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Franken, seine Kleinkriege und eine veraltete Doppelmoral aka Tradition [Kommentar]

Unser Praktikant ist (trotz Corona) mal wieder im Urlaub und wurde mehrfach mit der Frage konfrontiert, was denn eigentlich gerade bei seinem Erstwohnsitz, dem schönen Frankenjura, so abgeht. Schließlich hört man zur Zeit wilde Geschichten. Hierzu soll dieser Text einen kleinen Überblick verschaffen.

Neid, (Klein-) Kriege und Hass gehören schon seit längerem zur „Tradition“ der alten Hasen im Frankenjura. Es geht um Themen wie geklaute Projekte, gechippte Griffe (besonders schlimm wenn einem ein Projekt geschenkt wurde) oder das „Wegschnappen der Frau“. 


Fakt ist: Die alten Hasen wachen über das Frankenjura und achten darauf, dass die bzw. ihre Regeln eingehalten werden. Als Druckmittel wurde hier bislang gerne das Zerstören von Projekten anderer genutzt. Oder die ein oder andere Drohung in Form von Galgenschlingen, welche über einem Projekt platziert werden. Diese Methoden an sich wirken schon alles andere als Zeitgemäß und so ’ne Galgenschlinge grenzt schon an eine Morddrohung (wo der Spaß eigentlich endgültig aufhören sollte). Allerdings liegt das größte Problem der ganzen Streit-Situation darin, dass Regeln von Einzelpersonen geschaffen und zum eigenen Wohl ausgelegt werden. Praktischerweise wird der Vandale bei so Aktionen wie dem Ausschlagen von Griffen oder Abflexen von Haken so gut wie nie erwischt, wodurch eine genaue Schuldzuweisung quasi nicht möglich ist. Das ist selbst dann noch der Fall, wenn die Aktion klar als Botschaft gemeint war. Somit kann der selbsternannte „König“ in Ruhe weiter sein Ding durchziehen und alle anderen als moralisch verwerflich darstellen. Da wird dann auch gerne mal von der neuen Generation verlangt klare Kante zu zeigen, doch wehe das tritt dann auch ein und richtet sich gegen den „König“. 

Natürlich ist keiner von uns ein Heiliger, weder die neue Generation noch die alten Hasen. Jedoch kann es nicht sein, dass Regeln von denen erschaffen und durchgesetzt werden, die am wenigsten Skrupel haben. Denn auch wenn die neue Generation keine Griffe oder Haken abschlagen möchte und generell weniger Bock auf Krieg hat, so sollte sie doch auch ein Mitspracherecht haben dürfen was die Moral, die Ethik und die Entwicklung im allgemeinen Im Frankenjura angeht. Denn sowohl Moral als auch Ethik verändern sich mit der Gesellschaft und da unser geliebter Klettersport sich weltweit weiterentwickelt, sollte man sich vielleicht auch mal überlegen, ob es Sinn mach seine Ethik weiter zu verteidigen, wenn diese doch schon lange nicht mehr Zeitgemäß ist. 

Noch schlimmer ist es dann, wenn man sich nicht an eigentlich grundsätzliche Kletterethiken hält, weil man selbst der Meinung ist, dass diese für einen selbst (den „König“) nicht gelten. Hierbei ist heutzutage besonders das Chippen von Griffen ein großes Problem im Franken. Und auch wenn dann einmal die Erlaubnis für einen tieferen Start an einem bestehenden Boulder als Projekt gegeben wird, kann es sein, dass ein Jahr nach dem dieser Low-Start dann erstbegangen wurde, plötzlich jemand doch etwas dagegen hat und seine Original-Linie schützen will, indem einfach mal schnell die Griffe vom Low-Start raus gehauen werden. Frei nach dem Motto: „Regeln sind zum brechen da„, zumindest solange man die Regeln selbst verteidigt.

Dies trifft auch zu wenn einfach mal so Haken aus einer Wand verschwinden nur weil ein kleiner Kreis glaubt, dass die Neu-Tour zu nahe an einem „international anerkanntem Klassiker“ ist. Wer entscheidet so etwas und wer hat das Recht Anspruch auf einen Felsen zu erheben ohne der Besitzer des Grundstückes zu sein?

Wir hätten da eine Antwort oder wie Pippi Langstrumpf gerne zu sagen pflegt:

„Ich mach mir die Welt wiedewiede wie sie mir gefällt“.


Vielleicht braucht es langsam einmal eine Rebellion im Franken, doch diesmal ohne Griffe auszuschlagen und ohne Galgenschlingen, sondern mit dem Ansprechen von Problemen in der Öffentlichkeit über soziale Medien.

 Denn das Rausflexen von Haken an eigentlich eigenständigen Linien oder das Abschlagen von Griffen, nur weil es einem nicht in den Kram passt, sind absolute No-Gos.  Von veralteten Praktiken wie Chippen oder seltsamen Projekt-Status Regeln mal ganz zu schweigen. 

Unser Sport ist so schön, lasst ihn uns doch miteinander genießen statt gegeneinander Krieg zu führen.  Dann hat man auch mehr Zeit für’s Klettern und Training und die Projekte gehen dann auch sicher schneller.

Und eines wollen wir hier noch klarstellen:
Die neue Generation hat größten Respekt vor der sportlichen Leistung der alten Hasen. Sie haben uns den Weg geebnet auf dem die heutigen Leistungen aufbauen. Aber manchmal muss man eben diese sportlichen Leistungen von der Ethik trennen denn sie bevollmächtigen niemanden dazu zu tun und zu lassen was man will. 

(Namen wurden gezielt keine genannt, da der Nachweis von solchen Aktionen wie dem Abflexen von Haken oder Abschlagen von Griffen, wie zuvor erwähnt, ja kaum nachweisbar ist).

    Text: Kletterszene

    Foto: Kletterszene, thommas68/Pixabay

     

  • Beitragsdatum 13. Oktober 2020