Jenya Kazbekova klettert 8c, Moritz Welt bouldert 8C in Franken und Simon Lorenzi 8C+ im Tessin

Pünktlich zum Wochenende kommt noch einmal eine geballte Ladung schwerer Wiederholungen. Und mit geballt, übertreiben wir kein bisschen. Denn die Brücken-Begehung der Wide Boyz oder Molly Thompson Smith 8B Boulder haben es aus Platzmangel noch nicht einmal in die Überschrift geschafft. Ihr seht, es wurde höchste Zeit für weitere Shortnews aus der Kletterszene.

Moritz Welt bouldert 8C und 8B+ in Franken

Moritz Welt kletterszene interview

Der Winter hat langsam Einzug im Frankenjura gehalten und somit auch die kürzeren und vor allem kälteren Tage. Dementsprechend tauschen die meisten Locals wohl momentan ihr Seil gegen Bouldermatten aus. Kurz um: die Bouldersaison ist in vollem Gange. Dies scheint auch für das fränkische Nachwuchstalent Moritz Welt zu gelten. Denn nachdem zuerst der Boulder Sea of Green 8A+ als kleiner Aufwärmer der Saison genutzt wurde, ging es direkt weiter zu Gordon 8B+. Und auch Gordon hielt den durch jahrelangen Schäufele-Konsum gestärkten Fingern des Bubs nicht lange stand und fiel schon nach zwei Sessions. Damit gab sich Moritz allerdings noch nicht zufrieden, schließlich kann man Gordon ja auch noch um eine 7C+ am Start verlängern wodurch der Boulder dann auf den Namen Half-Life hört und bei ca. 8C eincheckt. Beide Boulder wurden ursprünglich von der Frankenlegende Felix Knaub erstbegangen. Und auch wenn dieser teilweise doch eine etwas andere Lösung geklettert ist (und Nein, wir meinen nicht nur den Knee-Bar) scheint sich an der Bewertung bis heute kaum etwas geändert zu haben. Mit kaum meinen wir hierbei die Tatsache, dass Felix Gordon ursprünglich sogar mit 8B bewertet hatte und dieser Grad aber nach 10 Jahren bis zur ersten Wiederholung immer wieder angezweifelt wurde. Schließlich hatten sich schon einige Frankenstarkstromer ohne Erfolg an den Boulder gewagt. Letzten Endes wurde dann der Boulder von seinem ersten Wiederholer trotz neuer Lösung (inkl. Kneepad) auf 8B+ aufgewertet. Aber zurück zu dem Nachwuchstalent Moritz Welt, denn dieser konnte sich nach nur einer Session nach der Begehung von Gordon auch noch eine Begehung von Half-Life abholen und somit seinen ersten 8C Boulder klettern.

Laut Mr. Welt kam ihm dabei besonders die Ausdauer aus der zuvorigen Routensaison gelegen. Doppelt vorteilhaft ist so eine Ausdauer allerdings wenn man dann auch gleich noch einen anderen Boulder auf der To-Do-Liste stehen hat. Mit Wrath of the Litchking 8B+ hatte Moritz da auch schon genau den richtigen Kandidaten im Kopf. Denn der Boulder ist nicht nur lang sondern Dank No-hand-Rest in der Mitte konnte Herr Welt auch noch einen weiteren Routenkletter-Skill zum Einsatz bringen: Schütteln!

Anscheinend kann der Bub sich sogar recht gut runter schütteln, denn nachdem er in seinem ersten Versuch direkt über die erste 8A+ Crux kletterte, ruhte er sich so lange aus, dass ein Abtropfen in der zweiten 8A+ Passage fast schon ein Ding der Unmöglichkeit wurde. Gut geschüttelt scheint ab und zu schon halb gewonnen zu sein (zumindest wenn man solch einen Strom hat) und somit holte sich Moritz mal so nebenbei zwischen den Begehungen von Gordon und Half-Life noch ein Top in Wrath of the Litchking (8B+). Wir würden mal sagen mit so einem Start kann die Bouldersaison ja nur gut werden.

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Video-Link: https://youtu.be/cVcFhn9ls-A

Molly Thompson Smith zwickt 8B in einer Session

Der Boulder Flip Flopera (8B) ist optisch jetzt nicht die Kingline aber wer in Fr… / im Glashaus sitzt, sollte nicht unbedingt mit Steinen werfen.

