Der Mountain Equipment Tupilak 37+ im Test

Hersteller: Mountain Equipment

Funktionalität: Leichter, extrem robuster und wasserabweisender Alpin Rucksack

Einsatzbereich: Alpinismus, Bergsteigen, Klettern, Eisklettern

Gewicht: 780g

Highlights: Wasserdichter Innensack mit Roll-Top Verschluss, modulares System erlaubt individuelle Anpassung, extrem robuste Konstruktion für lange Lebensdauer

Hersteller schreibt: Ultraleicht, robust und stark wasserabweisend: den neuen Tupilak 37+ haben wir für Kletterer, Bergsteiger und Alpinisten entwickelt, die einen minimalistischen, funktionellen Rucksack für Fels, Eis und Mixed Touren im Sommer und Winter suchen.

 

Der fast perfekte Alpinrucksack!

Die Tupilak-Reihe von Mountain Equipment ist in aller Munde, nachdem Mountain Equipment seit zig Jahren mal wieder angekündigt hat, im Rucksack-Markt wieder mitzumischen. Damit dies standesgemäß gelingt, hat man sich Zeit gelassen und viele Prototypen erstellt und von den Athleten testen lassen. Herausgekommen ist ein Alpin Rucksack, den ich auch schon auf einigen Touren testen konnte, der Mountain Equipment Tupilak 37+.

Der Mountain Equipment Tupilak ist neben der getesteten 37 Liter Version noch in einer 30 Liter Version für schnelle Tagestouren und einem Packesel mit 45 Liter Volumen erhältlich.

 

Herausnehmbare Rückenplatte:

Die Rückenplatte aus hochwertigem, dichtem EVA Schaum ist sehr leicht (105g) und meistens gibt es keinen Grund, sie herauszunehmen. Wenn man das Gewicht jedoch auf ein Minimum reduzieren oder sie mit einer dünnen Isomatte zum Biwakieren ersetzen oder den Rucksack trocknen will, kann man sie einfach herausnehmen.Leider ist dies bei den leichten Alpinrucksäcken nicht immer so vorbildlich gelöst wie hier. Je nach Bedarf lässt man die Platte drin, nimmt sie zum Gewicht sparen raus oder ersetzt sie durch eine Thermarest o.ä., um den Platz optimal zu nutzen und keine Sachen doppelt dabeizuhaben.

 

Wertsachentasche:

Die „schwebende“ Wertsacheninnentasche ist praktisch für alles, was man unterwegs braucht, wie Snacks oder Stirnlampe. Sie ist von innen und außen zugänglich, so dass man nicht erst den Deckel aufmachen muss, um an das Wichtigste heranzukommen. Sehr angenehm ist hier, dass man auch bei recht vollem Rucksack noch gut die Tasche bedienen kann. Ein Clip für den Schlüssel stellt sicher, dass man nicht herumkramen muss, wenn man nach der Tour endlich am Auto ist. Falls man die Wertsachentasche gar nicht benötigt, kann diese aufgerollt und festgeklippt werden.

 

Abnehmbare, seitliche Kompressionsriemen:

Das Design des Rucksacks ist so gemacht, dass er sowohl voll als auch halbvoll außergewöhnlich stabil ist. An den seitlichen Kompressionsriemen können Ski, Stöcke oder Isomatte sicher befestigt werden. Wenn man sie nicht braucht, kann man sie einfach weglassen, um Gewicht zu sparen und nirgends unnötig hängenzubleiben.

Die seitlichen Hammerhead Kompressionsriemen sind besonders flach und bei Bedarf abnehmbar. Sie sind an einem Ende mit einer Hammerhead-Halterung am Daisychain-System befestigt, während das andere Ende mit einer vereinfachten Version der Grappler™ Schnalle, die sicher eingehakt und auch wieder leicht gelöst werden kann, befestigt ist.

Abnehmbare Riemen sind grundsätzlich eine super Sache. Dass die Befestigungen dazu noch aus hochwertigem Metall sind, ist ein weiteres Plus. Warum Mountain Equipment sich allerdings für die frickelige Lösung mit der abgewandelten “Grappler”-Schnalle entschlossen hat bleibt mir ein Rätsel. Die Handhabung ist umständlich und nervt, weil plötzlich der Riemen aufgeht, nur weil man ihn nicht ganz sauber eingehängt hat. Hier hätte man meines Erachtens lieber mal bei Exped oder Patogonia gespickt und am besten die Daisy-Chains vier mal durchgezogen statt auf der “Rückenseite” nur je zwei Einhängestellen anzunähen.

Gut gelöst ist meiner Ansicht nach, dass die Riemen fest sind (wie auch beim Patagonia Ascensionist 25) und nicht wie z.B. beim Exped Serac lose, weil man diese ganz schnell verliert, wenn man sie nach Entnehmen des Eisgeräts nicht gleich wieder schließt und festzieht.

 

Wasserdichter Innendeckel:

Der wasserdichte Innendeckel gibt dem halb vollen Rucksack zusätzliche Stabilität und nasse Ausrüstung, wie Handschuhe oder Felle, kann getrennt von der restlichen Ausrüstung verstaut werden. Der Roll-Top Verschluss hält Schnee und Regen ab. Wenn man ihn nicht braucht, kann man ihn einfach offen lassen und innen hinein stecken.

Dem ist nicht viel hinzuzufügen, wenn der Roll-Top Verschluss nach unten gestülpt wird, geht er nicht im Weg um und wartet geduldig auf seinen Einsatz. Bei nassen Wetterverhältnissen funktioniert er super und das Rucksackinnere bleibt trocken.

