Daniel Jung gelingt Erstbegehung von "Super Cowboy" (8c+)

In den Wintersemesterferien stand bei Daniel Jung wieder Siurana auf dem Programm. Diesmal war er einmal mehr im „El Pati“ Sektor unterwegs. Das ist die hohe Wand mit „La Rambla“ und „Glope de Estado“.

Hier der Bericht von Daniel Jung:

Für mich war sie anfangs etwas zu hoch und ich hatte mit meiner Boulderkraft schon nach ein paar Metern dicke Unterarme. Ich dacht die ich geh „Patinoso“ 8c+ mal an, um mich an die langen Routen zu gewöhnen. Im Gegensatz zu den anderen Routen an der Wand ist sie nicht so stark überhängend.
Nach ein paar sehr anstrengenden Versuchen in „Patinoso“ 8c+ hab ich esirgendwie geschafft mit total aufgeblasenen Unterarmen bis unter die obere Schlüsselstelle zu kommen. Zum Glück ist vor dem letzten schweren Boulder eine super Ruhestelle.

Für mich wurde der riesengroße Henkel allerdings erst nach ein paar Minuten wild schütteln angenehm. Die gepumpten Unterarme blieben aber, ich sah absolut keine Chance für mich die weiten Züge an den kleinen Leisten der Schlüsselstelle zu schaffen. Ich dachte mir aber ich versuch es einfach trotzdem, ist ja schon mal ein Fortschritt so weit oben rauszufallen.

Bei den sieben Versuchen zuvor war ich immer schon im mittleren 7b Abschnitt mit steinharten Armen abgefallen. Als mich dann am Henkel entschieden hatte genug geruht zu haben und die erste Leiste stellte war ich total überrascht! Die Maximalkraft war wieder da!

Die acht schweren Züge der Schlüsselstelle gingen gut, wenn aber nicht direkt ein weiterer Ruhepunkt gekommen wäre, hätte ich komm zwei Züge mehr machen können. Nach oben raus gings dann noch schön luftig an guten Griffen und weiten Zügen raus. So konnte ich dann „Patinoso“ im achten Versuch Punkten. Hört sich nach einer schnellen Begehung an, so war es aber nicht…

Ich war nach jedem Versuch so im Eimer, dass ich nur zwei Versuche am Tag machen konnte. Würd die Linie aber eher auf 8c/+ einschätzen, da die Züge an sich nicht so super schwer sind und man vor und nach den Boulderstellen gut ruhen kann.

Ich hatte natürlich schon die nächste Linie im Auge, ein Projekt was Toni Arbones vor längerer Zeit eingebohrt hatte. Ich war einfach mal so mutig und bin eingestiegen und mir hat die Linie total zugesagt! Man steigt „Kalea Borroka“ ein und traversiert nach links, wo man in die Aphrodita Riss- Verschneidung vom Anfang bis zum Ende durchsteigt.

Die Schwierigkeit der Route liegt allerdings nur in der 10 m Traverse, wo man sich mit kleinen Leisten, weiten Zügen und Hooks rumschlagen muss. Nach vielen langen und blutigen Workouts hats dann irgendwann geklappt und ich konnte mich durchschlagen. Die Route ist der Oberknaller und heißt deshalb jetzt „Super Cowboy“.

Mit der Bewertung ist es ja immer so eine Sache, vor allem weil sie sich nicht mit den anderen ausdauernden Routen der Wand vergleichen lässt, es ist ja nur eine Boulderpassage. Verglichen mit anderen kürzeren Routen wie im Can Piqui Pugi Sektor liegt „Super Cowboy“ von der Schwierigkeit her zwischen „L’odi social“ und „Chikane“, 8c+ könnt also passen.

Für alle Super Cowboys und die, die es werden wollen hier alles ganz genau:

Man steigt Kalea Borroka ein und quert am 4. Haken nach links. Die Tritte sind erst was bröckelig aber egal, nach 3m wird der Fels Top! Man klettert etwas tricky über kleine Leisten und dann über drei weite Henkel Zügen in ein großes Loch im steilen Überhang. Aus dem No-hand rest kann man nochmal schön das Patital Kopfüber bewundern bevor man richtig Gas geben muss.

