Frühwinterliche Verhältnisse im Hochgebirge [Sicherheitstipps]

Auch wenn wir uns kalendarisch noch im Sommer befinden, brachte ein früher Kälteeinbruch in den Bergen bereits den Winter herbei. Die Schneebedeckung und die kalten Temperaturen, gestallten Bergtouren über 2.000 Metern derzeit etwas anspruchsvoller wie gewohnt und erfordern eine überlegte und angepasste Tourenplanung. Der Alpenverein gibt Sicherheitstipps nach dem ersten Wintereinbruch der Saison.

Nach einem heißen und trockenen Sommer klopft der Winter ungewöhnlich früh an: In den Ostalpen fielen über das Wochenende verbreitet teils beachtliche Neuschneemengen auf den höheren Bergen. Südseitig wird der Schnee wohl wieder wegschmelzen, weil der Boden noch warm ist. Nordseitig ab 2.500 Metern kann der Schnee aber durchaus bis zum Winter liegen bleiben.

weiß Gerhard Mössmer, Bergsportexperte vom Österreichischen Alpenverein.

Wintereinbruch: Aktuelle Bedingungen beachten

Der Schnee und die kühlen Temperaturen ändern im Gebirge vieles:

Durch die Vereisung von Steigen kann aus einfachem Gehgelände schnell eine technisch schwierige Passage werden, zum Beispiel auf abschüssigen Platten,

informiert Gerhard Mössmer.

Auch wird die Wegfindung anspruchsvoller, weil die Wege und Markierungen weniger gut sichtbar sind. An den ersten ein, zwei Tagen nach dem Durchzug der Kaltfront kann es bei Steigen entlang von Felswänden zudem zu Eisschlag durch Eiszapfen kommen.

Essentiell für alle, die in den kommenden Tagen dennoch in die Berge wollen, ist eine durchdachte Tourenplanung: Südseitige Wanderungen im Mittelgebirge und talnahe Klettersteige bieten sich derzeit an. Auch gilt es, die rapide kürzer werdenden Tage zu bedenken und die Länge der Tour entsprechend anzupassen. Essentiell zu beachten ist die Exposition der Tour oder des Klettersteiges: Während es südseitig bereits wieder schnell aper werden kann, liegt nordseitig oft noch lange Schnee.

Dies wird besonders bei mehrtägigen Wanderungen und Überschreitungen zum Thema. Hier kann es eventuell sinnvoll sein, heikle Passagen zu umgehen, indem ich – wenn möglich – ins Tal absteige und das Stück mit den Öffis umgehe,

so Gerhard Mössmer.

Generell ist es sinnvoll, vor der geplanten Tour möglichst viele Informationen über die aktuellen Bedingungen einzuholen, etwa durch einen Blick auf die Webcams, Recherche im Internet oder einem Anruf auf der nahen Hütte.

Hütten teils schon früher geschlossen

Wegen dem frühen Wintereinbruch haben einige Alpenvereinshütten auch bereits früher als geplant ihre Saison beendet, zum Beispiel die Oberwalderhütte und die Steinseehütte. Hier ist es essentiell, vor einem geplanten Hüttenbesuch nochmals auf der Website der Hütte bzw. telefonisch nachzufragen, ob die Hütte noch bewirtschaftet wird. Selbiges gilt für Bergbahnen. An Ausrüstung empfiehlt der Alpenverein hohes, festes Schuhwerk sowie Handschuhe und warme Kleidung.

Kritisch werden kann es derzeit potentiell auch bei Hochtouren, da die Spalten nach einem warmen Sommer derzeit weit offen sind und nun mit einer dünnen, nicht tragenden Schneeschicht überdeckt wurden, was zu einer erhöhten Spaltensturzgefahr führt.

Tourenplanung leicht gemacht!

Oft ist es nicht einfach, die passende Tour zu den aktuellen Verhältnissen am Berg auszuwählen. Um eine selbstständige Touren-Auswahl für verschiedene Bergaktivitäten zu erleichtern, können Berg-Begeisterte die Plattform www.alpenvereinaktiv.com und die dazugehörige App des Österreichischen Alpenvereins nutzen. Dort finden sich auch aktuelle Bedingungen aus dem Hochgebirge.

  • Credits Text Anna Praxmarer / ÖAV, kletterszene.com
  • Credits Fotos Gebhard Bendler / Alpenverein, Gerhard Mössmer / Alpenverein, imon Schöpf / Alpenverein
  • Beitragsdatum 21. September 2022