Dave Graham wiederholt Fuck the System (8C+) und Edu Marin wiederholt Eternal Flame (7c+/ 650m)
In dieser Shortnews Ausgabe, gibt es geballtes Kletterhistorisches Fachwissen und das aus allen Dekanen des modernen Sportkletterns. Denn neben Will Bossi, der sich in einem unwiedertholten Elfer versucht, den Adam Ondra mit 14 Jahren erstbegangen hat, gelang Dave Graham ein uraltes Projekt das kürzlich von Shawn „ich kenn keine Schwerkraft“ Raboutou erstbegangen wurde und Edu Marin wiederholte mit Eternal Flame (7c+/ 650m), wenn man Alex Huber glauben darf, die wohl eindrucksvollste Mehrseillängen Route auf diesem Planten.
Viel Spaß beim lesen und ein schönes Wochenende!
Edu Marin klettert Eternal Flame (7c+/ 650m)
Eternal Flame ist die berühmteste Route an den Nameles Towers. Die Route gilt als eines der großen Alpinen Meisterwerke und wurde 1989 von einem dem wohl damaligen stärksten Kletterteams, bestehend aus Wolfgang Güllich, Kurt Albert, Christof Stiegler und Milan Sykora eröffnet. Nach einer immensen Anstrengung auf über 6.000 Metern beging das Team schließlich die Route und stellten die Weichen für das Freiklettern an den großen Wänden des Himalaya auf eine neues Kapitel. Seine Schwierigkeit war VI 7b+ A2.
Zwei Jahrzehnte lang wurde Eternal Flame zum Ziel vieler Kletterer, die davon träumten, die erste vollständige Freie Begehung dieser Linie abholen zu können. Die Seilschaft Denis Burdet, Nicolas Zambretti und Toni Arbonès waren 2003 sehr nah dran. Zwei Jahre später versuchte sich Iker und Eneko Pou, die auch eine kletterbare Lösung im unteren Zehnten Grad für die 10. Seillänge fanden.
Eine Schlechtwetterfront hinderte sie allerdings daran einen ernsthaften Rotpunktversuch starten zu können. Schließlich waren es die Brüder Alex und Thomas Huber, denen die erste freie Begehung aller Seillängen im August 2009 gelang. Das solch eine Linie den Spanier Edu Marin – der seit geraumer Zeit das Klettern schwerer Mehrseillängen Routen lieb gewonnen hat – reizt, kann man durchaus nachvollziehen.
Bevor er mit seinem Vater, der bei fast allen schweren Projekten dabei ist, und seinem Bruder Richtung Baltoro-Gletscher aufbrach, traf er beim Petzl RocTrip die Huberbuam und holte sich den ein und anderen Tipp sowie den Hinweis, dass der Grad 7c+ in manchen Seillängen wohl doch eher ein französischer 8ter ist.
Nachdem Edu Marin im Basislager ankam und die Fixseile für Ausbilder in der Wand hingen, investierte Edu fast ein ganzes Monat (28 Tage davon, 10 Tage alleine) um die perfekte Beta für einen Durchstieg zu finden. Am Tag, an dem das Wetter einen Go zu lies, war sich die Familie Marín darüber im Klaren was zu tun war und Edu hielt sich an diesen Plan. Am 21. Juli standen die drei auf dem Gipfel des Nameless Towers und Edu Marin war der Erste, der die Route Eternal Flame (7c+/650m) frei wiederholen konnte.
Es versteht sich von selbst, dass bei solch einer Expedition ein Kamerateam dabei war. Da es aber noch eine Zeit dauert, bis das Video online geht, helfen wir mit dem Trailer des Huberbuam Film aus.
Dave Graham wiederholt Fuck the System (8C+)
Manchmal braucht es eben doch jemanden der einem zeigt, dass die eigene Vision eben doch gar nicht so verkehrt war als gedacht. So auch bei Dave Graham und der Geschichte hinter seiner Begehung von Fuck the System (8C+). Schon vor über zehn Jahren hatte Dave die Vision zu einer Linie gerade heraus aus einem der mächtigsten Granitdächer der Schweiz. Zum damaligen Zeitpunkt dauerte es schon lange genug den Stehstart Foundations Edge (8C) erstzubegehen. Aber schon damals hatte Mr. Graham die Idee eines noch schweren Starts. Die Züge konnte er sich grob vorstellen und einige davon auch entschlüsseln. Die gesamte Line erschein aber dann doch zu futuristisch und blieb somit im Hinterkopf der Boulder-Legende als Next-Level Boulder für eine andere Zeit.
Nachdem dann aber vergangenes Jahr Shawn Raboutou die Erstbegehung von Fuck the System verwirklichen konnte hatte auch Dave wieder Interesse daran, diesem alten Projekt wieder einen Besuch abzustatten. Und siehe da die vergangenen Jahre hatten sogar Dave Graham noch einiges bezüglich des Bouldersports beigebracht und so fühlte sich Fuck the System langsam in Reichweite an. Bis dann leider die Bedingungen immer schlechter wurden. Von Regen bis hin zu Hitzewellen war alles einmal dabei. Da Dave die Hoffnung gute Bedingungen zu bekommen schon fast aufgegeben hatte entschied er sich dafür einfach an dem Boulder zu trainieren. Da der Kopf dadurch überhaupt keinen Stress mehr machte klappte es dann auch unverhofft mit dem Durchstieg und dass bei weniger als suboptimalen Bedingungen. Manchmal lohnt es sich eben dran zu bleiben auch wenn alles gegen den Erfolg spricht, besonders wenn man sowieso Spaß an der Sache hat.
Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene
Die Boulderhalle Lö Block in Schieflage
Auf dem Instagram Kanal der Boulderhalle im Dreiländereck, Lö Block gab es kürzlich eine traurige Nachricht zu lesen. Den aufgrund der sehr schwierigen Rahmenbedingungen und der während der Pandemie aufgelaufenen Rückstände, musste das Lö Bloc Anfang Juli 2022 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen. Die Halle bleibt aber zunächst bis Ende August weiter geöffnet.
Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter wird aktuell intensiv an einer Lösung, damit die Boulderhalle auch in Zukunft erhalten bleibt, gearbeitet.
Will Bosi vs. Perla východu (9a)
Als Will Bosi Adam Ondra eine Nachricht schrieb, dass er eine Reise in die Tschechische Republik und einen Besuch in Adams Hausgebiet Moravský Kras plane, brauchte Adam eine Weile, um zu glauben, dass Will es wirklich ernst meinte. Zwei Monate später standen in Wills Ticklist recht schnell und viele der schwierigsten Boulder Tschechiens. Adam war aber besonders neugierig, ob Will auch die und eine andere Erstgebehung von Ihm wiederholen kann. Denn man muss wissen, dass das Gebiet Moravský Kras recht tricky ist und mehr Kletterskills abverlangt, wie die Bouldergebiete in dieser Gegend. Perla východu (9a) ist ein Elfer, den Adam im Alter von 14 Jahren erstbegangen hatte und die bis Dato noch keine Wiederholung bekommen hat.