Janja Garnbret und Nicolai Uznik holen sich Gold

Die ersten Medaillenentscheidungen der Kletter-EM sind am Samstag gefallen: Rund 5000 kletterbegeisterte Zuschauer pushten die Athletinnen und Athleten auf dem Königsplatz, der eine grandiose Kulisse bot, zu Höchstleistungen. „München ist super. Die Menge war phänomenal“, sagte Janja Garnbret kurz nach ihrem Sieg. Hannah Meul, auf Platz 7 beste deutsche Teilnehmerin, sprach von einer Atmosphäre, die ihr Gänsehaut gemacht habe. „Vor so einem Publikum durfte ich noch nie klettern“, sagte sie. Auch Adam Ondra, der sich beim Bouldern Bronze holte, war begeistert: „Wahrscheinlich die beste Atmosphäre, in der ich je geklettert bin“, sagte er.

Lead Damen

Die „Queen“ rockte wieder einmal die Wand: Janja Garnbret dominierte erneut die Konkurrenz und holte sich in München ihr erstes EM-Gold. Sie „wanderte“ scheinbar mühelos durch den Wettkampf: Platz 1 nach der Quali, Platz 1 mit großem Vorsprung nach dem Halbfinale und Platz 1 nach dem Finale. Die Slowenin war im Finale an der 15 Meter hohen, überhängenden Wand in der von großen Volumen dominierten, kraftlastigen Tour die Einzige, die dem Topgriff sehr nahe kam. Beim Sprung zu diesem stürzte sie allerdings – und fiel bei 50+ spektakulär kopfüber. „Das war – glaube ich – der schlimmste Sturz meiner Karriere“, sagte sie später. „It was scary.“ Die Zweitplatzierte Jessica Pilz aus Österreich kletterte in der fordernden Tour bis 45+, dann war für die 25-Jährige Schluss. „Der erste Platz ist meistens ohnehin reserviert, wenn Janja dabei ist“, sagte die Weltmeisterin von 2018.

Mit der Silbermedaille bin ich sehr happy, auf der Route wäre vielleicht noch ein bisschen was drin gewesen. Aber EM-Silber, das klingt schon sehr gut.“ Die EM habe für sie eine ganz besondere Bedeutung: „Nach den Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und in meinem Fall Heim-Weltcup in Innsbruck ist es sicher das wichtigste Event.“ Bronze holte sich die Französin Manon Hily. Sie stürzte bei 41+. Für die 28-Jährige ist der dritte Platz ein riesiger Erfolg. Für die 21-jährige Hannah Meul dagegen war der siebte Platz die bislang beste Platzierung in dieser Disziplin. „Das Finale war mein Ziel und ich konnte es genießen. Ich habe bis zum Ende gefightet, aber dann ging mir die Kraft aus“, sagte sie. Viel Zeit zum Feiern blieben Hannah, Janja und Jessica allerdings nicht: Schon an diesem Sonntag folgt der Boulder-Finaltag.

Bouldern Herren

Es war knapp, sehr knapp: Das Finale der Herren blieb spannend bis zum letzten Boulder – beziehungsweise bis zum allerletzten Starter, nämlich Adam Ondra. Mit nur der Zone in diesem Boulder hätte er sich noch Gold holen können. Aber das gelang dem Tschechen nicht, was letztendlich Bronze für ihn bedeutete. „Pretty happy with 3rd place from the boulder in munic2022. Hard set of boulders again. I feel I could not have climbed any better this time…“, schrieb Adam auf Insta. Und tatsächlich waren die Boulder – wie auch bereits im Halbfinale – sehr fordernd, dort war Adam übrigens noch der einzige Starter mit zwei Tops gewesen. Im Finale boten er, Nicolai Uznik (Österreich) und Sam Avezou (Frankreich) sich dann ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der erste Boulder sah kein Top und keine Zone.

