Jain Kim und Adam Ondra holen die Lead Weltmeisterschafts Titel, Jan Hojer gewinnt Silber in der Overall-Wertung

Drei Wochen nach der Boulder-WM in München ist am Wochenende die Weltmeisterschaft in den Disziplinen Lead und Speed sowie die Paraclimbing-WM im spanischen Gijon zu Ende gegangen. Vor rund 4.000 Zuschauer in der WM-Arena „„Palacio de Deportes“ wurden Sonntag Abend alles andere als enttäuscht und erlebten im WM-Lead-Finale der Damen und Herren Klettersport vom Feinsten und vor allem auf höchstem Niveau. Adam Ondra stellte einmal mehr seine Ausnahmestellung im Klettersport unter Beweis und holte nach seinem Bouldertitel in München nun auch den Leadtitel. Das ist vor ihm noch keinem Athleten gelungen. Mit WM-Bronze durch Magdalena Röck und Platz fünf für Jakob Schubert adam-ondra-copyright-elias-holzknechtendete die Kletter-WM 2014 für Österreich durchaus versöhnlich. Während Magdalena Röck die anvisierte Aufholjagd nach Platz Fünf im Halbfinale mit WM-Bronze hinter der beiden Topfavoritinnen Jain Kim und Mina Markovic gelang, ging der Traum von der Titelverteidigung für Jakob Schubert leider nicht in Erfüllung. Jan Hojer vom DAV Frankfurt am Main holte Silber bei der Overall-Wertung, in der die Ergebnisse aus Lead und Speed sowie die Ergebnisse vom Bouldern aus München zusammenfließen.

Die besten acht Kletterer lieferten sich im Finale einen sehr spannenden Wettkampf, wo der Traum der Titelverteidigung vom aktuell Gesamtweltcupführenden Jakob Schubert leider auch vorzeitig platzte. Schubert, der mit der Finalroute sichtlich zu kämpfen hatte, erreichte eine Höhe von 40+, was schlussendlich nur für Platz fünf reichte. Als vorletzter Starter ging Adam Ondra ins Rennen und kletterte an der 46 Züge langen Route bis zum vorletzten Griff. Nach ihm stieg nur noch der Spanier Ramòn Julian Puigblanque vor heimischem Publikum in die Wand ein. Das gut gefüllte Stadion schien den Atem anzuhalten, als er sich dem Ende der Route näherte. Schließlich fiel er genau am selben Griff wie sein tschechischer Konkurrent. Weil aber Ondra im Gegensatz zu ihm den Zug von dort in Richtung Ausstiegsgriff noch angesetzt hatte, holte sich Ondra mit der Wertung „45+“ haarscharf den Titel vor dem Spanier mit der Wertung „45“. Dritter wurde der Japaner Sachi Amma mit der Wertung „42+“.

Adam Ondra schrieb somit in Gijon EHolzknecht-140914-wm_gijon_lead_final-4316Wettkampf-Geschichte. Als erster Athlet weltweit gelang es ihm, in einem Jahr sowohl im Bouldern als auch im Vorstieg den WM-Titel zu gewinnen.

O-Ton Jakob Schubert „Ich habe im Finale das Maximale rausgeholt. In dieser Route war heute nicht mehr drin, da es nicht ganz mein Stil war. Ich wusste, dass für die Titelverteidigung bei dieser extremen Dichte in dem einen Moment alles zusammen passen muss. Das war heute nicht der Fall und darum hat es nicht gereicht. Gratulation an Adam und Ramon, die heute eine perfekte Show ablieferten!“ zollte Schubert den beiden Erstplatzierten Respekt

Boulderweltcup-Gesamtsieger Jan Hojer trat in Gijon im Lead und Speed an und durfte sich in der Gesamtwertung Hoffnung auf eine Medaille machen, nachdem er in München Bronze gewinnen konnte. Mit jeweils einem 30. Platz in den Disziplinen Lead und Speed beschloss er eine herausragende Saison und holte Silber in der Overall-Wertung. Thomas „Shorty“ Tauporn vom DAV Schwäbisch-Gmünd lieferte ebenfalls eine sehr starke Leistung ab. Nach einem zwölften Platz in München erreichte er Rang 27 im Lead und Rang 28 im Speedklettern. Das Podium in der Overall-Wertung verpasste er damit nur knapp und wurde Vierter.

Im Lead konnten sich Sebastian Halenke vom DAV Schwäbisch-Gmünd und Christoph Hanke vom DAV Ringsee einen Platz im Halbfinale ergattern. Dort war dann aber leider Endstation für die beiden. Mit Rang 16 für Sebastian Halenke und Rang 23 für Christoph Hanke ist Bundestrainer Erwin Marz aber dennoch sehr zufrieden. „Sebastian hatte sich zwar ein bisschen mehr erwartet in dieser WM, aber Platz 16 ist ein gutes Ergebnis, wir haben uns nichts vorzuwerfen“.

