um eine Platzierung nach hinten. Stefano Ghisolfi war schließlich der einzige, der vor der riesigen Zuschauermenge den Topgriff der Finalroute in der Hand hielt. Mit dieser Leistung sicherte sich der Italiener seine insgesamt vierte Goldmedaille bei einem Leadweltcup.

 

Erstes Weltcup-Gold für Jessica Pilz

Nach vier dritten und sechs zweiten Plätzen kam der große Moment von Jessica Pilz ausgerechnet am Tag nach dem Rücktritt der zweifachen Ex-Weltmeisterin Anna Stöhr. Nach dem ersten Zwischenrang im Halbfinale startete sie als Letzte ins Finale. Janja Garnbret (SLO) war stark geklettert und hatte es bis zum letzten Zug geschafft, die Latte lag also hoch. Nach einem nervösen Start fand Jessica Pilz in Routenmitte zu sich und legte einen unwiderstehlichen Auftritt hin, der erst endete, als sie den Umlenker eingehängt hatte. Nachdem es oft knapp nicht geklappt hatte, war ihr erster Sieg im Weltcup letztlich ungefährdet. “

Zu Beginn der Finalroute war ich sehr nervös. Es ist immer speziell, als Letzte aus der Isozone zu kommen. Je höher ich kam, desto mehr genoss ich es. Ich wollte unbedingt zum Top. Besser kann ein erster Weltcupsieg glaube ich nicht sein: Vor diesem Publikum in Chamonix das Finale durchsteigen und gewinnen… es fühlt sich unglaublich an!„, so die 21-jährige Niederösterreicherin.

Hannah Schubert zeigte im vierten Finale ihrer Karriere eine starke Leistung und wurde Achte. Die Slowenin Janja Garnbret wurde Zweite, Kim Jain (KOR) wurde Dritte.

Ergebnisse des IFSC Lead Worldcup in Chamonix 2018

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Damen:

1 PILZ Jessica AUT
2 GARNBRET Janja SLO
3 KIM Jain KOR

4 SHIRAISHI Ashima USA
5 KOTAKE Mei JPN
6 VERHOEVEN Anak BEL
7 NOGUCHI Akiyo JPN
8 SCHUBERT Hannah AUT
9 KALAN Tjasa SLO
10 HILY Manon FRA

13 KOLLER Anne-Sophie SUI

20 POSCH Katharina AUT
21 KRAMPL Mia SLO
22 FISER Julia AUT

26 HULLIGER Michelle SUI

39 SCHRANZ Christine AUT

43 KLINGLER Petra SUI

52 CHOONG Katherine SUI
53 RENQING LaMu CHN
54 YOKOYAMA Sofya SUI

59 RÖCK Magdalena AUT

65 SPÄTE Jara SUI
67 KÜMIN Andrea SUI
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Herren:

1 GHISOLFI Stefano ITA
2 SCHUBERT Jakob AUT
3 MEGOS Alexander GER

4 SKOFIC Domen SLO
5 BOSI William GBR
6 TANAKA Shuta JPN
7 HOMMA Taisei JPN
8 LEHMANN Sascha SUI
9 KONECNY Jakub CZE
10 BAILEY Sean USA

14 HALENKE Sebastian GER
15 FLOHÉ Yannick GER

32 PARMA Georg AUT
33 VOGT Dimitri SUI

39 HOJER Jan GER

61 HANKE Christoph GER

65 TEKLES Martin GER

76 RUDIGIER Max AUT

90 KLINGLER Florian AUT
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Zwei weitere Vorstieg-Weltcups bis Ende des Monats

Mit Briançon (20.-21.7.) und Arco (27.-28.7.) warten im Juli zwei weitere Weltcup-Stationen, bevor die Österreichische Vorstieg-Elite einen guten Monat Zeit hat, sich auf das die Weltmeisterschaften in Innsbruck vorzubereiten: Am 6. September steht im Kletterzentrum Innsbruck die Qualifikation der Damen im Vorstieg an, die Herren folgen am 7. September. Die Finalrunden finden am 8. und 9. September in der Olympiaworld statt.

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Video-Link: https://youtu.be/7c2kjX1ysDM
    Text: Ben Lepesant, Thomas Bucher, Kletterszene Foto: IFSC/Eddie Fowke, Heiko Wilhelm
  • Beitragsdatum 15. Juli 2018