Den zweiten, der viel Balance und Körperspannung verlangte, holten sich dann alle drei – Adam buchstäblich in der letzten Sekunde. Auch den dritten toppten die drei, Nicolai sogar im Flash… er war dann auch als Erster der drei im vierten, steilen Boulder an der Reihe. Ihm gelang die extrem dynamische Passage bis zur Zone aber nicht, auch Sam als vorletzter Starter konnte den Zonengriff nicht halten. Adam hatte es also in der Hand – seine Beta sah auch vielversprechend aus, aber auch er erreichte die Zone nicht. Die Anzahl der Versuche also entschied über die Platzierung: Nicolai holte sich Gold, Sam Silber und Adam Bronze. 

Für den 22-jährigen Österreicher bedeutete das einen riesigen Erfolg – es war für ihn die erste Medaille bei den Erwachsenen. „Ich bin sprachlos, das kann ich alles noch nicht ganz fassen. Das Ziel war eine Medaille, aber das haben alle, die hier am Start sind. Es ist mit Sicherheit der größte Erfolg meiner Karriere“, jubelte Nicolai. „Eigentlich war aber nebensächlich, welche Farbe die Medaille hat. Ich hätte mich über Silber fast genauso gefreut, Gold ist aber schon richtig speziell.“ Im Finale konnten den Österreicher auch Krämpfe im linken Arm nicht aus der Bahn werfen. „Es hat am ersten Boulder begonnen, so schlimme Krämpfe hatte ich noch nie“, berichtete der frischgebackene Europameister. „Ab dann war es nur noch ein Kampf. Keine Ahnung, wie ich den zweiten Boulder geschafft habe.“

Weniger gut lief es für seinen Teamkollegen Jakob Schubert, der in München als einer der Favoriten an den Start gegangen war. Der Olympia-Bronzemedaillengewinner scheiterte im Halbfinale zweimal am Topgriff und belegte letztendlich Rang neun. Nicht optimal lief es auch bei Team Germany: Weder Yannick Flohé noch Alex Megos – beide galten als große Favoriten – schafften den Sprung ins Finale. „Das war schlecht heute, mehr gibt es nicht zu sagen“, kommentierte Yannick seinen Auftritt. Bester deutscher Starter war Christoph Schweiger auf Platz 8. 

Ergebnisse der Europameisterschaft in München

Damen Lead:

1. Janja GARNBRET  • SLO 
2. Jessica PILZ  • AUT 
3. Manon HILY  • FRA
 
4. Mia KRAMPL  • SLO 
5. Aleksandra TOTKOVA  • BUL 
6. Eliska ADAMOVSKA  • CZE 
7. Hannah MEUL  • GER 
8. Ievgeniia KAZBEKOVA  • UKR 
9. Camilla MORONI  • ITA 
10. Sandra LETTNER  • AUT 


17. Mattea PÖTZI  • AUT 

20. Julia FISER  • AUT 

23. Stasa GEJO  • SRB 
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27. Liv EGLI  • SUI 

29. Eva-maria HAMMELMÜLLER  • AUT 
29. Käthe ATKINS  • GER 

35. Andrea KUEMIN  • SUI 

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Herren Bouldern:

1. Nicolai UZNIK  • AUT 
2. Sam AVEZOU • FRA 
3. Adam ONDRA • CZE 

4. Mejdi SCHALCK  • FRA 
5. Filip SCHENK  • ITA 
6. Jernej KRUDER  • SLO 
7. Paul JENFT  • FRA 
8. Christoph SCHWEIGER 
9. Manuel CORNU  • FRA 
9. Jakob SCHUBERT  • AUT 
9. Alberto GINÉS LÓPEZ  • ESP 
12. Anze PEHARC  • SLO 
13. Yannick FLOHÉ  • GER 
14. Alexander MEGOS  • GER 
19.  Julien CLÉMENCE  • SUI 
20. Sascha LEHMANN  • SUI 
21. Max KLEESATTEL • GER 
27. Nils FAVRE  • SUI 

39. Jan-luca POSCH  • AUT 

51. Philipp MARTIN  • GER 
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Europameisterschaft Livestream Zeiten

https://youtu.be/k_lSbhPDIos
  • Credits Text Gudrun Regelein f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Philipp Guelland/ Munich 2022
  • Beitragsdatum 14. August 2022