Deutsche Meisterschaft Speed 2020 in der Europa Passage Hamburg

Franziska Ritter und Sebastian Lucke gewinnen die Deutsche Speed Meisterschaft 2020

Es war eine ganz besondere Deutsche Meisterschaft Speed: Die neuen Anti-Corona-Maßnahmen, die ab 2. November in ganz Deutschland gelten sollten, warfen bereits ihre Schatten voraus. Der DAV als Veranstalter und die Europa Passage sowie Faktor3Sport als Ausrichter arbeiteten im Vorfeld unermüdlich, um ein strenges Hygienekonzept auf die Beine zu stellen. Denn eines war von vornherein klar: Die Sicherheit aller Beteiligten musste an erster Stelle stehen. Das strenge und umfangreiche Konzept wurde von den Behörden honoriert – sie erteilten die Genehmigung.

Wie minutiös der neue Ablauf geplant war, zeigt sich an folgendem Beispiel: Sobald die Teilnehmer nach einem Lauf wieder am Boden waren, mussten sie zuerst ihre Maske aus einer speziellen Tüte nehmen, die Gesichtsbedeckung dann aufsetzen und die Hände von Gurt und Seil nehmen. Erst dann traten die Helferinnen und Helfer vor die Wettkämpfer und Wettkämpferinnen und übernahmen das unter Spannung stehende Sicherungsseil.

Damen-Quali: Sandra Hopfensitz läuft neuen Rekord!

Bei den Damen waren die schnellsten Frauen Deutschlands am Start:

  • Nuria Brockfeld hält aktuell den Rekord
  • Franziska Ritter gewann 2019 den Titel
  • Alma Bestvater gilt als stärkste Allrounderin und stellte mehrmals den Rekord ein
  • Sandra Hopfensitz lief schon mehrmals auf die vordersten Plätze

Bei der Qualifikation zeigten die Favoritinnen ihr Können und belegten am Ende Platz 1-4. Sandra Hopfensitz holte sich überraschend den Quali-„Sieg“: Sie lief die 15 Meter hohe Wand in 8.225 Sekunden nach oben. Neuer Deutscher Rekord! Auch Alma Bestvater zeigte sich nach ihrer langen Verletzungspause zufrieden: „Ich wollte eine 8er-Zeit laufen.“ Mit 8.964 hat sie dieses Ziel erreicht. Daneben schaffte es auch Afra Hönig in das Viertel-Finale. Hönig startet wie Bestvater am 20. November bei der EM in Moskau. Dort wird das letzte Olympia-Ticket für die Frauen vergeben.

Außerdem im Viertelfinale: Julia Koch,  Manon Stenzel und Ronja Funk. Das Achtelfinale wurde aufgrund der geringen Teilnehmerinnenzahl nicht ausgetragen.

Herren-Quali: keine Überraschungen bei den Favoriten

Auch bei den Herren gingen drei der schnellsten Deutschen an den Start: Sebastian Lucke , Linus Bader und Thorben Perry Bloem. Titelverteidiger Jan Hojer war nicht angereist, ebenso wie der Newcomer Ludwig Breu. Dafür empfahl sich Leander Carmanns mit einer Quali-Bestzeit von 7.190 Sekunden. Er landete nach den Qualifikationsläufen auf Platz drei.

Damen-Finale: Ritter gewinnt erneut!

Aufgrund der geringen Teilnehmerinnenzahlen ging es nach der Quali gleich mit dem Viertelfinale weiter: Alle vier Favoritinnen gewannen ihre Rennen, allerdings nicht immer ganz reibungslos: Hopfensitz zeigte in ihrem Duell Nerven und siegte nur knapp. Auch Brockfeld verhaspelte sich ein Mal, gewann aber souveräner. Alma Bestvater gab als Devise nach der Quali aus: „jetzt wird eskaliert“, und „eskalierte“ dann auch – zumindest etwas: stetig verbesserte sie ihre Zeit, am Ende stellte sie sogar einen neue persönliche Bestzeit auf. Franziska Ritter hatte vielleicht das schwerste Los: Sie musste gegen Afra Hönig antreten, behielt aber die Fassung und schlug als erste den Buzzer.

Halbfinale: Die vier schnellsten Damen treffen aufeinander

Im Halbfinale trafen dann auch die vier schnellsten Frauen aufeinander: Hopfensitz gegen Bestvater und Brockfeld gegen Ritter. Wer würde in die letzte Runde einziehen? Sandra Hopfensitz lieferte sich gegen Alma Bestvater ein hartes Rennen und gewann mit drei Zehntel Vorsprung. Das Duell Brockfeld gegen Ritter sollte eigentlich die Krönung des Tages werden, die zwei schnellsten Frauen Deutschlands im direkten Vergleich. Doch leider kam es nicht soweit: Nuria Brockfeld legte unglücklich einen Fehlstart hin.

Kleines Finale: Neuer Rekord!

