Der österreichische Alpinkader am Monte Brento [Bericht, Fotos]

Der Alpinkader aus Österreich ist im Prinzip das Pendant zum deutschen Expedkader des Alpenvereins. Träger in diesem Fall sind aber die Naturfreunde und einige Sponsoren (Mountain Equipment, Edelrid, Pieps). Ähnlich wie das deutsche Vorbild, können sich junge Bergsporttalente bewerben und gehen dann nach einigen gemeinsamen Touren im Laufe von drei Jahren auf eine große Abschlussexpedition. In diesem Fall werden es wohl die peruanischen Anden werden. Eine der letzten gemeinsamen Vorbereitungstouren war die Via Vertigine am Monte Brento, aber lest selbst:

monte-brento-2Jeder Kletterer kennt sie, die Wand des Monte Brento, etwas nördlich von Arco. Über den Sonnenplatten gelegen beginnt sie mit glatten Platten, die sich nach einigen hundert Metern an der Nahtstelle der Wand genau in das Gegenteil wandeln. Ab hier ist die Wand von riesigen Dächern und Überhängen geprägt und die gelbe Farbe des Gesteins lässt einen schon ahnen, welche Felsqualität zu erwarten ist. 150 Meter soll die Wand in diesem Bereich überhängen…wir haben es nicht nachgemessen, aber gefühlt stimmt diese Zahl auf jeden Fall!

Letzten Sommer beschlossen Peter Ehrengruber und ich, beide vom Alpinkader der Naturfreunde Österreich, diese Wand über die „Via Vertigine“ (A2, 6+, 1000m) zu versuchen.

monte-brento-3Die Plattenzone wird in freier Kletterei überwunden, der steile Bereich der Wand in vorwiegend technischer Kletterei an mehr oder weniger stabilen 6mm Bohrhaken aus dem Jahr der Erstbegehung (1992). Wir kletterten diesen Bereich der Wand am Nachmittag, biwakierten auf der Schotterterrasse unter den Überhängen und stiegen mit dem Sonnenaufgang des nächsten Tages in die erste steile Länge ein. In dieser befindet sich noch ein Fixseil, in den darauf folgenden Seillängen beginnt die wirkliche technische Kletterei. Schon hier bekommt man einen guten Eindruck, was einen den ganzen, gerade erst angebrochenen Tag erwarten wird: Bohrhaken, bei denen man oft überrascht ist, dass sie das Körpergewicht letztendlich doch halten, gelber Fels, der die Bezeichnung fest nicht wirklich verdient und schon jetzt eine Ausgesetztheit, wie man sie sonst selten findet.

monte-brento-4Wir klettern die Wand in 2 Blöcken, so dass ich mich diese erste Hälfte der Wand im Vorstieg befinde während Peter nachjürmart. Mit jeder Seillänge wird die Ausgesetztheit noch größer, die Jubelrufe darüber noch lauter und auch das Vertrauen in die rostigen alten Haken steigt. Ein eindrucksvoller Quergang unter einem waagrechten Dach leitet mich zum nächsten Stand. Eine Seillänge weiter ist die Hälfte der Wand erreicht und Peter und ich tauschen die Führung. Eine Länge hat Peter zum warmklettern, dann erwartet ihn ein absolut waagrechtes Dach von ca. 8 Metern. Doch auch dieses lässt sich mit Hilfe der Trittleitern gut überwinden während die Ausgesetztheit mit nichts zu vergleichen ist, was wir beide bisher geklettert sind. Es folgen noch weitere Längen, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben und schlussendlich stehen wir mit der Abenddämmerung am Ausstieg.

monte-brento-5Hinter uns liegen 1000 Meter Wand, von denen nicht wenige zu den eindrucksvollsten unseres bisherigen Kletterlebens gehören, vor uns der lange Abstieg nach San Giovanni. Doch auch dieser endet, wie eigentlich alles am Gardasee, irgendwann in Arcos bester Eisdiele.

Weitere Informationen zum Alpinkader findet ihr auf deren Seite oder auf Facebook.

Text: kletterszene.com, Bernhard Bliemsrieder / Fotos: Alpinkader (Peter Ehrengruber, Bernhard Bliemsrieder)

  • Beitragsdatum 15. Januar 2014