Janja Garnbret und Tomoa Narasaki gewinnen die Boulderweltmeisterschaft 2019

Jakob Schubert fängt bei der Kletter-WM 2019 in Tokio dort an, wo er bei der Heim-WM in Innsbruck 2018 aufgehört hat. Nämlich mit einer Medaille. Der Doppelweltmeister von 2018 sichert sich heute im Boulder WM-Finale die Silbermedaille hinter dem Japaner Tomoa Narasaki und vor Yannick Flohé aus Deutschland

Nur knapp dreieinhalb Stunden Zeit blieben den Finalteilnehmern heute nach dem Halbfinale zur Regeneration für die abendliche Medaillen- entscheidung im Bouldern. Die knappe Zeit wurde mit Physiotherapie, einem kurzen Nickerchen und einem schnellen Imbiss bestmöglich genutzt. Pünktlich um 20 Uhr Ortszeit eröffnete Jakob “ Joggl“ Schubert, ein WM-Finale, das äußerst spärlich mit Top-Begehungen gesät war. Und so war es am Ende lediglich dem Japaner Tomoa Narasaki vorbehalten, bei zwei der vier Finalboulder Top zu klettern und sich nach Paris zum zweiten Mal zum Boulder-Weltmeister zu küren. Hinter Narasaki war aber das Rennen um die Medaillen extrem offen und spannend bis zum Schluss.

Jakob Schubert ließ im Finale einmal mehr seine ganze Routine und Nervenstärke zum Zug kommen und blieb trotz der fehlenden Top-Begehungen stets ruhig und fokussiert. Mit der Zonenwertung im vierten Versuch am ersten Boulder schob er sich schon einmal in der Zwischenwertung von Platz 6 auf Platz 4 nach vorne. Im zweiten Finalboulder gelang ihm dann die Zonenwertung bereits im dritten Versuch und schloss damit auf den bis dahin auf Platz 2 gelegenen Japaner Keita Dohi auf. Im dritten Boulder blieb Jakob zwar die Zonenwertung verwehrt, dies war jedoch ohne Auswirkung, da bis auf Kokori Fuji(JPN) allen anderen Finalisten das selbe Schicksal ereilte. Am letzten Finalboulder drehte Jakob, noch einmal auf legte alles in die Waagschale und sicherte sich gleich im ersten Versuch die Zonenwertung.

Da keine weiterer Finalist den letzten Boulder toppen konnte und der, bis dahin auf Platz 2 liegende Japaner Keita Dohi am letzten Boulder ohne Wertung blieb, wurde Schuberts Traum von der ersten WM-Medaille im Bouldern Wirklichkeit.

„Die Silbermedaille fühlt sich unglaublich an. Das Ziel war eine Top-Platzierung im Bouldern zu holen im Hinblick auf die Kombinationswertung. Dass es nun der Vize-Weltmeistertitel im Bouldern geworden ist, ist einfach unglaublich geil! Wenn man im Finale steht geht es nicht um Platz 4 bis 6, da geht’s um Medaillen und die wollte ich heute unbedingt. Der Fight im Finale hat sich absolut gelohnt!“ strahlte Jakob Schubert nach seiner ersten WM-Medaille im Bouldern.

 

Yannick Flohé holt Bronze!

Boulder 1 forderte gleich zu Beginn äußerst komplexe Bewegungen: Schon am Start mussten dynamisch mit den Extremitäten drei verschiedene Griffe gehalten bzw. getreten werden. Danach folgte ein Doppel-Dyno zur Zone. War man hier, begannen die Probleme erst so richtig: Abschüssige Sloper führten zu einem Untergriff, der als Top definiert war. Vier Athleten schafften die Zone, Tomoa Narasaki toppte als Einziger. Schade: Yannick Flohé war mit einer Hand am Top-Griff, konnte ihn aber nicht halten. Adam Ondra hob überhaupt nicht ab. Nach dem ersten Boulder lag Flohé auf Platz 5.

Boulder 2 war noch schwieriger: Kein Athlet toppte, Ondra hob wieder nicht ab. Jakob Schubert (AUT), Keita Dohi (JPN) und Narasaki schafften genauso wie Yannick Flohé die Zone. Nach Boulder zwei lag der Aachener auf Platz 4, drei Zonen-Versuche hinter Jakob Schubert, der zu diesem -Zeitpunkt auf Bronze-Kurs war.

Boulder 3 war ein Koordinativ anspruchsvoller Plattenboulder an riesigen Volumes. Bis auf zwei Athleten bekamen die restlichen vier Finalteilnehmer nicht die richtige Dosierung für den Sprung in den Stütz hin, um den anschließenden Pendelschwung abzufangen. Nur Kokoro erreichte die Zone in Versuch vier und zog damit an Yannick vorbei, der wieder auf Platz 5 landete. Tomoa Narasaki toppte auch diesen Boulder und sicherte sich damit bereits im vorletzten Problem den Weltmeistertitel. Ondra hob erneut nicht ab.

