Die Geschichte vom Green Climbers Home in Laos [Teil 1]

Ein Klettercamp, direkt vor den Felsen. Kleine Bungalows, ein chilliges Restaurant. Ein Ort, wo sich Kletterer, ob Anfänger oder Könner, aus der ganzen Welt treffen und ein paar entspannte Tage verbringen können. Außerdem könnte man den Sommer immer in Deutschland verbringen. Während der zum Beispiel laotischen Regenzeit kann man hier dann sowieso nichts tun, da ist Land unter. Super Idee…bloss wo fängt man an und wie setzt man das um? Beim bloßen Grübeln, was das alles nach sich zieht, wird es den meisten schon ganz schwindelig und die Idee bleibt eine Idee. Aber nicht bei Uli und Tanja!

Die beiden erzählten bei einem Kaffe ein bisserl aus dem Nähkästchen und wie sie auf die Idee gekommen sind in Laos ein Klettercamp aufzumachen.

Wir wußten, dass das Gebiet von Volker und Isabelle Schöffel mit einer Truppe von 17 Leuten erschlossen wurde. Unter anderem war auch Kurt Albert unter der Gruppe der Erschliesser. Wir wandten uns also an Volker, um herauszufinden, ob es überhaupt möglich wäre, hier so etwas aufzubauen. Er hat uns geraten, dass wir uns an die Adventurefirma Green Discovery (in Laos ganz groß in Sachen Trekking, Kayaking, Rafting…) wenden sollten. Zwischendurch haben wir über unsere Guesthouse-Betreiberin den Besitzer des Grundstückes ausfindig gemacht und ihm von unserer Idee „erzählt“. Bedeutet: Sitzen im Schneidersitz in einer kargen Bambushütte, trinken warmes Bier auf Eis und haben als „Übersetzer“ den hiesigen Mopedverleiher dabei, der ein paar Brocken Englisch spricht. Wie wir herausfanden hat der Besitzer nichts einzuwenden und wäre bereit uns Land zu verpachten. Daraufhin waren wir in drei verschiedenen Ämtern in Thakek, mal mit Übersetzer, mal ohne. Zumindest Tee gabs reichlich.

OK, und wie seit ihr auf ein KLettergekommen ?

Es sollte eigentlich eine „normale“ Weltreise werden…3 Monate Südostasien, 3 Monate Mittelamerika mit 10 Tagen Abstecher Kalifornien. Jedes Land, das wir ansteuern wollten, sorgfältig auf die Klettermöglichkeiten hin untersucht. Länder ohne Kletterfelsen fielen also gnadenlos durch. 6 Monate unbezahlter (Kletter-)Urlaub, nochmals vielen Dank an unsere Chefs, die uns dies ermöglichten! 2 Jahre gespart, geplant und vorbereitet, um ein halbes Jahr dem Alltagstrubel zu entkommen, klasse! Doch es kam ein wenig anders…

Oktober 2010 -Thailand

Am 4. Oktober 2010 gings los. Alles wie geplant, Urlaubsfeeling pur! Warmes Wetter, tolle Landschaft, Kletterfelsen, viel Zeit. Kein Wunder, dass einem dabei Auswandergedanken durch den Köpf spuken. Hielten immer wieder Ausschau nach neuen Klettergebieten, um „irgendwann irgendwo irgendwas mit Klettern“ zu machen.

November 2010 -Laos

In Vang Vieng in Laos (2. Station) kreisten beim Anblick der grandiosen Landschaft und der phantastischen Kletterfelsen unsere Gedanken immer stärker in diese Richtung… . Aus „vielleicht irgendwann“ wurde „warum nicht schon bald?“. Wäre doch in 1 bis 2 Jahren machbar…

Kaum aber waren wir in Thakhek, wurden wir gequält von diesen Gedanken und machten uns — natürlich — direkt auf zum Klettergebiet. Schon der Hinweg zum Spot auf’m Moped war atemberaubend. Umgeben von wunderschönen Karstbergen, angenehmer Temperatur in der Morgensonne und der Ruhe fühlten wir uns direkt heimisch. Vorbei an kleinen Bambushütten, Schweinen, Kühen, Hühnern und Ziegen, dann der, ganz nach dem Geschmack der lauffaulen Sportkletterer, „Zustieg“ von ca. 20 Metern. Rundherum Felsen, was will man mehr? Die ersten Routen geklettert, nur ein kurzer Austausch von Blicken: Hier muss es sein. Und das schon sehr bald!

Der Höhepunkt war, als wir im Amt für ‚Planing and Investment‘ versucht haben mit Händen und Füßen darzustellen, was unsere Idee ist. Kann man sich so vorstellen: Macht komische Luftkletterbewegungen und steht mit hoffnungsvollem Nicken vor fragenden Blicken. Keine Ahnung, ob der Beamte irgendwas verstanden hat. Aber sehr freundlich war er, wie er uns abwechselnd angelächelt und hilfesuchend seine Kollegen angeschaut hat. So wie wir bei unserem Büro-Hopping aber zumindest herausfanden, ist von Seiten des Regierung nichts einzuwenden. Eher im Gegenteil: die Kletterei soll gefördert werden. Mehr Touristen-mehr Devisen!

Zwischendurch besorgten wir uns Schreibblock, Bleistift und Radiergummi, um Pläne von den Bungalows und dem Haupthaus mit Restaurant und eigenem Wohnbereich zu entwerfen. Die Zeichnungen fungierten unter auch als „Businessplan“, den wir dem Besitzer des Grundstückes dann vorzeigen sollten. Gemeinsam am Klettergebiet zeigten wir ihm dann unser Wunschareal: Mr. Keo schnappte sich seine Frau und ein 5m-Maßband womit er das Gebiet absteckte. Krumm und schief versteht sich, aber wurscht.

