DAV-Hauptversammlung beschließt Klimaneutralität bis 2030

Am 29. und 30. Oktober fand die Hauptversammlung des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Friedrichshafen unter strengen Corona-Auflagen statt. Rund 360 Delegierte aus 220 Sektionen trafen sich am Messegelände der Bodenseestadt und setzten dort ein klares Zeichen: Bis zum Jahr 2030 will der größte Bergsportverband der Welt klimaneutral sein. Er konkretisiert damit den Beschluss der DAV-Hauptversammlung 2019 zum konsequenten Klimaschutz. DAV-Präsident Josef Klenner sagte im Anschluss an die Entscheidung: „Gemeinsam gehen wir im Deutschen Alpenverein einen massiven Schritt in Richtung Zukunft. Mit diesem Schritt tragen wir die Verantwortung, die uns als Teil der Bergsportgemeinde und als große zivilgesellschaftliche Kraft zukommt.“

Eine überwältigende Mehrheit verabschiedet Strategie und Konzept zum Klimaschutz

Die Delegierten haben sich mit 87 Prozent der abgegebenen Stimmen dafür entschieden, dass der DAV bis 2030 Klimaneutralität erreicht. Dieses Ziel gilt für den Bundesverband sowie für die 357 Sektionen. Dabei wird das Prinzip „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“ verfolgt. Das konkrete Konzept zur Umsetzung dieser weitreichenden Entscheidung hat eine Projektgruppe aus 53 Ehren- und Hauptamtlichen innerhalb von zwei Jahren erarbeitet. Es stand ebenfalls zur Abstimmung und wurde mit 86 Prozent der Stimmen verabschiedet. Dem war eine sehr engagierte Diskussion der Delegierten vorausgegangen.

Ein Kernelement des Klimaschutzkonzepts ist die Emissions-Bilanzierung: Bereits 2022 erfassen der Bundesverband und die Sektionen ihren CO2-Ausstoß. Dafür wurde ein einheitliches Instrument entwickelt, das sich auf die Vorgaben des Greenhouse Gas Protocols stützt. Die Bilanz für das Jahr 2022 dient als Referenzwert, um die Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnahmen zu überprüfen. Darüber hinaus bestimmt die jährlich oder alle zwei Jahre stattfindende Bilanzierung das Budget für die Klimaschutzmaßnahmen: Pro Tonne CO2-Ausstoß fließen 90 Euro (bzw. ab 2025 140 Euro) in einen Klimaschutztopf in der jeweiligen Sektion bzw. des Bundesverbands. Daraus sollen dann konkrete Klimaschutzmaßnahmen insbesondere in den Bereichen Mobilität, Infrastruktur, Verpflegung, Kommunikation und Bildung im Fokus stehen. Ab 2030 sollen die verbleibenden Emissionen in zertifizierten Projekten außerhalb des DAV kompensiert werden.

Auf den Weg in Richtung Klimaschutz hat sich der DAV bereits bei seiner Hauptversammlung im Jubiläumsjahr 2019 in München gemacht. In einer Resolution forderten die Delegierten damals von der Politik eine konsequente Klimapolitik ein. Außerdem ist damals auch eine Selbstverpflichtung beschlossen worden. Diese Selbstverpflichtung wird mit der Friedrichshafener Entscheidung nun konkretisiert.

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 gilt auch für die DAV Summit Club GmbH. Bei der konkreten Umsetzung haben die Delegierten dem Tochterunternehmen für Bergreisen einen eigenständigen Weg zugebilligt, der der speziellen Situation als Marktteilnehmer Rechnung trägt. Dieses Konzept wird mit dem DAV Bundesverband abzustimmen sein.

