DAV-Hauptversammlung in Heilbronn ist vorbei [Bilanz]

Für die meisten außenstehenden Beobachter war im Vorfeld bereits klar: Spektakulär würde die DAV-Hauptversammlung nicht werden. Keine explosiven Personalkonstellationen, keine schwelenden Konflikte. Tatsächlich kam es dann ganz anders: Mit sehr großer Leidenschaft debattierten die Sektionenvertreter zwei Tage lang, lieferten sich dabei einige kontroverse Debatten und überzogen die Zeitplanung deutlich. Am Samstagabend, 29. Oktober, gegen halb sieben Uhr konnten die rund 600 Delegierten dann allerdings sehr zufrieden sein: Sie hatten einige wichtige Entscheidungen mit großer Tragweite für den DAV getroffen und richtungsweisende Schritte eingeleitet. Dies sind die wichtigsten Punkte:

Mehrjahresplanung und Verbandsbeitrag: Mit der Mehrjahresplanung 2012 bis 2015 haben die Delegierten ein Grundsatzpapier verabschiedet, das die folgenden Arbeitsschwerpunkte des Deutschen Alpenvereins für die kommenden Jahre festlegt:

 

  • Deutliche Anhebung der jährlichen Zuschüsse für Hütten und Wege – von bislang 4 Mio. € auf dann 6,2 Mio. € jährlich. Dabei handelt es sich um Mittel, die Sektionen für anstehende Baumaßnahmen in Form von Beihilfen oder Darlehen vom Hauptverein bekommen können.
    Mehr Service für die 353 Sektionen des DAV; darunter fallen der Ausbau des Versicherungsschutzes für Einzelmitglieder, die Unterstützung bei der Verwaltung der Mitgliederdaten oder ein deutlicher Ausbau des DAV-eigenen Intranets.
  • Verstärkte Investitionen in die Sicherheit beim Bergsport; weiterer Ausbau der Ausbildung und Bereitstellung eines umfassenden Toureninformationssystems im Internet für alle Bergsportler.
  • Stärkung der Jugendarbeit durch mehr Unterstützung für die Sektionen bei der Gewinnung und Bindung von Jugendleitern und weiteren Ehrenamtlichen.
    Start einer großen Klimastrategie im Bereich „Natur und Umwelt“, um der Verantwortung des DAV als Naturschutzverband gerecht zu werden.

Voraussetzung für eine Realisierung dieser Vorhaben ist eine Anhebung Verbandsbeitrages – also des Anteils, den die Sektionen zur Finanzierung der gemeinsamen solidarischen Aufgaben an den Hauptverein abführen. Die Delegierten beschlossen eine Anhebung um 5,46 Euro auf 30 Euro mit Wirkung zum 1. Januar 2014.

Grundsatzprogramm Umwelt: Mit großer Mehrheit haben die Delegierten der Novellierung des „Grundsatzprogramms zur umwelt- und sozialverträglichen Entwicklung und zum Schutz des Alpenraums“ zugestimmt. Das Programm stellt die Basis für die Naturschutzarbeit des DAV dar und ist das Ergebnis eines intensiven zweijährigen Arbeits- und Abstimmungsprozesses. Es beinhaltet Positionen zu Themen, die im alten Programm aus dem Jahre 1994 nicht enthalten sind – unter anderem zur Klimaentwicklung, zu neuen Bergsportdisziplinen wie Schneeschuhgehen oder Skitourenwettkämpfen und zum Thema Energiegewinnung in den Alpen.

Finanzierung der Hütten und Wege: Nahezu einstimmig wurden die neuen Richtlinien zur finanziellen Förderung von Wegebaumaßnahmen beschlossen. Ebenfalls beschlossen wurden die Richtlinien zur Förderung von Baumaßnahmen auf Hütten. Allerdings beauftragten die Delegierten die zuständigen Gremien, einige Details bis zur nächsten Hauptversammlung in einem Jahr nachzuarbeiten. Beide Richtlinien treten dennoch zum 1. Januar 2012 in Kraft.

Unfallversicherung für Mitglieder: Mit Wirkung zum 1. Januar 2012 wird der Versicherungsschutz für Mitglieder um eine Unfallversicherung erweitert.

Wahl zum Vizepräsidenten: Dr. Guido Köstermeyer wurde einstimmig zum Vizepräsidenten gewählt. Der Erlanger Sportwissenschaftler und ehemalige Bundestrainer Sportklettern hatte das Amt bereits seit März kommissarisch inne, nachdem seine Vorgängerin Tamara Schlemmer zurückgetreten war.

Ausgesprochen intensiv waren insbesondere die Diskussionen zur Mehrjahresplanung und zum Verbandsbeitrag. Über drei Stunden beschäftigten sich die Delegierten mit dem Thema, und damit so lange wie selten zuvor bei einem einzelnen Tagesordnungspunkt. „Das Thema ist für alle Beteiligten von großer Bedeutung„, sagte DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban unmittelbar nach der Hauptversammlung. „Aus der intensiven Debatte geht die Solidargemeinschaft der Alpenvereinssektionen gestärkt hervor. Jetzt können wir den DAV fit für die Zukunft machen.“

Text: Thomas Bucher, kletterszene.com

  • Beitragsdatum 2. November 2011