Janja Garnbret of Slovenia performs during the training in Trenta, Slovenia - Samo Vidic/Red Bull Content Pool

Klettern wird olympisch – Die Favoriten*innen

Insgesamt dürfen 20 Damen und 20 Herren bei den Olympischen Sommerspielen starten, jeweils maximal zwei Damen und Herren pro Land. Aber wer von ihnen wird sich über das erste olympische Gold freuen können? Bei den Herren ist das sehr spekulativ, da gibt es einige Favoriten. Bei den Damen dagegen ist es ein bisschen leichter, einen Tipp abzugeben. 

Damen

Janja Garnbret of Slovenia performs during the training in Trenta, Slovenia - Samo Vidic/Red Bull Content Pool

Janja Garnbret natürlich wird ganz heiß gehandelt. Die Slowenin ist derzeit DIE dominante Athletin im Bouldern und im Lead im Wettkampfzirkus, sie gewann insgesamt 30 Goldmedaillen, zuletzt die Weltcups in Villars und Chamonix. Janja scheint ein Abo für Podestplätze – meist dem ganz oben – zu haben. Zuletzt hatte sie dann auch noch richtig gute Speedzeiten, inzwischen reicht das sogar schon für eine Finalteilnahme. In Salt Lake City und in Villars zumindest war sie beim Weltcup dort dabei – in Villars lief sie respektable 8,01 Sekunden. 

Chancen auf eine Medaille haben aber auch die beiden jungen Wilden Brooke Raboutou und Laura Rogora. Die Amerikanerin Raboutou scheint die langen Monate des Lockdowns für ein intensives Training genutzt zu haben, sie hat sich zu einer Allrounderin entwickelt. Zumindest ist sie im Lead und Bouldern noch einmal deutlich besser geworden. Und auch ihre Speedzeiten sind nicht gerade schlecht, beim Weltcup in Salt Lake City zumindest war sie im Finale dabei.

Die Italienerin Rogora dagegen ist im Lead absolute Weltspitze: Sie gewann in Briancon den einzigen Weltcup des Jahres 2020 und wird für Janja allmählich zu einer ernsthaften Konkurrentin. Beim Weltcup in Villars in diesem Jahr war sie neben Janja die einzige Athletin, die die Finalroute toppen konnte und sich damit Silber holte. Und in Chamonix war sie die einzige Athletin, die die Finalroute bis ganz nach oben kletterte, und mit dieser Leistung auch ganz oben auf dem Podest stand. Janja war bei diesem Weltcup allerdings nicht am Start. 

Nicht aus den Augen verlieren sollte man aber auch die beiden Japanerinnen Miho Nonaka und Akiyo Noguchi: Miho ist eine exzellente Boulderin, sie sieht man zumeist im Finale, aber auch im Lead hat sie durchaus skills – was sie mit einigen Finalteilnahmen bewiesen hat.  Akiyo, die Grande Dame des Wettkampfkletterns, hat eine unglaublich lange Erfahrung, von der sie profitieren kann. Sie ist seit Jahren im Bouldern und Lead sehr stark. Auch wenn es zuletzt für sie nicht wirklich optimal lief, kann es ja in Tokio, bei ihrem letzten internationalen Wettkampf-Auftritt, wieder ganz anders sein. 

Die Britin Shauna Coxsey ist momentan sehr schwer einzuschätzen: Die jahrelange Topkletterin im internationalen Wettkampfgeschehen – 30 Podestplätze bei Weltcups und 11 Goldmedaillen sprechen eine deutliche Sprache – hatte eine lange, verletzungsbedingte Pause. Aber wer weiß, vielleicht haut sie bei ihrem allerletzten Wettkampf auf der ganz großen Bühne ja doch noch einen raus?

Herren

Bei den Herren ist es schon schwieriger, eine Prognose zu wagen. Aber Topfavorit ist derzeit sicherlich der Tscheche Adam Ondra, er zumindest war zuletzt der konstanteste Athlet, der sowohl beim Bouldern als auch beim Lead abzockte. Wie es bei ihm allerdings beim Speed ausschaut, bleibt ein Fragezeichen, welche Zeit er läuft, ist unbekannt. Es wäre aber nicht erstaunlich, wenn Ondra – so wie er tickt – auch beim Speed eine phantastische Zeit raushaut. 

Daneben sollte man Tomoa Narasaki auf dem Schirm haben. Der Japaner ist im Bouldern absoluter Topfavorit, aber auch im Lead und im Speed gut. Er als perfekter Allrounder hat zumindest sehr gute Chancen, im Finale dabei zu sein. 

Alex Megos Kletterweltmeisterschaft 2019 Foto: Suguru Saito / Red Bull Content Pool

Jakob Schubert dagegen hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz. Vor allem im Lead ist der Österreicher vorne mit dabei, so gewann er beim Weltcup in Innsbruck zuletzt Gold. Aber auch seine Boulder-Skills sollte man nicht unterschätzen, einige Medaillen gehen auch hier auf sein Konto. Ein Anwärter aufs Podium ist also auch er.

 Alex Megos Lead-Qualitäten sind unbestritten, das könnte ihn im Gesamtranking weit nach vorne bringen. Auch beim Bouldern hat sich der Deutsche extrem verbessert, zuletzt war er bei Weltcups zweimal im Halbfinale dabei. Und im Speed hat er mittlerweile eine durchaus passable Zeit. Vielleicht läuft es für ihn ähnlich gut wie bei der WM 2019 in Hachioji, wo er so richtig einen raushaute – und sich das Ticket für die Olympischen Spiele holte.             

Alle Olympia-Atleten*innen 

Janja GARNBRET (SLO)
Akiyo NOGUCHI (JPN)
Oceania MACHENZIE (AUS)
Seo CHAEHYUN (COR)
Shauna COXSEY (GBR)
Aleksandra MIROSLAW (POL)
Miho NONAKA (JPN)
Petra KLINGLER (SUI)
Brooke RABOUTOU (USA)
Jessica PILZ (AUT)
Julia CHANOURDIE (FRA)
Laura ROGORA (ITA)
YiLing SONG (CHN)
Alannah YIP (CAN)
Anouck JAUBERT (FRA)
Viktoriia MESHKOVA (RUS)
Erin STERKENBURG (RSA)
Mia KRAMPL (SLO)
Iuliia KAPLINA (RUS)
Kyra CONDIE (USA)

Tomoa NARASAKI (JPN)
Jakob SCHUBERT (AUT)
Jan HOJER (GER)
YuFei PAN (CHN)
Rishat KHAILBULLIN (KAZ)
Kai HARADA (JPN)
Mickael MAWEM (FRA)
Alexander MEGOS (GER)
Ludovico FOSSALI (ITA)
Sean MCCOLL (CAN)
Tom O’HALLORAN (AUS)
Christopher COSSER (RSA)
Jongwon CHON (COR)
Adam ONDRA (CZE)
Bassa MAWEM (FRA)
Alberto GINÉS LÓPEZ (ESP)
Nathaniel COLEMAN (USA)
Colin DUFFY (USA)
Michael PICCOLRUAZ (ITA)
Aleksei RUBTSOV (RUS)

Hier erklären wir die das olympische Wettkampf Format “Olympic Combined”

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Video-Link: https://youtu.be/fwAMFyrqVDU
  • Credits Text Gudrun Regelein für Kletterszene.com
  • Credits Fotos Jason Halayko / Red Bull Content Pool
  • Beitragsdatum 22. Juli 2021