 

Abnehmbare Hüftflossen:

Im Hüftbereich kommt dreidimensional thermogeformter Schaum mit 5 mm Stärke zum Einsatz, der sich an die Körperkonturen anpasst. Die Hüftflossen sind mit nur 60g sehr leicht und können bei Bedarf abgenommen werden. Das breitere Gurtband in Kombination mit den verschiebbaren und auch abnehmbaren Hüftflossen sorgt für ein angenehmes Tragegefühl ohne Druckstellen. Sehr erstaunlich ist, wie viel Komfort diese 60g beim Tragen bringen. Beim Klettern habe ich das Gurtband einfach nach hinten durch die Eisgerätehalterung geschlauft und fertig. Konsequente Gewichtsfetischisten können die Hüftflossen abnehmen.

 

Shock-Cord System für noch mehr Befestigungsmöglichkeiten:

Das Shock Cord System ist bei allen Rucksäcken dabei. Es bietet zusätzliche Möglichkeiten, Ausrüstung wie Steigeisen und Isomatte außen am Rucksack zu befestigen. Sehr angenehm ist, dass das Elastikband gleich beiliegt und man nicht selbst nach geeigneten Materialien suchen muss.

 

Abnehmbare Komponenten:

Auch Brustgurt und Eispickel-Halterung können abgenommen werden. Vom Gewicht her macht es wenig Unterschied, jedoch kann man sie leicht ersetzen, sollten sie irgendwann abgenutzt sein. Eine tolle, wenn auch nicht ganz neue Idee von Mountain Equipment. Es wird sich allerdings erst noch zeigen, wie lang diese Ersatzteile dann zu beziehen sind. Ob die Hüftflossen bei Verlust auch ersatzweise zu beziehen sind, ist mir allerdings noch nicht klar.

 

Die GRAPPLER™ Schnalle:

Die Grappler™ Schnalle ist ein innovatives Verschluss-System am Rucksackdeckel. Das Besondere am Design ist die belastbare Aluminiumschnalle mit zangenartigem Haken, der sich verlässlich am Deckel einhaken und mit einem Zug fixieren lässt. Genauso einfach lässt sie sich wieder aufmachen, auch einhändig und mit Handschuhen.

Als die neue Innovation gehypt und meines Erachtens eine dieser Neuheiten wo man sich denkt….”wieso hat das vorher noch keiner gemacht?”. Sehr einfache Bedienung und quasi idiotensicher. Wie langlebig das Ganze ist, wird jetzt noch keiner sagen können, aber die Einfachheit lässt hoffen, dass daran nicht viel daran kaputt gehen kann. Die Grappler Schnalle befestigt den “Deckel” zum Hauptfach und kann bei Bedarf (z.B. Seil außerhalb des Rucksacks) auch am oberen Ende des Rückenteils eingehängt werden. Warum Mountain Equipment diesen Riemen so dermaßen lang macht, ist mir nicht klar. Wenn der Rucksack zum Klettern fast leer ist, kann ich ihn zwar mit Kompressionsriemen klein und flach bringen, aber der Befestigungsriemen für den Deckel baumelt dann einen guten halben Meter unten raus. Hier wäre meines Erachtens eine versetzbar Befestigung wie beim Patagonia Ascensionist 25 weitaus sinnvoller gewesen. Ich empfehle den Riemen in Eigenregie zu kürzen – das ist in wenigen Minuten gemacht und bringt mehr Komfort.

 

Hauling-Schlaufen vorne und hinten:

Die zwei starken Schlaufen ermöglichen es, den Rucksack in Mehrseillängentouren zu haulen und bieten eine einfache und effektive Befestigungsmöglichkeit des Rucksacks am Stand.

 

 

 

Eisgerätehalterung bzw. Pickelhalterung:

Die Befestigung mittels dem Metallteil, das durch die Öse am Kopf der Pickel gezogen wird, funktioniert einwandfrei. Um die Haue möglichst nahe am Rucksack zu haben, ist hier zusätzlich eine “Durchsteckmöglichkeit” gegeben. Falls man einen Pickel ohne Öse hat, sollte eine Befestigung mittels “durchstecken” und Riemen durch die beiden Daisy-Chains möglich sein. Natürlich wird der Schaft oben mit einer auch mit Handschuhen bedienbaren Schnalle gesichert.

 

Rückenlänge Mountain Equipment Tupilak 37+:

Der getestete Tupilak 37+ hat eine nachgemessene Rückenlänge von ca. 40-41cm vom Ansatzpunkt der Schulterträger bis zum unteren Ansatzpunkt des Hüftgurt-Gurtbands.

Das ist auch im Vergleich zu anderen Alpin-/Kletterrucksäcken eher kurz (Patagonia Ascensionist 25: ca. 43-44 cm; Black Diamond Speed 40 M/L: 51 cm)

Bei meiner Körpergröße von ca 192 cm ist das leider an der sehr sehr unteren Toleranzgrenze und eigentlich auch nur noch halbwegs bequem zu tragen, wenn der Rucksack maximal mit Alpinkletterzeug für einen Tag bepackt ist. Ich hoffe allerdings, dass Mountain Equipment hier noch reagiert und ähnlich wie Black Diamond, Gregory, Osprey, Patagonia uvm auch Modelle mit längerem Rücken anbietet. Für Menschen mit durchschnittlicher Körpergröße passt die Rückenlänge jedoch perfekt.

 

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/MGKXO0Sv8tw

 

    Text: Marco Maier f. Vertical Extreme, Kletterszene Foto: Marco Maier, Vertical Extreme
  • Beitragsdatum 23. August 2018