Diesmal versuchte sich der Neffe von Mr. Keo als „Dolmetscher“. Er konnte aber auch nur etwa drei Brocken Englisch, entsprechend zäh war die Konversation. Mr. Keo würde uns morgen über seinen Neffen per Mail ein Angebot senden. Wir waren gespannt. Der Kontakt zu Green Discovery war schnell hergestellt. Die Firma hatte schon länger vor, Klettern in Thakhek voranzutreiben. So sind wir wieder zurück nach Vientiane und haben uns dort mit Vianney, dem Managing Director der Firma getroffen. Er war direkt Feuer und Flamme und legte uns nahe, sobald wie möglich mit der Planung zu beginnen , um die nächste Saison schon mitnehmen zu können. Green Discovery, dessen Inhaber ein Laote (Inthy) ist, wäre dann unser Partner, mit dem wir Kosten und Einnahmen teilen würden. über die Firma besäßen wir den Status als Angestellte, Visum und Arbeitserlaubnis wären also kein Problem.

Es folgte eine schlaflose Nacht, wir mussten uns also schnell entscheiden, da es am kommenden Tag schon weiter nach Vietnam ging. Nun zugreifen und loslegen? Bedeutet, wir müssen unsere Reisepläne ändern und die restlichen 3 Monate unseres Urlaubs schon an dem Projekt arbeiten, oder absagen und diese Chance verstreichen lassen? Eigentlich stand die Antwort schon lange fest, dennoch brauchten wir wenigstens ein paar Stunden um diese grundlegende Entscheidung sacken zu lassen. In der Zwischenzeit kam das Angebot von Mr. Keo: 6000 Dollar pro Jahr, das 5fache von dem was wir erwartet hatten. Kurze Mail von uns zurück: wir bieten 1200 Dollar pro Jahr. Seine prompte Antwort: „ok“. Das war einfach! Am nächsten Morgen wieder zu Vianney und ein entschiedenes „ja, wir machen das“ ausgesprochen. Als es raus war, ist eine grosse Last von uns abgefallen! Ab nun hieß es warten: Warten auf die Zustimmung von Inthy und warten darauf, dass Inthy und Vianney sich die Situation in Thakhek selbst anschauen und schon mal alles Bürokratische erledigen.Unterdessen fing Tanja mit Hilfe eines Laotisch-Audio-Lernprogrammes an diese wundersame Sprache näher kennenzulernen. Ist übrigens ein prima Schlafmittel.

Dezember 2010 -Vietnam

Wir setzten uns also erstmal unsere Reise wie geplant fort und flogen nach Vietnam. Jede Gelegenheit wurde genutzt um Mails zu checken. Jeden Morgen und jeden Abend ins Internetcafe, jedesmal die Hoffnung, Neuigkeiten von Vianney zu erhalten. Er spannte uns ganz schön auf die Folter. In Mui Ne mal eben unseren Lebenslauf erstellt. Muss man haben, wenn man in Laos arbeiten möchte. Erstmal schauen, wie ein englisches CV überhaupt aussieht, kurz den eigenen Lebensweg aufgeschrieben. Passbilder mit der eigenen Kamera vor der Bambushütte geknipst, mit Bildbearbeitungsprogramm zurechtgeschnitten. PDFtiert und an Vianney gesendet. Schon mal Speisekarte, Internetauftritt und Visitenkarten und Flyer geplant, alles auf Zetteln festgehalten. Im Internetcafe haben wir mühselig mit Word und Paint das Climbers Home-Logo gebastelt. Mit einem Ausdruck davon zum nächsten Schneider (Hoi An ist berühmt für seine vielen Schneiderlein): Kapuzenpulli und T-Shirt für Uli und 2 Tops für Tanja nähen lassen. Logo und Internetadresse, deren Domain wir noch nicht einmal besaßen, ließen wir mit draufsticken.

Auf Cat Ba Isand wieder unter Kletterern.Das gab einem das Gefühl, dass man das richtige vorhat. Jedem haben wir von unserer Idee erzählt, es musste nun endlich mal raus. Wir sammelten kräftig Emailadressen für den späteren Werbeverteiler. Trafen Freunde aus Köln und konnten endlich mal jemandem aus den eigenen Kreisen berichten. Tat richtig gut, sich auszuquatschen. Danke an Leif und Daniel, ihr wart uns eine große Hilfe! Immer noch keine Mail von Vianney, wir rufen ihn an. Reise von ihm und Inthy nach Thakhek musste verschoben werden, sie fahren erst am folgenden Tag. Na toll, haben wochenlang umsonst täglich Mails gecheckt. Telefonieren also übermorgen. Resultat: Bei viel Lao Lao (Whiskey) wurde nochmal verhandelt und schließlich waren alle betrunken und zufrieden mit dem Ergebnis. Was nun noch fehlt: die Erlaubnis der Regierung, das ursprünglich als Farmland eingetragene Grundstück in Bauland umzuschreiben. Das könnte ein paar Wochen daürn. Ergo: weiter warten. Wir konnten also erstmal unsere Reise fortsetzen, was bis 2 Tage vor dem Flug in die USA noch nicht klar war.

Ks.com: Das hört sich nach einer längeren Geschichte an, könnten wir mal kurz ne Zigarettenpause einlegen?

….Hier geht es weiter im Text….

Text: Tanja und Uli von Green Climbers Home, kletterszene.com Fotos: Green Climbers Home

  • Beitragsdatum 26. September 2011