Jakob Schubert punktet 9b in Arco, Anak Verhoeven zwei 9a’s und Shinichiro Nomura klettert 8B+/C
Es gab mal Zeiten im Klettersport, in denen gerade mal eine Handvoll Kletterer davon träumten den elften Grad klettern zu können. Und das ist noch nicht so lange her. Jetzt werden 8C Boulder am Fließband geklettert und der Grad 9b im vierten Go abgeholt wird. Dass diese Entwicklung leistungstechnisch spurlos an einem vorbei gegangen ist, damit muss man erst einmal klar kommen.
Wir wünschen euch ein schönes Wochenende und viel Spaß mit den Shortnews.
Anak Verhoeven klettert Joe Cita (9a) und Esclatamasters (9a)
Bei ihrem letzten Besuch in Oliana konnte Anak Verhoeven die Route Patxitxulo (9a/+) punkten und meinte danach, dass dieser Style des 11er-Kletterns schon sehr taugt. Trotz einer „Entzündung“ im kleinen Finger, die sie seit ihrem Aufenthalt in Griechenland immer mal wieder beschäftigt, flog Anak wieder nach Spanien und schaute sich die Route Joe Cita (9a) mal etwas genauer an. Und zwar so genau, dass sie die recht anspruchsvolle erste Hälfte von Joe Blau(8c+), mit einem Abstecher in Marroncita (8b) und nach insgesamt 128 Zügen mit dem boulderlastigen Ausstieg von La Morenita (8c+) am Stück klettern und somit als Joe Cita (9a) in ihre Tickliste eintragen konnte.
Wer glaubt, dass nur Männer 9a-Routen „abwerten“ können, der täuscht sich gewaltig. Denn Anak ließ auch ein Statement zum dem Schwierigkeitsgrad da.
About the grade: it’s not the hardest 9a, but I don’t think it needs a downgrade.
so Anak bei ihrem Instagram post.
Anak legte aber kurz darauf mit einer weiteren 9a-Route, die sie gleich zweimal an einem Tag kletterte nach. Denn bei einem Abstecher in das Gebiet Perles, hat es ihr Esclatamasters (9a) von Ramon Julian angetan. Die Route beginnt mit einer überhängenden Sintersäulen-Kletterei im Grad 8b+ und wird Richtung Umlenker immer flacher und technisch anspruchsvoller.
What a route – an overhanging traverse on tufas followed by what makes it the 9a that it is: delicate, technical climbing on a slightly overhanging piece of rock.
Da Anak bei ihrem ersten erfolgreichen Go die in manchen Kreisen viel diskutierten Kneepads verwendete, wollte sie es noch einmal wissen und stieg nach einer „kurzen“ Pause von einer Stunde ein weiteres mal, jetzt aber ohne …sagen wir mal… legalen Hilfsmitteln, ein. Was sollen wir groß drum herum schreiben, Anak hat auch bei diesem Go den Umlenker erfolgreich geklippt und meinte danach nur:
With or without pads didn’t make any difference in terms of the grade in my opinion. But the second send was definitely much more of a fight since I’d only had one hour of rest between the sends, hurrying up before it would be too dark and cold.
so Anak nach ihrer zweiten Begehung
Jakob Schubert wiederholt Erebor (9b) in Arco
Nachdem Jakob vor ein paar Wochen im Capella-Sektor in Siurana mit den schnellen Begehungen von King Capella (9b), Furia de Jabali (9a +), La Capella (9a +) und einem Flash von Jungle Speed (8c+/9a ) tabula rasa machte, hat der Österreicher nun auch am Eremo di San Paolo in der Nähe von Arco, in gewohnter Manier zugeschlagen. Mit dem Klippen des Umlenkers von Erebor (9b) gelang ihm, gefühlt im Vorbeigehen, mal schnell eine Rotpunkt-Begehung der schwerste Route Italiens. Mit „mal schnell“ und „im Vorbeigehen“ übertreiben wir keineswegs, denn für die im Januar 2021 von Stefano Ghisolfi eröffnete und von Laura Rogora und Adam Ondra wiederholte 9b-Route benötigte Jakob gerade einmal vier Versuche. Bei zweien hatte Jakob optimale Bedingungen und beim dritten, brach er einen Heelhook direkt am Umlenker aus. Kurzum hatte eine neue Beta ausgeboultert und im vierten Go hat es dann geklappt.