Der 1. Platz war somit bereits vergeben, doch Plätze 2 bis 6 noch völlig offen. Selbst Adam Ondra, bis dahin mit keiner Zone und keinem Top, konnte noch Zweiter werden – sofern er als Einziger neben Narasaki das Top erreichen würde.* Da Narasaki als Einziger überhaupt zwei von drei Zielgriffe erreichte, zählten für den Rest bis Boulder 4 nur Zonen und Zonen-Versuche.

Boulder 4 führte an großen Volumes durch eineBoulder-Semifinale der Herren, Kletter-WM 2019, Hachioji Überhang nach oben. Zwei große Dreiecke warteten nach dem Startsprung. Danach ging es horizontal ohne Tritte nach links zur Zone – dazu musste man die Volumen hooken und erreichte fast horizontal die Zone. Hatte man diese erreicht, musste man „nur“ noch in einer Völlig überspannten Position und zweimal nichts in der Hand, den Hook lösen, Hüfte nach links drehen und den Schwung mit den Füßen am nächsten Volumen abfedern. Yannick und Jakob erreichten die Zone im Flash, nach zwei weiteren Versuchen gab aber Yannick in diesem harten Finale auf. Eine kluge Entscheidung des zweit jüngsten im Finale, da bereits morgen die Lead-Quali statt findet.

Nach Yannicks Zonen Flash lag er auf Platz 3 – noch vier Athleten kamen nach ihm. Fujii schaffte zwar die Zone, benötigte aber insgesamt mehr Versuche als er – und landete hinter dem Aachener. Dohi erreichte die Zone nicht – auch er reihte sich hinter Flohé ein. Selbst Narasaki kam nicht zum Top-Griff – was aber sowieso egal war. Adam Ondra, der als Letzter in den vierten Boulder ging, konnte tatsächlich mit einem Top noch die Silber-Medaille holen – und vom aktuellen Platz 6 noch den 2. Platz in dieser Weltmeisterschaft erreichen. Doch auch im vierten Boulder erreichte er die Zone nicht – und verhalf Yannick Flohé zur Bronze-Medaille!

Bei den Damen lief es ähnlich spannend: Nach einem engen Finale mit extrem schwierigen Bouldern stehen die Gewinnerinnen der Weltmeisterschaft im Bouldern fest:

*) Im Bouldern zählt die Zahl der Tops vor der Anzahl der Zonen. Danach folgt die Anzahl der Versuche für das Top und danach die Zahl der Zonen.

 

Ergebnisse der IFSC Boulder World Championships in Hachioji 2019

[two_columns_one]Damen:
1 GARNBRET Janja SLO
2 NOGUCHI Akiyo JPN
3 COXSEY Shauna GBR

4 KAZBEKOVA Ievgeniia UKR
5 NONAKA Miho JPN
6 KURA Nanako JPN

10 KLINGLER Petra SUI

15 KOLLER Anne-Sophie SUI

17 YOKOYAMA Sofya SUI

21 HÖNIG Afra GER

27 KÜMIN Andrea SUI
..
33 PILZ Jessica AUT
35 FÄRBER Johanna AUT
35 LETTNER Sandra AUT
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[/two_columns_one][two_columns_one_last]Männer:
1 NARASAKI Tomoa JPN
2 SCHUBERT Jakob AUT
3 FLOHÉ Yannick GER
4 FUJII Kokoro JPN
5 DOHI Keita JPN
6 ONDRA Adam CZE

10 KRUDER Jernej SLO
11 HOJER Jan GER
12 CHON Jongwon KOR

25 LEHMANN Sascha SUI
25 MEGOS Alexander GER
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[/two_columns_one_last]
 
 
 
 
 
 
 
 

Vorschau – Mittwoch, 14.08.2019:

Morgen Mittwoch, 14.08. geht es ab 10.00 Uhr Ortszeit für die WM Athleten gleich mit den Qualifikationsrunden im Lead um den Einzug in das Halbfinale. Die Semifinal- und Finalrunden finden bereits Tags darauf statt. Alle Ergebnisse gibt es auf der Seite der IFSC und in unseren Nachberichten.

Do., 15. August 2019

  • 04.00 – 06.30 Uhr: Halbfinale Lead Damen und Herren (Livestream)
  • 12.00 – 13.00 Uhr: Finale Lead Damen (Livestream)
  • 13.00 – 14.00 Uhr: Finale Lead Herren (Livestream)

Sa., 17. August 2019

  • 10.30 – 11.30 Uhr: Finale Speed (erst Damen, dann Herren) (Livestream)
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    Text: Michael Schöpf/ KVÖ, Franz Günter /DAV, Kletterszene Foto: © IFSC/Daniel Gajda, © IFSC/Eddie Fowke, DAV/Jorgos Megos
  • Beitragsdatum 13. August 2019