Große Abenteuer an großen Bergen

Erstbesteigungen in Nepal, der zehnte Grad an hohen Bergen auf Madagaskar, Rückzug aus dem Schneesturm in Pakistan – es gibt sie noch, die großen Abenteuer im Bergsport. Und es gibt sie insbesondere auch unter dem Dach des Deutschen Alpenvereins. Denn der DAV hat im Rahmen seines Expeditionsförderprogramms im Jahr 2017 insgesamt sechs ambitionierte alpinistische Projekte unterstützt. Ein Rückblick.

Drei Erstbesteigungen im Westen Nepals (Mugu Distrikt) glückten dem Team rund um Christof Nettekoven. Sie bezwangen die Gipfel von Sinkala Topi (5800 m), Lek Fett (5767 m) und Pratibandhit Lek (6130 m). Den beiden Mitgliedern des DAV-Expeditionskaders Finn Koch und Benedikt Saller gelang in der peruanischen Cordillera Blanca die erste Komplettüberschreitung der Taulliraju-Berggruppe (5830 m). Sie bewältigten dabei hohe Schwierigkeitsgrade auf einer Kletterlänge von insgesamt 3000 m. In Kirgisistan haben Benno Wagner, Henry Francis, Toni Lamprecht und Paul Sass den bisher namenlosen Peak 4800 in der Aksu-Region erstbestiegen. Schwierige Kletterei auf einer Strecke von 800 m in 18 Seillängen war dabei zu bewältigen. Aber auch Misserfolge gehören an den hohen Bergen der Welt dazu: Fritz Miller, Reiner Treppte und Xari Mair wurden in Pakistan nach drei Versuchen am Ogre III von starkem Schneefall, viel Wind und extrem kalten Temperaturen zur Umkehr gezwungen.

Starke Sachsen und zwei erfolgreiche Erschließungsprojekte

Die beiden Sachsen Chris-Jan Stiller und Tobias Wolf konnten im Tsaranoro-Tal in Madagaskar ein ambitioniertes Freikletterprojekt erfolgreich abschließen: Sie haben die eindrucksvolle Neutour „Lanan’i Mpanjaka“ erstbegangen und frei durchstiegen. Dabei bewältigten sie auf einer Wandhöhe von ca. 600 m Schwierigkeiten bis in den zehnten Grad. Einem fünfköpfigen Team aus Sachsen unter der Leitung von Tino Tanneberger gelangen zwei Erstbegehungen an der zentralen Südwestwand des Pixari in Meteora, Griechenland. Sie erschlossen mit „Marvelous Marbles“ (5 Seillängen, 150m, UIAA 9+) die wohl schwerste Mehrseillängentour in Meteora. Auch die zweite Tour „Heureka!“ (7 Seillängen, 150m, UIAA 8+) zählt zu den schwierigsten Mehrseillängentouren im Gebiet.

Expeditionsförderung im Deutschen Alpenverein

Neben den viel wiederholten und oft perfekt erschlossenen Touren in den heimischen Alpen stellt für ambitionierte Alpinistinnen und Alpinisten auch das Bergsteigen und Klettern in den Bergen der Welt einen hohen Reiz dar. Alle Betätigungen, die dabei über das unschwierige Wandern bzw. Trekking hinausgehen, werden im Allgemeinen als Expeditions- oder Höhenbergsteigen bezeichnet.

Der Deutsche Alpenverein setzt sich mit seiner Expeditionsförderung dafür ein, dass weltweit alpinistisches Neuland erschlossen werden kann und schwierige Routen an den hohen Bergen der Welt wiederholt werden können. Der DAV unterstützt Expeditionen durch Beratung, ein Expeditionsarchiv, Ausbildung (z.B. Fachübungsleiterprogramm und DAV Summit Club), Versicherungsvermittlung und finanzielle Förderung. Seit 2012 können auch ambitionierte, alpine Felskletterprojekte gefördert werden.

Darüber hinaus gibt es seit dem Jahr 2000 den DAV-Expeditionskader. Im Expeditionskader werden junge Alpinistinnen und Alpinisten ausgebildet und gezielt auf Expeditionen vorbereitet. Es sind immer zwei Kader zeitversetzt im Einsatz: ein Frauenkader und ein Männerkader. Sechs Frauen befinden sich gerade in der Ausbildung bei Trainer Dörte Pietron und werden 2019 auf Abschlussexpedition gehen; der aktuelle Kader der Männer (fünf Personen rund um Trainer Michael Wärthl) besteht seit 2016 und fährt 2018 auf die abschließende Expedition.

    Text: Deutscher Alpenverein Foto: DAV/Dörte Pietron, DAV/Silvan Metz,  Tobi Wolf
  • Beitragsdatum 22. Januar 2018