Die Krux mit den Klettersteigsets

Früher war das Ziel einen Berggipfel zu erklimmen, heute sind Klettersteige adrenalinauslösender Zeitvertreib. Immer mehr Leute gehen Klettersteige – viele im Urlaub mit geliehenen Sets. Der Verleihbetrieb ist eine relativ junge Entwicklung und stellt die Klettersteigset-Entwickler vor neue Rahmenbedingungen, der gültige Industriestandard für Klettersteigsets scheint überholt. Aus diesem Grund hat die Sicherheitsforschung des DAV mit der TÜV Süd GmbH im August 2012 ein Prüfverfahren für Langzeitbelastung von elastischen Klettersteigsets entwickelt.

Dort werden die elastischen Arme auf einem Prüfstand 50.000-mal ge- und wieder entspannt. Eine Abfolge von Spannen und Entspannen stellt einen sog. Zyklus dar. Nach den 50.000 Zyklen muss das Klettersteigset dann immer noch die dynamische Prüfung in der Zugprüfmaschine bestehen. Um den Sinn des Test verständlich zu machen, hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

Ein Klettersteig ist im Durchschnitt ca. 400 m lang. Beim Besteigen wird das Set ca. 300 Mal gespannt und wieder entspannt, erfährt also 300 Belastungszyklen pro Nutzung.

  • Ein Hobby-Klettersteiggeher, der pro Jahr 5 Klettersteige geht, belastet das Set also mit etwa 1.500 Zyklen.
  • Bei einem ambitionierten Klettersteig-Geher, der 15 Klettersteige pro Jahr absolviert, kommen ca. 4.500 Belastungszyklen auf sein Set.
  • Ein Verleihset, das innerhalb eines Jahres 75 Mal verliehen wird, kommt am Ende der Saison auf 22.500 Belastungen.

Ein Set, dass im Verleih genutzt wird, sollte in diesem Beispiel nach spätestens 2 Jahren (entspricht 150 Klettersteigen und 45.000 Zyklen) ausgetauscht werden. Bei optimaler Wartung und Lagerung kann von einer Lebensdauer von max. 50.000 Zyklen ausgegangen werden. Diese kann sich bei unsachgemäßer Nutzung und Lagerung jedoch deutlich verringern! Der Verleihbetrieb ist nicht reglementiert, es gibt kein Hoheitsrecht für Bergschulen.

Auch Restaurants, Bergbahnen und Modegeschäfte gehören zu den Verleihern. Klettersteigsets gehören zur Produktkategorie der „Persönlichen Schutzausrüstung“ (PSA). Für derartige Ausrüstungsgegenstände muss der fachgerechte Umgang und die regelmäßige Kontrolle der Funktion gewährleistet werden, d.h. tägliche Kontrolle und Dokumentation durch entsprechend geschulte Personen.  

Für Sicherheit – auch in Zukunft

Unsere Produkte werden unter Einhaltung aller gesetzlich vorgeschriebenen Normen entwickelt, zertifiziert, hergestellt und ausgeliefert. Um die Sicherheit unsere Kunden zu gewährleisten ist der Rückruf der sieben Modelle nach wie vor unumgänglich. EDELRID kann keine Differenzierung zwischen Privat- und Verleihsets machen.

 

Weitere Stellungnahmen:

  • Und eine Übersicht aller Rückrufaktionen bekommt ihr HIER

Text: Edelrid Deutschland, kletterszene.com

  • Beitragsdatum 30. September 2012