Da der Block „Bowderstone“ 45 Grad überhängt und somit fast immer trocken bleibt, kann dieser auch gut als Trainingsdestination genutzt werden. Bei den Begriffen Training und 45 Grad dürfte dann auch Molly Thompson Smith hellhörig geworden sein und hat sich das ganz mal angeschaut. Wer Mrs. Smith schon einmal bei ihrem Training in Aktion erlebt hat, wundert sich wahrscheinlich eher weniger, dass diese kurzen Prozess mit dem Boulder gemacht hat.

Schließlich dürfte der Boulder zu fast 100% Mollys Style entsprechen. Auch dass der Prozess vom Auschecken bis zum Durchstieg nur eine Session in Anspruch nahm, ist eher weniger verwunderlich. Uns hat eher verwundert, dass Molly sich anscheinend sehr schnell von ihrem Ringbandriss von vor 2 Monaten erholt zu haben scheint. Aber vor allem würden wir gerne wissen welcher Physiotherapeut die Dame behandelt hat und was man machen muss um so schnell wieder in Form zu kommen. Auf jeden Fall Respekt zu dem schnellen Comeback.

Simon Lorenzi wiederholt Off the Wagon Low (8C+)

Simon Lorenzi bouldert in Magic Wood

Off the Wagon (8B+) aka das 50-Grad-Leistenschild mit dem Heuwagen darunter dürfte wohl einer der bekanntesten Blöcke weit und breit sein. Schon in den alten Dosage Filmen versuchten Sharma und Graham das damalige Projekt. Besonders markant an dem Boulder dürfte der Stehstart des berühmt berüchtigten Wagen, gefolgt von einem weiten Zug und einem 180-Grad-Hangler sein. Besonders für damalige Verhältnisse galt ein so roher Boulder als sehr visionär. Einige Jahre gingen ins Land bis der Boulder dann dank Nalle Hukkataival eine Begehung bekam und somit Off the Wagon geboren wurde. Doch damit sollte noch nicht genug sein, denn ein tieferer Start wirkte möglich. Allerdings sollten zuerst noch weitere 6 Jahre vergehen bevor Shawn Raboutou den Boulder auf dem Wagen sitzend starten und erstbegehen und der Welt eine weitere 8C+ schenken konnte.


Ein geschichtsträchtiger Boulder also und genau diese Geschichte schien Simon Lorenzi besonders anzuziehen. Von Anfang an war Simon allerdings klar, dass der Low-Start das Ziel ist. Dementsprechend machte sich das belgische Kraftpaket direkt an dem tiefen Start zu schaffen, sobald er den Crux-Zug von Off the Wagon (also den ersten Zug vom Steh-Start) klettern konnte. Darauf folgend versuchte sich Lorenzi ganze zwei Monate erfolglos daran den Boulder zu klettern. Doch wie das mit schweren Bouldern nun einmal ist, gibt es immer ein bisschen an Micro-Beta auszufuchsen. Anscheinend auch bei dem stumpf erscheinenden Off the Wagon. Denn als die Konditionen mal wieder richtig mies waren und der Ausstieg nass, gelang Simon der Crux-Zug dank einem kleinen Detail in der Bewegung nun mit 50% der Fälle deutlich öfter als sonst. Schnell war Lorenzi klar, dass die nächste Möglichkeit den Boulder zu klettern genutzt werden musste. Also studierte er den eher deprimierend aussehenden Wetterbericht so lange bis sich endlich ein Zeitfenster von einem Tag ergab und setzte sich direkt ins Auto. Unter dem Boulder angekommen wiederholte sich das alte Drama: immer wieder fiel Simon an dem weiten Zug. Fast hatte er die Hoffnung schon aufgegeben als er beschloss eine kurze Pause einzulegen, ein paar Freunde bei einem Boulder in der Nähe zu besuchen und dann noch einen letzten Verzweiflungs-Go zu geben. Nachdem dieser Go so gar nicht Simons Vorstellungen entsprach wurde er einfach als erneutes Warmup verbucht und eine endgültig letzter Versuch gesetzt. Diesmal lief alles gut und Simon holte sich eine der raren Begehungen von Off the Wagon Low (8C+).

Wir sind ja mal gespannt wann jemand auf die Idee kommt den Wagen weg zu stellen um nicht nur wie Giuliano Cameroni im stehen vom Boden aus zu starten sondern sitzend. Denn angeblich wäre ein Start welcher noch ca. 4 weitere Züge in Off the Wagon Low rein klettert durchaus möglich. Vielleicht könnte dies ja ein weiteres Projekt für Herrn Lorenzi werden.