Hoch waren auch die gesteckten Ziele der Österreichischen Finalistin Magdalena Röck. Setzte Magdalena Röck nach Platz fünf im Halbfinale alles daran nach 2011 (WM-Bronze in Arco) ihre zweite WM- Medaille in der allgemeinen Klasse zu erobern. Dementsprechend fokussiert und konzentriert stieg auch Magdalena als fünftletzte Finalistin in die anspruchsvolle – mit Bouldersequenzen und harten Zügen gespickte – Finalroute ein. Röck fand im Gegensatz zum Halbfinale gleich ihren Kletterfluss und meisterte ein um die andere, von den Routenbauern gekonnt in Szene gesetzte, Schwierigkeit. Erst bei einer Höhe von 47+, was die klare Zwischenführung vor der Französin Janicot bedeutete, war für Magdalena Schluss. Doch Röck ́s Höhe sollte für alle weiteren Finalistinnen – mit Ausnahme von Superstar Jain Kim – die Benchmark werden. Die Halbfinalvierte Maja Vidmar  Paraclimbing Worldchampionships 2014 in Gijon / Spainsowie die Halbfinaldritte Anak Verhoeven scheiterten beide an einer Bouldersequenz kurz nach Halbzeit der Route. Damit war bereits klar, dass sich Röck vor den beiden Finaleinlagen der Topfavoritinnen Mina Markovic und Jain Kim über eine Medaille freuen durfte. Markovic meisterte ebenso wie Röck die Bouldersequenz nach Halbzeit der Route souverän und erreichte exakt die selbe Höhe (47+) wie Röck, was ihr aufgrund der besseren Halbfinalplatzierung die Zwischenführung einbrachte. Schlussendlich gab es aber mit Jain Kim aus Korea, die als einzige Athletin die Finalroute toppte, eine mehr als würdige neue Weltmeisterin und Röck sicherte sich nach 2011 zum zweiten Mal WM-Bronze.

O-Ton Magdalena Röck „Ich bin richtig happy. Die Finalroute war mit Abstand die lässigste Route der ganzen WM, richtig cool zum klettern. Ich glaube, es wäre in der Route noch mehr drin gewesen aber Jain (Anm. Jain Kim) war definitiv unschlagbar. Bronze passt super!“ war Magdalena Röck mit ihrem Finalauftritt sichtlich zufrieden.

Parallel zu den Lead und Speed Wettkämpfen fand in Gijon auch die Weltmeisterschaft im Paraclimbing statt, die aus deutscher Sicht positiv endete. „Der Routenbau war wirklich sehr gut“ resümiert Trainer Ludwig Korb. „Die Routen waren selektiv geschraubt und für die jeweiligen Beeinträchtigungen gut ausgesucht“. Günther Grausam vom DAV Passau legte einen guten Wettkampf ab und erreichte den vierten Platz. Vizeeuropameister Thomas Meier vom DAV Sulzbach-Rosenberg hatte leider Pech und durfte aufgrund eines organisatorischen Fehlers der IFSC in der ersten Qualifikationsrunde nicht starten. Nach widersprüchlichen Zeitangaben erschien Meier knapp zu spät und wurde vom Start ausgeschlossen. „Damit wurde ihm die Chance auf den Sieg genommen, das war wirklich sehr schade“, so Korb. Am Ende landete er wegen der fehlenden Punkte aus der ersten Runde auf Platz sieben. Hier zeigte sich leider einmal mehr, dass die Professionalität in der Abwicklung internationaler Paraclimbing-Wettbewerbe derzeit noch weit hinter den anderen Disziplinen liegt. Es bleibt zu hoffen, dass dies von der IFSC erkannt und für die Zukunft weiter verbessert wird – der Sport und die Athleten hätten es verdient.

IFSC Climbing World Championship (L, S) – Gijon (ESP) 2014

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Damen:

1 KIM Jain KOR
2 MARKOVIC Mina SLO
3 RÖCK Magdalena AUT

4 JANICOT Hélène FRA
5 VIDMAR Maja SLO
6 VERHOEVEN Anak BEL
7 KOBAYASHI Yuka JPN
8 DURIF Charlotte FRA
9 NOGUCHI Akiyo JPN
10 MALAMID Evgeniya RUS

13 STOTZ Rebekka SUI
14 LAVARDA Jenny ITA
15 KLINGLER Petra SUI
16 MILLER Delaney USA
17 SCHRANZ Christine AUT
18 POSCH Katharina AUT

24 BACHER Barbara AUT

35 CHOONG Katherine SUI
36 VLCKOVA Eliska CZE
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Männer:

1 ONDRA Adam CZE
2 JULIAN PUIGBLANQUE Ramón ESP
3 AMMA Sachi JPN

4 SKOFIC Domen SLO
5 SCHUBERT Jakob AUT
6 MCCOLL Sean CAN
7 DESGRANGES Romain FRA
8 SUPPER Gautier FRA
9 ROMAIN Manuel FRA
10 GHISOLFI Stefano ITA
11 MIDTBOE Magnus NOR

15 LECHNER Mario AUT
16 HALENKE Sebastian GER

23 HANKE Christoph GER
24 KÖB Lukas AUT

27 TAUPORN Thomas GER
28 SHIMATANI Naoki JPN
29 JONASMCRAE Elan CAN
30 HOJER Jan GER

34 RUDIGIER Max AUT
35 OTAKA Kaya JPN
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    Text: Kletterszene, Thomas Bucher DAV Michael Schöpf ÖWK, Foto: DAV/Elias Holzknecht
  • Beitragsdatum 16. September 2014