Dass die erst 16-jährige Nuria trotzdem mit einem lachenden Auge aus diesem Wettkampf herausgehen kann, liegt an ihrer Zeit im kleinen Finale: Mit 8.183 Sekunden holte sie sich den Deutschen Rekord zurück. Dafür, dass sie erst seit dieser Saison bei den Seniorinnen an den Start gehen darf, ist das eine erstklassige Leistung. Wir werden in Zukunft noch mehr von ihr berichten dürfen. Bestvater lieferte ebenfalls einen sehr guten Run ab und stellte einen neuen persönlichen Rekord auf.

Finale: Hopfensitz gegen Ritter

Speed klettern DM Hamburg

Dem Wettkampf-Fan kam diese Paarung wohl bekannt vor: Bereits bei der letzten DM Speed hieß das Final-Duell so. Damals entschied Ritter das Rennen für sich! Und heute? Sandra Hopfensitz stolperte bereits zu Beginn und konnte ihren Rückstand nicht mehr aufholen. Erneut gewann damit die 17-jährige Franziska Ritter und verteidigte so ihren Titel. „Ich hätte mir zwar von mir ein paar anständigere Läufe gewünscht, aber insgesamt lief es super“, urteilte die Gewinnerin am Ende.

Herren-Finale: Lucke holt sich diesmal den Sieg!

Bei den Herren zeigten die vier Favoriten weniger Nerven. Runde um Runde gewannen sie ihre Races, bis im Halbfinale schließlich Sebastian Lucke gegen Linus Bader antreten musste und Thorben Perry Bloem gegen Leander Carmanns.

Halbfinale: Kopf-an-Kopf-Rennen

Lucke und Bader ließen sich vom jeweils anderen nicht verunsichern, am Ende gewann Lucke mit einer Zeit von 6.455 – nur ein Zehntel vor Bader. Thorben Perry Bloem stolperte in seinem Lauf früh und überließ Carmanns mit einer tollen Zeit von 7.088 Sekunden den Einzug ins Finale.

Kleines Finale: Mit Stolpern zum Ziel

Die Paarung des kleinen Finales hieß dann auch Bader gegen Bloem. Zwar stolperten beide auf dem Weg zum Anschlagspunkt, doch Bloem kam mit einer Zeit von 7.188 Sekunden besser durch. Er schnappt sich Platz drei.

Finale: fünf Zehntel entschieden

Bereits letztes Jahr stand Sebastian Lucke im Finale. Damals stürzte er unglücklich und überließ Jan Hojer die Gold-Medaille. Und diesmal? Im wichtigsten Lauf des Abends behielt er die Nerven und stürmte nach oben. Doch auch sein Kontrahent zeigte keine Schwächen. Am Ende wurde es knapp, nur fünf Zehntel entschieden. Mit 6.535 Sekunden gewann der 18-jährige Sebastian Lucke vom DAV Konstanz. Leander Carmanns lief mit 7.027 Sekunden die beste Zeit seines Tages. 

„Heute lief es echt optimal. Die Location hier ist der Wahnsinn, nur Schade, dass kein Publikum dabei war.“

so Sebastian Lucke

Ergebnisse der Deutschen Speed Meisterschaft 2020

Damen:

  1.           RITTER Franziska         
  2.           HOPFENSITZ   Sandra
  3.          BROCKFELD    Nuria    
  4.           BESTVATER     Alma     
  5.           KOCH  Julia     
  6.           HÖNIG Afra     
  7.           STENZEL     
  8.           FUNK   Ronja  
  9.           WOLF  Anna-Lena      
  10.         HOFFMANN    Zoé …weiterlesen

Herren:

  1.           LUCKE  Sebastian         
  2.           CARMANNS  Leander         
  3.           BLOEM Thorben Perry            
  4.           BADER Linus   
  5.           ZEDLER    Dorian
  6.           STEINER  Levid   
  7.           VON BOTHMER   Till       
  8.           SCHÖNHERR   Albert  
  9.           PFEIFFER         Ben      
  10.          KOLB   Simon …weiterlesen

Statement Bundestrainer Urs Stöcker

Es war eine richtig gut inszenierter Wettkampf in einer tollen Location – schade nur, dass kein Publikum dabei war. Die Herren gefielen mir sehr gut, so viele Zeiten unter sieben Sekunden gab es noch bei keiner Deutschen Meisterschaft. Auch bei den Damen war die Dichte an 8er-Zeiten sehr hoch. Da sieht man, wo die Reise im Speed hingeht. Ich denke, in absehbarer Zeit werden wir auch auf internationaler Ebene mithalten können. Ich war sehr begeistert von Sebastian Lucke und seiner Konstanz, das war bisher seine größte Schwäche. Auch Afra Hönig und Alma Bestvater konnten mit guten Zeichen ein Zeichen Richtung Europameisterschaft setzen.

Urs Stöcker ist einer von drei DAV-Bundestrainern.
https://youtu.be/Ssov6koJqPE
  • Credits Fotos DAV/René Oberkirch
  • Franz Güntner / Deutscher Alpenverein e.V., Kletterszene
  • Beitragsdatum 2. November 2020