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Video-Link: https://youtu.be/76v9jvW56vw

Jenya Kazbekova punktet Palindrome (8c)

In Spanien schein die Sonne und die Seilsaison scheint in vollem Gange zu sein. Dementsprechend ist auch mal wieder ein Großteil der internationalen Kletterszene am Start und versucht sich in seinen Projekten. So auch die Ukrainerin Jenya Kazbekova, welche sich bis vor kurzem an der Route Palindrome (8c) zu schaffen machte. Allerdings brauchte es nicht all zu lange bis Jenya den Umlenker des spanischen Ausdauerhammers klippen konnte. Für das Powerhouse ist dies auf mehreren Ebenen ein Durchbruch, auch wenn es nicht ihre schwerste Route bis dato ist. Denn zum einen ist es ihre schwerste Route seit ihrer Verletzung im Frühjahr und zum anderen auch noch ihre schwerste Tour außerhalb ihres Heimatgebiets. Besonders Zweiteres dürfte Frau Kazbekova extra freuen. Schließlich ist es eine Sache eine Tour daheim zu projektieren, wo man unendlich viele Versuche hat und mit dem Style des Gebietes quasi aufgewachsen ist, aber es ist doch noch eine ganz andere Sache eine schwere Tour im Ausland mit limitierter Zeit zu versuchen. Wir sind mal gespannt was man die nächsten Wochen noch so von Jenya zu hören bekommt, der spanische Winter dauert ja noch eine Weile.

Die Wide Boyz klettern 750m langen Brücken Riss (8a+)

Schon im Januar diesen Jahres fingen die beiden Wide Boyz Tom Randall und Peter Withacker an, ihre Risstechnick an Brücken zu verfeinern. Fing es mit den erst kleinen DWS Brücken an, kletterten sie im Sommer schon die ersten 300 Meter langen Brückenriss. Es wäre nicht die Wide Boyz, wenn sie so eine Idee nicht ins extreme treiben würden.

Jetzt war es so weit, die beiden brauchten vier Tage und drei Nächte und schliefen in einem Portaledge, um eine Teambegehung der 750 Meter langen Brücke im Grad 7b+ bis 8a+ mit etwa 65 Seillängen nur an mobilen Sicherungspunkten zu klettern.

After a summer of training specifically for this route, we made 3 recce trips to the bridge, had one failed attempt which got us to just under halfway, and managed it on our 5th visit.

so Pete auf Instagram
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Video-Link: https://youtu.be/zJx5hPpWA3A

Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene

Route Setter Magazine vol. #4 

Pünktlich zur Halls & Walls erschien die neue Auflage des RouteSetter Magazine von Vertical Life und ist jetzt im Shop erhältlich.

In Zusammenarbeit mit hoch motivierten, internationalen Redakteuren hat des Vertical Life Team unermüdlich an der neuesten Ausgabe des RouteSetter Magazine gearbeitet. Die vierte Auflage enthält eine Reihe von Artikeln, Geschichten und Interviews, recherchiert und geschrieben von Hallen und Routsetter Branchenexperten aus aller Welt. Ein integrierter Katalog bietet einen Überblick über die besten Produkte von Herstellern und Zulieferern.

Wie verhalte ich mich draußen am Fels [Deppenlehrgang]

Weihnachten steht vor der Tür, die Massen ziehen Richtung Schweiz, in den südlicheren Teilen Europas hat die Draußenkletter-Saison schon begonnen und auch hierzulande kann bei schönem Wetter rausgegangen werden. Das ist schön und soll auch so sein.

Deswegen sei an dieser Stelle nochmal der übliche Verhaltenskodex in einem 11 Jahre alten Artikel, der aktuell nicht besser passt den je, dargelegt

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Reinhold Messner – Mein Schicksalsberg Nanga Parbat

Nanga Parbat – dieser Berg gilt unter Alpinisten als einer der anspruchsvollsten Achttausender und einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge der Erde. In seiner neuen Live-Show erzählt Reinhold Messner offen und schonungslos von seiner eigenen, schicksalhaften Expedition von 1970, die in einer Tragödie endete.

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Video-Link: https://vimeo.com/632802879
  • Credits Text Kletterszene.com
  • Credits Fotos Vertical Life, Ks.com Archiv, Moritz Welt, Molly Thompson Smith, Dylan Cardis/Martin Keller, Scarpa,
  • Beitragsdatum 27. November 2021