Instandhaltung von Wanderwegen immer größere Herausforderung für den Alpenverein

Sommer, Sonne, Hitze: Bereits vor Corona erfuhr das Bergwandern einen Boom, durch die Pandemie wurde die heimische Bergwelt für viele zur attraktiven Alternative zum Strandurlaub. Und nicht zuletzt durch die Klimakrise mit den daraus resultierenden steigenden Temperaturen zieht es immer mehr Menschen hinauf in die kühleren, alpinen Regionen. Hoch hinauf gelangt man im besten Fall zu Fuß, über Wanderwege – die allermeisten Bergbegeisterten halten ein funktionierendes Wegenetz bis auf die höchsten Gipfel für gegeben und selbstverständlich. Ist es aber nicht, wie Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie beim Österreichischen Alpenverein, betont:

Der Bergtourismus lebt von einem funktionierenden Wege- und Hüttennetz. Unsere Wegewarte kümmern sich um den Erhalt der Wege und eine intakte Wegbeschilderung. Letztendlich darum, dass die Bergbegeisterten möglichst sicher zu ihren Zielen kommen.

Rund 26.000 km Wander- und Bergwege werden von den Alpenvereinssektionen in 198 Arbeitsgebieten betreut. Es handelt sich hier um eine Fläche von rund 35.000 Quadratkilometern.

Herausforderung durch zunehmende Extremwetterereignisse

Ein derart großes Einsatzgebiet bedeutet neben viel Verantwortung eben auch viel Arbeit.

Vor allem in den Nordwest- und Südstaulagen vom Karwendel über Salzburg bis ins Oberösterreichische Alpenvorland genauso wie am Karnischen Kamm von Kärnten bis nach Osttirol, bilden sich Hotspots, wo durch vermehrte Wetterextreme auch beachtliche Schäden am Wegenetz entstehen. Manifestiert hat sich dies letzten Sommer eindrücklich durch Starkregen und Muren im Oberpinzgau und Mariazellerland, durch den Felssturz beim Bösen Tritt in Vorarlberg, durch Unwetter im Wildgerlostal und beim Zustieg zur Sillianer Hütte am Karnischen Kamm,

informiert Georg Unterberger.

Insgesamt beliefen sich die Schäden allein im letzten Jahr auf über eine Viertelmillion Euro, die aus dem Katastrophenfonds für Wege – dessen Volumen über die letzten Jahre bereits vervierfacht wurde – bezuschusst werden mussten.

Wegewartinnen und Wegewarte gesucht!

Für die Qualitätssicherung der Wege setzt der Alpenverein bereits seit einigen Jahren auf digitale Unterstützung – mit einer eigens entwickelten App ist es für die ehrenamtlichen Wegewarte nun deutlich einfacher, via Smartphone direkt im Gelände die Arbeitsprotokollierung durchzuführen, Schäden für die Beweissicherungspflicht zu dokumentieren oder im Anlassfall Wege zu sperren.

Die App zur digitalen Wegedatenbank ist sehr anwenderfreundlich, funktioniert auch offline und findet bei unseren engagierten Wegewarten bereits breite Zustimmung,

freut sich Marco Gabl, der als neuer hauptamtlicher Mitarbeiter für den Themenbereich Wege zuständig ist.

Für die Wegewarte ist das Mindestmaß an Sorgfaltspflicht, den Weg einmal pro Jahr abzugehen und zu kontrollieren. Hierfür bietet das digitale Tool eine wertvolle Unterstützung. Mit der dazugehörigen Onlineanwendung können die wertvollen Informationen aus dem Gelände weiterverarbeitet werden. Neben der exakten Verortung der Wege und aller baulichen Objekte, kann auch die Schilderbestellung damit abgewickelt werden.

Gabl betont zudem:

Das absolute Rückgrat für das Wegenetz sind unsere ehrenamtlichen Wegewartinnen und Wegewarte. Die Schäden an der alpinen Infrastruktur werden durch die Klimakrise immer mehr werden, nicht weniger. Gleichzeitig sind auch deutlich mehr Menschen im Gebirge unterwegs, die Wartung wird aufwändiger und wichtiger. Deshalb freuen wir uns über alle Helfer, die ihren Beitrag leisten und eine sinnstiftende Arbeit im Gelände ausüben wollen. Speziell engagierte Menschen, die Verantwortung für die Wege übernehmen, werden immer gesucht.

Entsprechende Schulungen werden digital und vor Ort vom Alpenverein angeboten, alle Informationen zum Ehrenamt gibt es hier.

  • Credits Text Österreichischer Alpenverein, kletterszene.com
  • Credits Fotos N. Freudenthaler / Alpenverein Simon Schöpf / Alpenverein
  • Beitragsdatum 10. Juli 2022