Haralds Berger neuster Streich, hört auf den Namen "Das Schwert des Damokles" [News]

Nachdem Peter und Harald Berger im „Supervisor“ an 3 osteuropäschen Seilschaften vorbei seilten, ging Harry ein Gedanke durch den Kopf, eine Linie die er schon seit 4 Jahren immer wieder besucht hatte, aber jedes Mal entweder zu früh oder schon zu spät dran war. Als sie aus dem Auto das Objekt der Begierde unter die Lupe nahmen, sagte Peter zu Harald: „Es wundere ihn, dass diese Linie noch nie versucht wurde“. Harald eher nicht. Denn bis Dato hat er diesen mächtigen über 30m langen, freihängenden Eiszapfen noch nie in so einem guten Zustand gesehen.

Da bei dieser Erstbegehung Eisgeräte, Seil und ne gute Unterhose von nöten waren, sind wir lieber auf dem Sofa geblieben und haben den beiden den Eisfall alleine überlassen. Aus diesem Grund dürfen sie auch selbst erzählen, wie es so war….

Samstag 5.30 Uhr Tagwache: Vorbei am Mauthaus und mit Stirnlampe und voller Eis- und Felsausrüstung zum Einstieg. Als meine Begleiter die Wasserfälle das erste mal in Echt-Ansicht zu sehen bekommen, staunten sie genau so wie ich, beim ersten mal vor 4 Jahren. Nach dem Abstieg in den Talgrund ziehen wir uns um, damit wir nicht unnötige Zeit unter dem hängenden Zapfen verbringen müssen. Nach einer heiklen Querung stehen wir nun direkt unter dem hängenden Ungetüm.

Sieht größer aus als von unten“, meint Hubi. Ich muss ihm leider Recht geben. Gut, dass wir die Bohrmaschine mit haben, dachte ich. „Aber so lange es irgendwie geht, versuchen wir es Clean. Oder!?“ „Ok“, sagte Hubi und drückte mir das scharfe Ende des Seils in die Hand.
Entgegen meiner Annahme, dass die ersten Meter nicht all zu schwer sein können, wurden wir schnell eines besseren belehrt.
Als ich mich vor lauter pump und kalten Fingern in den ersten Messerhaken setzen wollte, dieser aber mit einem leichten Ratsch meinem voll aufmagazinierten Eiskletterbody nachgab, fand ich zum Glück wieder an meinem Eisgerät halt. Schnell musste der nächst größere Haken in den Spalt.

Der erste Haken ist drin. Aller Anfang ist schwer redete ich mir ein, und ließ mich vorsichtig zu Hubi runter.
So, jetzt bin ich aufgewärmt.“ Hubi grinste nur ein wenig in seinem Friend Stand, und er wusste genau so gut wie ich, aufwärmen sieht anders aus. Voller Entschlossenheit stellte ich mich der Aufgabe über den ersten Felsaufschwung, der gut mit Sprüheis überzogen war. Nach zwei Normalhaken und zwei guten Eisschrauben stand ich mit leichten Plessuren im Gesicht, recht komfortabel 15 Meter höher rechts des riesigen schwertförmigen Eisvorhangs. Für den Stand legte ich zwei Friends in eine gute Schuppe und Hubi kam mit dem Rucksack nach.

Der vereinbarte Begehungsstil wurde von der Tatsache vereitelt, dass der freihängende Teil des Eises doch die 30Meter Marke weit überschritt und unser von unten geschätzter Ansetzpunkt des Zapfens leider nur eine kleine Berührung am Fels war, um noch einmal 15 Meter freihängend endgültig an einer komplett senkrechten Platte angeklebt zu sein.
So, schicken wir mal Hubi an die Front, dachte ich und übergab Ihm meinen Fels Hammer. Nach leicht zögerlichem klettern über zwei große Granitschuppen wurde der Fels perfekt und Hubi konnte den ersten Borhaken setzen. Relativ geschlossener Fels vorderte alles von Bohrmaschine, Frontalzacken und Hubert.

Meine Innere Aufregung, dass sich Hubi jetzt gleich auf den Monsterzapfen schwingen muß, wurde noch um einiges größer als er zu mir sagte: „so jetzt kannst du ran, und außerdem ist der Akku leer“. Ach ja genau, ich war ja der mit der großen „Erstbegehungs-Klappe“.

Nachdem wir das Equipment getauscht hatten, setzte ich mit neuem Akku noch einen Bohrhaken, bevor ich wohl oder übel in den Freihängenden Vorhang übersteigen musste. Ausgerüstet mit drei Eisschrauben und dem Gedanken nach ca.10 Meter im Eis Stand zu machen, stieg ich vorsichtig vom Fels in den freihängenden Zapfen. Das Eis war inzwischen an der Oberfläche durch die extreme Sonneneinstrahlung perfekt.
Leider wurde mein Plan vom Stand nach 10 Metern, durch das Gefühl Luft zwischen Eis und Fels zu spüren, vereitelt. „Hubi, wie viel Seil habe ich noch?“ Noch 20 Meter.
Ok. Eine Eisschraube jetzt als Zwischensicherung und dort oben in ca15 Metern, wo die nächste Säule ansetzt, kommt der Stand hin. Super neuer Plan. Super Super.

Ich klettere ganz vorsichtig entlang eines hohlen Eispanzers mit 30 Meter freihängendem Eiszapfen unter mir. Die Sonne brennt mir auf den Helm, unter diesem schwirren immer wieder die warnenden Worte von Eismeister Sepp ans Tageslicht. „Der wohl gefährlichste Wasserfall im ganzen Tal, wegen der Sonne!“ Warum frage ich auch immer andere um ihre Meinung. Ich Idiot…

Nach immer zaghafteren Schlägen stehe ich endlich 15Meter höher an meiner so herbeigesehnten Säule. Als ich immer noch die Vibrationen der Eisgeräte unter meinen Füßen spüre, wird es langsam eng in der Hose. Schlagartig muss ich an die Fotos der vergangenen Jahre denken, die ich erst jetzt richtig Interpretieren kann. Auf diesen, ist ganz klar zu erkennen… wenn das Teil abreist, dann immer genau oberhalb des zweiten Säulenansatzes. Nun kam Plan B, der bis dato noch nicht existierte. Noch eine Zwischensicherung und weiter. Plötzlich höre ich von Unten „5 Meter, dann Seil aus“.

Schräg oberhalb von mir sieht es aus als würde das Eis mit einem großen pilzförmigen Auswuchs am Felsen gut verbunden sein. Mit den letzten Metern Seil steige ich weiter bis endlich die Rettende Insel auftaucht. Unter den fächerartigen Eislammellen erkenne ich eine gute Bindung vom Eis zum Fels.

Meine beiden Eisgeräte und nur eine Eisschraube müssen als Standplatz genügen. Als Hubert zu meinem Standplatz kommt, klettert er ohne diesen zu belasten mit dem Kommentar „Was nur eine Schraube“ an mir vorbei, um endlich bessere Verhältnisse in der nächste Länge zu finden.

Das Abseilen war durch Makita (alias Bohrmaschine) relativ entspannt. Und nachdem ich mich mit Eismeister Sepp aus Gastein unterhalten habe, sind Hubi und ich zum Schluss gekommen, kein detailliertes TOPO aufzulegen, um nicht noch mehr „Eiskletterer-Unterhosen“ unnötig zu strapazieren.

Text: Harald Berger, kletterszene.com Quelle: AustriAlpin Foto: Harald Berger, AustiAlpin

  • Beitragsdatum 15. März 2013