Jerry Moffatt packt aus

Bisher leider nur auf englisch, dennoch extrem lesenswert: Die Autobiographie von Altmeister Jerry Moffatt ist erschienen.

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In den frühen 80er-Jahren war der Brite Jerry Moffatt einer der besten, wenn nicht DER beste Sportkletterer weltweit. Nach extremen Trad-Erstbegehungen wandte er sich dem Sportklettern und Bouldern zu, und auch das aufkeimende Wettkampfklettern dominierte er eine Weile. Moffatt lebte mit Kurt Albert und Wolfgang Güllich, boulderte mit Ron Kauk und John Bachar, trainierte mit Ben Moon, kletterte mit Jean-Baptiste Tribout und den Menestrel-Brüdern. Er wiederholte schwerste Routen und fügte eigene hinzu.

Im Frühjahr erschien nun Moffatts Autobiographie „Revelations“, die er mit Niall Grimes verfasst hat. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich finde Moffatts „Offenbarungen“ sind eines der interessantesten Kletterbücher der letzten Zeit. Dabei stecken weder große Bergabenteuer noch tiefsinnige Philosophien darin. Stattdessen präsentiert uns Moffatt das Leben eines durch und durch Kletterbesessenen. Einer, der seit der Schule weiß, dass er der beste Kletterer der Welt jerrymoffatgruesstfalklandjpg1109677werden will, und alles dafür tut, dass es so kommt.

Moffatt erzählt witzig und direkt und hat so viele Geschichten und Details auf Lager, dass es nie langweilig wird. Ob es die Jahre sind, die er in Stoney Middleton in einer Baracke gelebt hat, oder der denkwürdige Trip mit Ben Moon nach Buoux, wo nach sechs Wochen die erste warme Mahlzeit (eine Suppe) auf den Tisch kommt, die erste Dusche aber immer noch auf sich warten lässt: Immer atmen Moffats Stories echten Kletter-Spirit, und auch wer die beteiligten Akteure nur vom Hörensagen kennt, bekommt hier eine einmalige Zeitreise in die Anfangsjahre des Sportkletterns serviert. Moffatts wichtigste Selbsterkenntnis ist immer wieder, dass er zu bestimmten Zeiten einfach der Beste war – dieses verblüffende Gegenteil von britischem Understatement ist schon wieder sympathisch ehrlich.

Jerry Moffatt, Niall Grimes: Revelations; Hardcover, Format 24 x 16 cm, 242 Seiten, 16 Seiten Farbtafeln; Vertebrae Publishing, 2009; englisch

  • Beitragsdatum 22. Juni 2009