Guido Unterwurzacher auf den Spuren von Hermann Buhl

Der „Original Buhlquergang“ an der Maukwestwand aus dem Jahre 1943, erstbegangen von Hermann Buhl, Wastl Weiß und Hans Reischl, stellte für viele Kletterer ein großes Fragezeichen dar. Wie hat das der Buhl gemacht, wie ist er da über diese plattigen, strukturlosen Wandstellen gekommen? Fragen über Fragen, ein Mythos entstand.

p1000797Die Zweitbegeher legten ihre Variante etwa sechs Meter höher, unter dem Überhang verlaufend in ausgesetzter Kletterei nach rechts, ein kühnes Unterfangen, welches heute, nach der sogenannten „Sanierung„, gemütlich machbar ist. Man braucht sich einfach von einem Bolt zum nächsten, eineinhalb Meter entfernten, Bolt hangeln. Nach Guido Unterwurzachers Meinung eine wahre Entstellung des Gesamtbildes der Route. Aber naja… [Ks.com: Wir sind der gleichen Meinung!!]

Aber am besten leset ihr selbst, was Guido Unterwurzacher über dieses Vorhaben schreibt…

Am 5.März machten sich ChristianHechei Hechenberger, Raphael Schweinberger und ich auf den Weg zur Westwand. Wir wollen das Rätsel „Buhlquergang“ lösen, zumindest versuchen wollen wirs. Ohne eine Vorstellung was auf uns zukommt, klettern wir in dreier Seilschaft nach oben. Die Kletterei ist fantastisch, und im „Woll-Woll“ bekommt man einen kleinen Geschmak davon was die Erstbegeher geleistet haben. Wahnsinn! Angekommen vor dem sagenumwobenen „Quergang“ machen sich kurz Nervosität und Zweifel breit. Sieht verdammt glatt aus. Nichts destotrotz starte ich einen ersten, zaghaften Versuch. Ich komme an einen Haken welcher 20cm aus einem Loch heraussteht. drüber ist ein weiterer, der mir einen vertrauenswürdigeren Eindruck macht. Ich verbinde die Haken und starte mittels Seilzug meinen „Quergang“ nach rechts, in die glatte, strukturlose Platte. Nach ca. 15 Metern stehe ich auf flachen, jedoch passablen Tritten und versuche einen Messerhaken in eine kleine Untergriffschuppe zu schlagen. Der Haken hält gerade mal mein Körpergewicht, an einen Sturz garnicht zu denken und die Folgen des Sturzes wären wohl auf der schmerzhaften Seite. Die Vernunft zwingt mich zurück zum Ausgangspunkt zu kehren. Plan B.

Hechei und Raphi versuchten sich an die Geschichte der Erstbegehung zu erinnern und sagen zu mir, ich solle versuchen auf den Haken, der soweit heraussteht, drauf zu steigen, denn weiter oben sieht es dann tatsächlich so aus, als ob ich einen brauchbaren Haken schlagen könnte. Gesagt, getan und siehe da der Plan geht auf.
Am Seil hängend quere ich nun nach rechts und erreiche die original Haken von Hermann Buhl. Aber ein Gedanke ging mir seit diesem Seilzugquergang nicht mehr aus dem Kopf. Ist die Länge auch „frei“ machbar?
Ich klettere bis hinaus zu den Bolts, mache Stand und Hechei und Raphi sehen dass das wohl noch nicht alles, nein sogar erst der Anfang war. Ich war zu hoch hinauf geklettert, denn die Haken gehen weietr raus nacht rechts in den steilen grauen Kaiserfels. Beim abseilen schaue ich nochmal selber nach, tatsächlich das ist die Linie der Erstbegeher. Wie ein Labyrinth zieht die Linie ausgesetzt nach rechts. Es ist kalt, wir seilen ab, sind voll zufrieden, denn jetzt wissen wir zumindest mal wie und wo es geht. Doch ich muss wiederkommen, so schnell es geht!

Hechei und ich stehen am 12. März erneut unter der grauen Mauer der Mauk. Heute wollen wirs wissen. Die ganze Woche schon beschäftigt mich die Route, immer wieder denke ich an die glatte strukturlose Platte. Vielleicht geht ja was her, ein paar kleine Griffe hab ich schon gesehn! Ich muss es probieren!
Zügig klettern wir im Überschlag die ersten 7 Seillängen hinauf, heute läufts super. Vor der Querung machen wir kurz Pause. Trinken einen Schluck, ich hänge mir das Matrial an den Gurt von dem ich glaube es zu brauchen.

Dann starte ich los, klettere den Haken an, hänge eines der Zwillingsseile ein und klettere wieder runter zu den guten Griffen. Jetzt wirds ernst. Plötzlich rutscht der Schuh und ich hänge unweit tiefer im Seil. Beim nächsten Versuch gebe ich alles und ergreife die Flucht nach vorne. Es läuft, ich kämpfe und kann mich irgendwie an der technischen Platte halten, jetzt nur nicht nervös werden. Einige herzhafte Aufsteher und Trittwechsel später, stehe ich im „Nohand“ am Stand. Das war knapp!!

Die nächste Länge ist äußerst abgefahern, eine ausgesetzte Querung nach rechts an alten Haken, gefolgt von einer würzigen Abkletterstelle, weiter gehts an kleinen Griffen, gefolgt von einer Stelle an der man einiges an Bereitschaft braucht. Die Letzten Meter sind vom feinsten aber man muss wirklich ständig dranbleiben.

Ein Griffausbruch nahe am Ende der Länge vermasselte das „onsight“ aber egal, dafür hat der alte, rostige Haken den Sturz gehalten. Zurück zum Stand! Hechei motiviert mich mit seinen Worten und im zweiten Versuch hab ich mich dann mittels „Fight“ bis zum Stand gerettet. Ein lauter Schrei der Erleichterung, Hechei kommt nach. Wir habens geschafft unsere Mission ist erfüllt, der „Original Buhlquergang“ ist wiederholt und befreit.

FÄCTS

Schwierigkeiten
9- (1. SL der orig. Querung)
8+ (2.SL der orig. Querung)
Alle nötigen Zwischenhaken sind vorhanden, wir haben vier neue Schlaghaken hinterlassen. Friends bis #3 lassen sich gut einsetzen.
Viel Spaß mit diesem Kaiser Highlight!

In diesem Sinne „Keep the Spirit alive!!!“

Guido wird von folgenden Firmen unterstützt: La Sportiva, Chillaz, Beal, Adidas Eywear, Petzl,

Text: Guido Unterwurzacher, kletterszene.com Fotos: Christian Hechenberger und Guido Unterwurzacher

  • Beitragsdatum 19. März 2011