Geschäftsbericht: Bislang gut durch die Krise

Der Klimaschutz war das dominierende Thema der Hauptversammlung. Andere Themen gab es aber auch, nicht zuletzt den Bericht des Präsidiums und der Geschäftsleitung des Bundesverbandes. Wichtig war dabei der Blick auf die Corona-Krise: Für das Jahr 2020 stehen rund 2,5 Prozent Wachstum zu Buche, und auch für 2021 erwartet der DAV ein Wachstum – allerdings unterhalb von einem Prozent. Im Vergleich zu den allermeisten anderen Sportverbänden in Deutschland, die geschrumpft sind, ist das eine gute Bilanz. Dennoch hat der Verband viele zusätzliche Belastungen gehabt, die nur deshalb verschmerzbar gewesen sind, weil entsprechende Förderungen durch die öffentliche Hand geflossen sind. Beispiele für Belastungen sind die phasenweise wenig ausgelasteten Hütten und die monatelang geschlossenen Kletterhallen. Ein ähnlicher Bericht kam von der Bundesjugendleitung der JDAV. So habe die Jugendbildungsstätte in Bad Hindelang im letzten Jahr einen Rückgang der Übernachtungszahlen um rund 50 Prozent hinnehmen müssen.

Preise und Gütesiegel für Ehrenamt, Spitzensport, Klimaschutz & Co.

Mit dem Ehrenamtspreis würdigt der Deutsche Alpenverein herausragende Leistungen im Verband. In diesem Jahr fällt die Wahl auf zwei Menschen, die sich bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit schon viel länger für den Klimaschutz einsetzen, als dieses Thema auf der großen gesellschaftlichen Bühne verhandelt wird. Wolfgang Hugofungiert seit Jahrzehnten beim DAV Schweinfurt als Wegewart und hat seine gesamten Aktivitäten in den Bergen immer per Bus und Bahn erreicht – und so zahlreiche andere inspiriert. Herbert Schüle hat in seiner Funktion als Veantwortlicher für die Wintersportabteilung des DAV Freiburg-Breisgau bereits 1988 erste wirkungsvolle Instrumente zur klimafreundlichen Gestaltung des Kurs- und Tourenprogramms installiert.

Für den DAV Sportpreis gab es in diesem Jahr sozusagen „natürliche“ Preisträger: Jan Hojer und Alex Megos. Die beiden Weltklasse-Kletterer gingen bei der Olympia-Premiere des Klettersports in Tokio in diesem Sommer an den Start. Mit ihren dort erreichten Plätzen zwölf und neun holten sie sehr gute Ergebnisse gegen 18 andere Weltklasse-Athleten, die sich neben den beiden für Tokio qualifiziert hatten.

Traditionell verleiht der DAV auf seiner Hauptversammlung jedes Jahr das Grüne Kreuz für besondere Leistungen in der Bergrettung. In diesem Jahr geht diese Auszeichnung an die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen. Stellvertretend für die Einsatzmannschaft der Bereitschaft nahmen der ehemalige stellvertretende Bereitschaftsleiter Thomas Müller und der Bergwacht Notarzt Dr. Armin Berner das Grüne Kreuz entgegen.

Zwei Hütten des Deutschen Alpenvereins sind bereits im Sommer mit dem Umweltgütesiegelausgezeichnet worden; die Berichte dazu erfolgten auf der DAV Hauptversammlung. Zum einen erhielt das Württemberger Haus der DAV Sektion Stuttgart in den Lechtaler Alpen das Siegel. Zum anderen stellt die Neue Reutlinger Hütte im Verwall ein Novum in der Umweltgütesiegel-Geschichte dar, denn die Hütte der DAV Sektion Reutlingen ist die erste Selbstversorgerunterkunft im Kreis der insgesamt 120 ausgezeichneten Häuser.

  • Credits Text Thomas Bucher/ DAV, Kletterszene.com
  • Credits Fotos J. Gassner, DAV/Georg Hohenester, DAV/Wolfgang Ehn, DAV/Silvan Metz, DAV/Marco Kost
  • Beitragsdatum 1. November 2021