Such a cool route from Stefano Ghisolfi
First I had this heartbreaking moment at the very top, about to clip the chains when the good heel hook broke 🤦🏻♂️ Luckily I could find a new beta (bit harder but not changing the grade) and send the next go! 💪🏻
so Jakob nach seiner Wiederholung
Mit dieser Begehung hat Jakob Schubert einmal mehr bewiesen, dass er aktuell die Klettermaschine schlechthin ist. wir fragen uns schon seit Längerem, was passieren würde, wenn Jakob mal etwas mehr als vier Tage in ein Projekt stecken würde.
Shinichiro Nomura wiederholt Nehanna (8B+/C)
Im Land der Kirschblüten dürfte eine weitere Begehung eines 8B+/C Boulders wohl kaum aufsehen erregen, schließlich scheinen die Japaner diesen Grad schon fast nebenbei zu klettern. Wenn es aber um den Boulder Nehanna (8B+/C) geht, wird die Sache schon interessanter. Erst recht, wenn nicht nur Nehanna sondern auch Prethem (8B+) von ein und der selben Person geklettert wurden. Dies gelang kürzlich Shinichiro Nomura, welcher Prethem schon vor einigen Monaten klettern konnte und nun mit Nehanna nachlegte.
Interessant werden diese Begehungen allerdings erst durch die Tatsache, dass beide Linien an dem selben Block beheimatet sind und verbunden werden können. Klettert man dann beide Boulder am Stück entsteht die von Dai Koyamada 2017 erstbegangene Linie Nayuta 8C+, welche bis dato noch nicht wiederholt wurde. Shinichiro scheint sich zum Ziel gesetzt zuhaben eben das zu ändern und kam mit der Wiederholung von Nehanna diesem Ziel ein bedeutendes Stück näher. Von nun an heißt es für Mr. Nomura „nur noch“ dran bleiben und wir sind gespannt wie lange es dauert bis auch Nayuta (8C+) seinem Fingerstrom zum Opfer fällt.
Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene
Wird im Tessin mutwillig gechippt?
Sergei Topishko meinte nach seiner Off the Wagon Low (8C) Begehung, dass bei der Leiste, welche man beim Stehstart anspringt ein kleiner Kristall „abgebrochen“ ist und man jetzt die Finger deutlich besser aufstellen kann. Und auch Yannick bestätigte diesen fehlenden Kristall. Beide meinten zwar, dass es den Boulder nicht wirklich leichter machen würde, die Schwierigkeit ist eher die Leiste richtig zu treffen, aber es ist deutlich angenehmer die Leiste festzuhalten. Die Position von diesem Kristall war so „versteckt“ dass man stark von einer Mutwilligen Entfernung ausgehen kann. Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, ist auch bei dem Boulder Silver Surfer (8B) auf wundersame Weise ein neuer Griff entstanden. Machmal fragt man sich dann schon, wo ist denn da das Hirn?
Und weil wir gerade dabei sind, dass Fahrverbot hoch nach Cresciano, gilt immer noch und das auch für Dreamtime (8B+/C) Anwärter*innen. #vorbildfunktion
Eine Legende feiert sein Comeback
Der legendäre Petzl RocTrip feiert nach einer sieben Jährigen Pause, sein Comeback! Die älteren Hasen im Kletterszene-Business können sich vielleicht noch an den letzten sechswöchigen RocTrip im Jahre 2014, der durch fünf Länder Osteuropas ( Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Griechenland und Türkei) ging, hunderte Kletterer*innen begeisterte und für zahlreiche Erstbegehungen sorgte, erinnern. Wir sind gespannt, wo es dieses Jahr der Petzl Air Stream sein Camp aufschlagen wird und welche Athleten er im Gepäck hat. Denn die es nicht wissen sollten, beim Petzl RocTrip hat man die seltene Gelegenheit vier bis sechs Wochen mit den Stars der Szene zu klettern und zu feiern. Wir halten euch auf dem Laufenden und wenn wir mehr wissen, erfahrt ihr es hier.
Wir durften damals unseren Lieblings Fotografen zur letzten Roc Trip Station schicken und Nico hatte es trotz spontaner Abreise nicht bereut.