Weit hoch muss man ziehen um an den Untergriff mit links zu kommen und noch viel weiter um dann den nächsten guten Griff zu erreichen. Nach langen ausbouldern war ich froh eine kleine aber feine Leiste zu entdecken, mit der dann der für mich so weite Zug vom Untergriff doch gut ging (1).

Zum Auflösen kommt ein Hook zur unteren Hand, nun muss die rechte Hand am guten Griff dem Fuß Platz machen (2). Dafür stehen kleine Leisten direkt über der guten Incutleiste zur Verfügung. Die Wand ist super abdrängend, Tritte gibts fast keine und wenn dann nur ganz kleine. An dieser Stelle dürfen sich die Zehen aber über einen guten Heelhook freuen. Sitz der Hook setzt man zur Traverse nach links an.

Man schnappt mit links auf eine kleine Schulterleiste (3) um das Körpergewicht etwas weiter nach links zu bringen. Denn, noch etwas weiter links wartet eine weiter Leiste, die ist etwas besser als erstere aber dennoch klein, es wird also (mit links) weitergeschnappt (4). Die Linke Leiste war einmal viel größer, beim Ausbouldern war sie mir aber dreimal hintereinander ausgebrochen. Jetzt ist sie schön klein aber auch solide.

Hat man die linke Leiste in der Hand, muss der linke Fuß auf einen kleinen Tritt platziert werden. Allerdings kann man den nicht sehen, denn er versteckt sich unter einem kleinen Dach. Das macht die Sache recht schwer, denn hat man ihn gefunden muss der Hook mit Rechts gelöst werden und ein Fußwechsel statt finden (6) auf dem Bild hat der Fußwechsler nicht geklappt, was sehr anstrengend ist). Hier ist Zehenspitzen Gefühl gefragt, der rechte Fuß muss gut stehen denn jetzt kommt der schwerste Zug!

Mit der rechten Hand muss man auf die Leiste nachschnappen die man zuvor für die Linke als Zwichengriff hatte. Bei der Aktion muss ordentlich Schwung abgehalten werden und der rechte Fuß sollte stehen bleiben. Denn vom rechten Tritt springt man ab um den linken Fuß ganz weit nach links oben auf einen Aufleger zu schwingen (8). Nun muss man dem linken Toehook vertrauen und an einen Seitgriff überm linken Fuß Schnappen (7,9).

Hat man diesen erwischt, sollte man wieder sehr präzise stehen und zwar mit rechts ganz links auf einem Seittritt um den linken Toehook in einen Heelhook zu verwandeln. So kann man mehr Gewicht auf den Fuß übertragen und hat mehr Bewegungsfreiraum. Während man dann hofft, dass der rechte Fuß nicht von dem kleinen Tritt rutscht, unterkreuzt man mit rechts zum linken Fuß (10).

Dann noch einmal dem rechten Fuß vertrauen schenken und mit der Linken Hand zur rechten auf den Aufleger patschen. Dann geht es einfacher weiter (11) in eine gute Raststelle, genau dass was man sich eigentlich wünscht, viel Gewicht auf den Füßen. Es warten aber noch 20 m Verschneidungs- und Risskletterei über einem und man sollte schauen, dass man sich die Zehen nicht taub ruht.

Die Rissverschneidung nach oben raus ist nicht mehr wirklich anstrengen, man sollte aber wissen wie es geht (12). Die Reise nach oben wird sicherlich nicht langweilig und man sollte auf der Hut sein. Der Untergriffriss kann ganz schön lustig werden wenn man seine Zehen nicht mehr spürt (13). Ganz oben muss man sogar noch ein-, zweimal richtig durchreisen bevor man den Umlenker klippt!

Vielen Dank an meine Sponsoren Black Diamond, Chimpanzodrome und Five Ten!

    Text: Kletterszene
  • Beitragsdatum 25. Mai 2009